Wilhelmshaven - Offiziell und öffentlich mag niemand darüber reden. Aber hinter den Fassaden des schlagzeilenträchtigen Wilhelmshavener Klinikums wird mit härtesten Bandagen um die Macht im Haus gekämpft – nach Ansicht informierter Kreise auf dem Rücken und zulasten der Patienten.

Vorläufiger Höhepunkt im Ringen um die Führung: Der Geschäftsführer des Krankenhauses, Reinhold Keil, hat nach Informationen der NWZ eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Ersten Stadtrat Wilhelmshavens, Armin Schönfelder, erstattet.

Schönfelder soll nach einem überparteilichen Beschluss des Stadtrats neuer Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums werden. Das war zuletzt Wilhelmshavens Oberbürgermeister Andreas Wagner, der sich aus dem Gremium zurückzog, nachdem er sich bei einer Entscheidung im Zusammenhang mit dem geplanten Krankenhausneubau nicht hatte durchsetzen können.

Dem von der Politik einmütig ins Aufsichtsgremium geschickten Schönfelder wird von Keil vorgeworfen, er habe sich in unzulässiger Weise in das operative Geschäft des Krankenhauses eingemischt.

Dabei ging es nach sicheren, aber offiziell nicht bestätigten NWZ-Informationen um die Tatsache, dass der Jurist Schönfelder, nachdem er vom Rat in den Aufsichtsrat entsandt worden war, Gespräche mit Mitgliedern des Chefarztgremiums sowie Betriebsratsvertretern geführt hat. In den Treffen stellte er sich sowohl als neuer Erster Stadtrat als auch als zuständiger Krankenhausdezernent der Stadtverwaltung und als neues Mitglied im Aufsichtsrat vor.


In diesen Antrittsgesprächen wurden ihm offenbar Vorgänge aus dem Krankenhaus mitgeteilt, die er dann kurz vor Weihnachten vertraulich mit Geschäftsführer Keil besprechen wollte. Der drehte dann den Spieß um, warf Schönfelder anmaßendes Verhalten vor und schrieb eine Dienstaufsichtsbeschwerde.

Zu den kritischen Punkten dürfte die Frage gehört haben, warum es in den vergangenen Monaten einen regelrechten Aderlass an Chefärzten in dem Haus gegeben hat. Des Weiteren ging es wohl um die Frage nach der Beförderung von Keils Ehefrau zur stellvertretenden ärztlichen Direktorin des Hauses, vollzogen durch ihren Ehemann und dem Aufsichtsrat erst nachher mitgeteilt.

Außerdem ist nach NWZ-Informationen noch der Verdacht auf einen Abrechnungsbetrug durch ein Mitglied des Chefarztgremiums zu klären. Hierbei geht es um die Frage, wie der Fall bisher im Krankenhaus behandelt wurde. Offenbar gibt es die Sorge, dass es den Versuch gegeben haben könnte, die Angelegenheit zu vertuschen.

Mit Spannung wird in diesem Zusammenhang eine zunächst nicht geplante Aufsichtsratssitzung erwartet, die für Mittwoch angesetzt wird. Auf der Tagesordnung ist unter anderem die Wahl eines neuen Vorsitzenden des Gremiums sowie des stellvertretenden Vorsitzenden geplant.

Jürgen Westerhoff