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Krankenhäuser

Kliniken in der Region drohen weitere Stationsschließungen

Eine neue Regelung könnte Kliniken und Patienten Schwiergkeiten bereiten.

Eine neue Regelung könnte Kliniken und Patienten Schwiergkeiten bereiten.

Hannover. Mal sind alle Kinderintensivbetten in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) belegt, dann wieder sind sämtliche Betten der Inneren Medizin in den hannoverschen Krankenhäuser voll, ein anderes Mal alle neurologischen Notfallbetten. Eigentlich sollte es die ganz große Ausnahme bleiben, aber inzwischen ist die Schließung einzelner Stationen in den hannoverschen Krankenhäusern zur Normalität geworden. Für die Patienten bedeutet das, dass sie normalerweise zwar behandelt, dann aber in ein anderes Krankenhaus, manchmal sogar bis nach Hildesheim oder Alfeld, gebracht werden müssen.

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Die Lage könnte sich ab dem 1. Januar noch erheblich verschärfen. Dann tritt bundesweit eine neue Rechtsverordnung in Kraft, die Personaluntergrenzen für bestimmte Stationen in Krankenhäusern festlegt. Regionspräsident Hauke Jagau befürchtet, dass das zu noch häufigeren Abmeldungen von Stationen in Krankenhäusern führt. Denn das Personal sei knapp, weil es bundesweit nicht ausreichend Pflegekräfte gibt. „Das macht uns allen große Sorge“, sagte Jagau, der auch Aufsichtsratschef des Klinikums ist. „Ich fürchte, das wird zu weiteren Verwerfungen in der Bevölkerung führen“, meinte Jagau.

Kampagne für mehr Pflegekräfte

Betroffen von der Neuregelung sind die Intensivstationen sowie die Bereiche Geriatrie, Kardiologie und Unfallchirurgie. Beispielsweise darf auf der Intensivstation in der Tagschicht eine Pflegekraft höchstens zwei Patienten betreuen, in der Nachtschicht maximal drei Patienten. In der Unfallchirurgie darf eine Pflegekraft in der Tagesschicht höchsten 10 Patienten betreuen, in der Nachtschicht 20 Patienten.

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Das Regionsklinikum habe gerade eine Kampagne gestartet, um mehr Pflegekräfte zu gewinnen. Jagau berichtet aber von einer ständig steigenden Zahl von Pflegekräften, die an den Krankenhäusern kündigten und stattdessen bei Zeitarbeitsfirmen anheuerten. Dort könnten sie ihre jeweilige Lieblingsschicht frei wählen und würden auch noch besser bezahlt.

Kritik an Krankenkassen

Ein zunehmendes Problem für die Kliniken ist nach Angaben von Jagau auch das Verhalten der Krankenkassen. Deren Medizinischer Dienst akzeptiere immer seltener die Abrechnungen der Krankenhäuser. Bis zu 18 Prozent der Rechnungen würden von den Kassen erst einmal nicht bezahlt, berichtete der Regionspräsident. „Die Krankenhäuser müssen dann einen Riesenaufwand betreiben und schauen, wie sie an ihr Geld kommen“, erläutert er. „Die Pflegekräfte müssen also noch mehr Energie in das Ausfüllen von Formularen stecken.“ Diese Zeit fehle dann für die Patienten.

„Wir prüfen im Auftrag der Krankenkassen, ob die medizinischen Voraussetzungen für die Leistungsabrechnungen vorliegen“, erklärt Elke Grünhagen, Sprecherin der Medizinischen Dienste beim Spitzenverband des Bundes der Krankenkassen (MDS). Geprüft werde, ob die stationäre Behandlung eines Patienten notwendig, die Verweildauer im Krankenhaus angemessen war und ob die Abrechnungsregeln eingehalten wurden. „Die Krankenkassen entscheiden dann, wie sie mit dem Ergebnis der Prüfung umgehen“, sagt Grünhagen.

„Wir zahlen die Rechnungen zunächst voll“, sagt Oliver Giebel, Sprecher der AOK Niedersachsen. Eventuelle Korrekturen erfolgten erst, wenn die Prüfer der Medizinischen Dienste Fehler entdeckt hätten. Die von Jagau genannte Größenordnung von 18 Prozent treffe zumindest für den Bereich der AOK nicht zu; der Wert liege deutlich niedriger.

Von Mathias Klein und Bernd Haase

HAZ

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