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Josef-Hospital Delmenhorst Aufsichtsrat steht hinter Krankenhaus-Chef Friedel

Der Aufsichtsrat des Josef-Hospitals Delmenhorst stärkt Geschäftsführer Florian Friedel den Rücken bei der Entscheidung, den Chefarztposten der Frauenklinik neu zu besetzen.
11.01.2019, 13:51 Uhr
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Aufsichtsrat steht hinter Krankenhaus-Chef Friedel
Von Andreas D. Becker

Delmenhorst. Nun meldet sich auch der Aufsichtsrat des Josef-Hospitals Delmenhorst in der Kausa Frauenklinik zu Wort: „Dem Aufsichtsrat ist die Bedeutung einer wohnortnahen geburtsmedizinischen Versorgung sehr bewusst, und er spricht sich einstimmig für den Erhalt einer geburtsmedizinischen Abteilung am Josef-Hospital aus“, teilte der Aufsichtsratsvorsitzende, Oberbürgermeister Axel Jahnz, am Donnerstag mit. Im Vorfeld war kritisiert worden, dass Jahnz sich bislang mit Verweis darauf, sich öffentlich nicht zu Personalangelegenheiten zu äußern, geschwiegen hatte. Streitpunkt ist dabei immer noch die Trennung des JHD von der Chefärztin der Frauenklinik, Katharina Lüdemann.

Jahnz betont in seiner Stellungnahme auch noch einmal: „Personelle Angelegenheiten liegen in der Entscheidung des Geschäftsführers. So ist es auch im Gesellschaftsvertrag geregelt. Der Aufsichtsrat steht hinter der Entscheidung des Geschäftsführers.“ Zwar hat es nach Informationen unserer Zeitung keine außerordentliche Sitzung des Gremiums gegeben, aber im Umlaufverfahren soll der Aufsichtsrat die Personalentscheidung von JHD-Geschäftsführer Florian Friedel einstimmig gebilligt haben. Jahnz schließt seine Stellungnahme mit einer Bitte: „Der Aufsichtsrat appelliert an Teile der Politik, die Öffentlichkeit und die Medien, bei allem Verständnis für die emotional geführte Debatte, die Diskussion wieder zu versachlichen und den respektvollen Umgang miteinander zu wahren.“

Mit Teilen der Politik wird Jahnz unter anderem seine eigene Partei meinen, die SPD. Der Unterbezirksvorstand hatte sich Anfang des Jahres in einem offenen Brief sehr deutlich gegen die Personalentscheidung von Friedel positioniert. Unter anderem heißt es in dem Schreiben: „Jedoch mit der Nachbesetzung die Prioritäten in der Frauenklinik – wie schon in der Vergangenheit – wieder so zu setzen, als sei die in der Regel schlechter vergütete Geburtshilfe zu vernachlässigen zugunsten der bessere Erlöse generierenden (insbesondere operativen) Gynäkologie, mag bei verengter betriebswirtschaftlicher Sicht manchen Menschen noch einsichtig sein. Für eine gute Versorgung der Schwangeren, auch der Risikoschwangerschaften, in der Region halten wir diese Prioritätensetzung für falsch und einen erneuten Irrtum ähnlicher Art wie die Experimente um die Frauenklinik in den vergangenen Jahren.“ Die Sozialdemokraten beziehen das auf die Schließung der Frauenklinik am ehemaligen städtischen Klinikum vor fünf Jahren, für viele Beobachter definitiv der Anfang vom endgültigen Ende des Klinikums Delmenhorst.

„Uns hat bei dieser Entscheidung von Herrn Friedel nachdenklich gemacht, in welche Richtung sich das JHD entwickeln soll“, erklärt Petra Behlmer-Elster, Vorsitzende des SPD-Unterbezirks. Die Sozialdemokraten sehen eine zu strikte Ausrichtung auf reine Wirtschaftlichkeit kritisch, sondern fordern gerade bei einem kommunal geführten Haus der Grund- und Regelversorgung auch Spielraum, zumindest teilweise mehr das Allgemeinwohl im Auge zu haben. „Es geht uns dabei auch um die bestmögliche Versorgung der Frauen in der Stadt“, sagt die Unterbezirksvorsitzende. Der Protest in Sozialen Netzwerken, vor allem von Frauen artikuliert, zeige auch, dass diese die Entscheidung von Friedel kritisch sehen. Und auch die Online-Petition „Wertschätzende Geburtshilfe erhalten!“ mit rund 1090 Unterstützern am Donnerstagnachmittag sei Ausdruck dafür. „Und es erstaunt uns schon sehr, dass man im Krankenhaus auf diese Art und Weise mit einer Chefärztin umgeht, die eine Koryphäe auf dem Gebiet der Geburtshilfe ist.“

Der Vorstoß des Unterbezirksvorstandes – der laut Petra Behlmer-Elster im Gremium quasi auf keinen Widerspruch stieß, lediglich ein Mitglied hätte ihrer Aussage nach gern noch intensiver über das Thema geredet – findet nicht überall in der Partei Freunde, das gibt die Vorsitzende zu. Auch in der Stadtratsfraktion nicht, die vorab nicht bei der Formulierung des Offenen Briefes involviert war, wie Fraktionschefin Bettina Oestermann sagt, die selbst im Aufsichtsrat des JHD sitzt. „Wie die Fraktion das in Gänze sieht, kann ich nicht sagen, weil wir erst am Montag wieder Fraktionssitzung haben. Ich hätte dem offenen Brief so nicht zugestimmt“, sagt sie. Und das einstimmige Votum des Aufsichtsrates, in dieser Angelegenheit Friedel den Rücken zu stärken, untermauert ihre Haltung.

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