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Ostschweiz
Frauenfeld & Hinterthurgau
Dass die dem Kanton gehörende Thurmed AG die Spitalapotheke in Münsterlingen führt, ist rechtlich nicht korrekt. Davon gehen mehrere Kantonsräte aus. Der Regierungsrat ist anderer Meinung.
Eigentlich war das Anliegen der Interpellation «Öffentliche Apotheke im Kantonsspital Frauenfeld» erfüllt, schon bevor sie am Mittwoch im Grossen Rat traktandiert war. Nach Verhandlungen, bei denen der Kanton als Moderator auftrat, hatten sich die Thurmed AG, der Verein Apotheken Thurgau und das Ärztenetzwerk Thurgau gefunden. Sie wollen die Horizont Apotheke, die noch in diesem Jahr im Kantonsspital Frauenfeld eröffnet wird, gemeinsam führen.
Der ursprüngliche Plan lautete, dass die Thurmed AG, die sich im Besitz des Kantons befindet, die neue Spitalapotheke alleine führt. Die Thurgauer Apotheken wehrten sich gegen die staatliche Konkurrenz, acht Kantonsräte wandten sich daraufhin mit der Interpellation an den Regierungsrat.
Eigentlich gibt es also schon eine einvernehmliche Lösung, wofür sich Erstunterzeichner Josef Gemperle (CVP) an der Grossratssitzung auch bedankte: «Dieses gemeinsame Projekt bei der Apotheke Horizont kann wirklich Pilotcharakter haben.»
Doch Gemperle ortete weitere Unklarheiten, vor allem bei der Campus Apotheke im Kantonsspital Münsterlingen. Diese wird von der Thurmed AG alleine geführt. In seiner Antwort schreibe der Regierungsrat aber, dass es keine gesetzliche Grundlage dafür gebe, dass der Kanton eine öffentliche Apotheke führe. Gemperle verweist auf Rechtsgutachten, die ihm vorliegen, und sagte:
«Ich bin der Meinung, dass die Campus Apotheke nicht gesetzeskonform ist.»
Toni Kappeler (GP, Münchwilen) monierte, dass der Regierungsrat die Frage zur Eigentümerschaft der Campus Apotheke gar nicht beantwortet habe. Auch Ueli Fisch (GLP, Ottoberg) geht davon aus, dass die Regierung das Gesetz falsch auslegt:
«Wir fordern, dass die Thurmed sich aus der Horizont Apotheke zurückzieht.»
Auch die Campus Apotheke soll neu organisiert werden. Noch besser wäre es seiner Meinung nach, wenn die Führung der Spitalapotheken öffentlich ausgeschrieben wird.
Alex Frei (CVP, Eschlikon) verwies auf die Bundesverfassung und den Grundsatz, dass sich der Staat nicht in privaten Wettbewerb einmischen darf: «Daran muss sich auch die Spital Thurgau AG halten.»
Die SP-Fraktion steht dagegen hinter der Antwort der Regierung. Barbara Kern (Kreuzlingen) verlangte, die Kranken seien ins Zentrum zu stellen. Die SVP-Vertreter hatten eine Diskussion des Themas abgelehnt, «weil das Anliegen der Interpellanten vollumfänglich erfüllt ist», wie Daniel Vetterli (Rheinklingen) sagte.
SVP-Regierungsrat Jakob Stark bestätigte, dass der Kanton selber keine öffentliche Apotheke führen dürfe. Die Thurmed AG sei jedoch im Gesundheitsgesetz verselbstständigt und somit den Marktkräften ausgesetzt. «Ich würde es darauf ankommen lassen», sagte Stark, dass die Thurmed AG eine öffentliche Apotheke betreiben dürfe. Er habe auch noch nie eine Klage eines Apothekers über die Spitalapotheke in Münsterlingen gehört.
Etwas wie ein halbes Versprechen liess er sich trotzdem noch entlocken: Falls das Projekt mit der Horizont Apotheke gut verlaufe, könne man die Diskussion über die Campus Apotheke vielleicht noch einmal führen.