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Streit um Klinikum MerheimNotfallpraxen in Köln auf sechs reduziert

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(Symbolbild)

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Köln – Um die Neuordnung der ambulanten Notdienstpraxen in Köln gibt es Streit zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) und den Kliniken der Stadt Köln. Der Grund: Das größte rechtsrheinische Krankenhaus, das städtische Klinikum in Merheim, spielt in den Überlegungen der KVNO offenbar keine Rolle mehr.

Bisher unterhielten die niedergelassenen Ärzte in Köln zehn Notdienstpraxen, in denen sie sich außerhalb der üblichen Praxiszeiten um Patienten kümmern – dieses Angebot existiert parallel zu den Notaufnahmen der Kliniken und wird von den Ärzten finanziert. In den Notdienstpraxen sollen leichtere Erkrankungen wie etwa Mittelohrentzündungen behandelt werden, in den Notaufnahmen dagegen schwerere wie Verbrennungen.

Rechtsrheinisch bleiben nur zwei Notfallpraxen erhalten

Zum neuen Jahr hat die Umstrukturierung der Praxen begonnen: Aus zehn Standorten werden sechs. Im Linksrheinischen verschwinden vier Praxen, dafür nimmt am 15. Januar eine neue zentrale Notdienstpraxis an der Uniklinik den Betrieb auf. Der Notdienst der Kassenärzte wird mit dem Ziel umstrukturiert, jede Notfallpraxis an eine Klinikambulanz anzugliedern.

Im Rechtsrheinischen soll die Praxis in der Genovevastraße in Mülheim schließen. Hier bleiben nur die Standorte am Evangelischen Krankenhaus Kalk und am Krankenhaus Porz erhalten. Das sei zu wenig, findet der Klinische Direktor der städtischen Krankenhäuser, Prof. Dr. med. Horst Kierdorf. Er fordert, dass rechts des Rheins ein dritter Standort am Klinikum Merheim eingerichtet wird – analog zu der neuen zentralen Notdienstpraxis an der Uniklinik. „Es ist richtig und wichtig, die Notdienstpraxen an Krankenhäusern zu konzentrieren“, betont Kierdorf.

18.000 bis 20.000 Notfallpatienten pro Jahr in Klinikambulanz Merheim

Dort würden erfahrene Hausärzte bei der Erstdiagnose zwischen Bagatellerkrankungen und schweren Fällen unterscheiden, Letztere könnten sofort im Krankenhaus weiter behandelt werden. Um bei lebensbedrohlichen Fällen sofort das volle Spektrum medizinischer Leistungen zur Verfügung zu haben, sei es sinnvoll, dass die zentrale Notdienstpraxis im Linksrheinischen am Maximalversorger Uniklinik eingerichtet wird. „Genauso sinnvoll ist es, auch eine Notdienstpraxis am einzigen Maximalversorger im Rechtsrheinischen, der Klinik Merheim, anzusiedeln“, so Kierdorf.

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Er verweist auf rund 18.000 bis 20.000 Notfallpatienten, die jedes Jahr die Klinikambulanz in Merheim aufsuchen würden. In deren Einzugsgebiet lebten rund 350 000 Menschen. Vor seinem Wechsel nach Köln habe er an den städtischen Kliniken Braunschweig einen gemeinsamen Betrieb von Klinik-Ambulanz und Notdienstpraxen eingeführt. Das Modell lasse sich auch am Klinikum Merheim praktizieren.

Notfallnummer

116117

So lautet die bundesweit einheitliche Rufnummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Dort beraten erfahrene Ärzte. Dieses Angebot existiert getrennt von der Notrufnummer 112.

Um die Versorgung der Notfallpatienten effektiver zu steuern und um die Rettungsdienste und Klinikambulanzen von Bagatellerkrankungen zu entlasten, sollen beide Notfallnummern in Zukunft vernetzt werden. Ihre Pläne dafür stellt die KNVO am 9. Januar vor. (fu)

Das sieht Dr. Jürgen Zastrow, Vorsitzender der Kreisstelle Köln der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, anders. „Wir haben den Standort Merheim konstruktiv geprüft, halten ihn aber nicht für gut geeignet.“ Merheim liege dezentral und sei schlecht erreichbar – die nächste Straßenbahnhaltestelle sei 800 Meter entfernt, selbst vom Parkhaus müsse man 200 Meter laufen. Außerdem werde Merheim weniger in Anspruch genommen als Kalk. Zastrow beziffert die Zahl der ambulanten Notfälle in Merheim auf rund 14.000 pro Jahr – das seien nicht mal halb so viele wie am Krankenhaus Kalk. Dort kämen jährlich 18.000 Patienten in die Notdienstpraxis der KVNO-Vertragsärzte sowie weitere 11.000 Patienten in die Notfallambulanz der Klinik.

Wenn man die Praxis in Kalk zumachen und nach Merheim verlagern würde, schaffe das Probleme, sagt Zastrow. „Patienten aus Kalk und Mülheim fahren nicht nach Merheim. Die gehen dann in die Klinikambulanz in Kalk.“ Üblich in Städten sei eine Notdienstpraxis auf 400.000 Einwohner – somit sei der Bedarf in Köln mit zwei rechtsrheinischen und vier linksrheinischen Praxen mehr als gedeckt.

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