„Kein Problem. Wir erfüllen die Mindestanforderungen in puncto Personalstärke“, hieß es seitens der Pflegedirektion des regionalen Klinikkonzerns GLG. Ein Pfleger widerspricht dieser Darstellung. Er erhebt Vorwürfe gegen die Krankenhausleitung.
Beim Lesen der Aussagen der Pflegedirektion hätten er und viele seiner Kollegen sich „in einen falschen Film versetzt“ gefühlt, schreibt ein Pfleger, der zurzeit auf einer Intensivstation (ITS) am Eberswalder Forßmann-Krankenhaus arbeitet, seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte. Anders als im Beitrag „Mindestbesetzung garantiert“ (MOZ vom 15. Januar) durch die  Verantwortlichen dargestellt – in dem Artikel geht es um die seit 1. Januar für die Pflege geltenden „Personaluntergrenzen“, müssten „jeden Tag Betten von A nach B geschoben werden, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen“. Eben weil es nicht genügend Pflegekräfte gebe. Damit widerspricht der Mitarbeiter den Aussagen von Vize-Pflegedirektor Robert Schindler.
Der Kollege berichtet davon, dass im vorigen Jahr „mehrere Pflegekräfte unsere Station verlassen“ und „etliche eine Stundenreduktion vorgenommen“ hätten. Im Gegenzug sei nur eine Stelle neu besetzt worden. Die Ausfälle seien durch „Einspringen, Bettensperre und Leasing kompensiert“ worden. Überhaupt würden einige Kollegen „aus dem Stammpersonal“ ins Leasing-Modell wechseln. Vorteil für die Pflegekräfte: bessere Bezahlung bei freier Dienstwahl.  Aber auch für den Arbeitgeber sei Leasing „ein schönes Geschäftsmodell“. Denn er müsse sich „nicht um Krankheit, Urlaub, Weiterbildung“ kümmern.
Dem Betriebsrat sind solche Schilderungen nicht neu. Wie Vorsitzende Ursula Kregel bestätigt, hätten sich Kollegen bereits an den Betriebsrat gewandt und von Betten- bzw. Patientenverlegungen berichtet. Im Fall der Intensivstation (ITS) wechseln dann Patienten auf den Wachbereich, auf die sogenannte IMC. Beide, ITS und IMC, befänden sich auf einer Station. „Und für die IMC gelten die Personaluntergrenzen eben nicht.“
Einmal im Monat gebe es am Haus eine sogenannte Stellenplansichtung. Demnach würden „auf dem Papier“ keine Pflegekräfte fehlen, außer im intensivmedizinischen Bereich. Dort gibt es laut Kregel Engpässe. Ihrer Einschätzung zufolge müssten acht bis zehn Kräfte eingestellt werden. Engpässe werden u. a. mit Leasing überbrückt. „Etwa 50 Prozent aller Stationen arbeiten damit.“ Seit einiger Zeit gebe es zudem eine „Dienstbörse“, die seit Dezember (befristet bis Ende Juni) nunmehr für alle Abteilungen gilt. Wer zusätzliche Dienste übernimmt, bekommt die Extra-Schicht mit 150 Prozent (vormals 125 Prozent) vergütet. Dieses Modell, das durchzusetzen „richtig harter Kampf war“, werde „sehr gut angenommen“, so die Betriebsrätin.
Robert Schindler wiederum versichert erneut, dass die Behandlung intensivpflichtiger Patienten sichergestellt sei. Im „Forßmann“ gebe es insgesamt 20 ITS-Betten, jeweils zehn auf Station 1 (chirurgische ITS) und Station 14 (internistische ITS). Der Schlüssel für die ITS liege bei 2,5 Patienten pro Pflegekraft am Tage und bei 3,5 Pflegekräften in der Nachtschicht. „Wir erreichen ein Verhältnis von 2:1 bzw. 3:1.“ Ob ein Patient auf die IMC verlegt wird, in den Wachbereich, darüber entscheide allein der Arzt, nicht die Pflege. Denn dies sei eine medizinische Frage. Muss ein Patient beispielsweise beatmet werden, ginge dies nur auf der ITS, die über das entsprechende Equipment verfügt. Das Sperren von Betten, so Schindler weiter, sei das allerletzte Mittel, so geschehen im vorigen Jahr bei der Grippe-Welle.
Die Arbeitsbedingungen, wozu auch Fragen der Personalausstattung gehören, sind Gegenstand der anstehenden Manteltarifverhandlungen am „Forßmann“. Der Vertrag ist zum 31. März gekündigt. Mit den Forderungen werde sich in Kürze die Tarifkommission befassen, kündigt Ursula Kregel an. Auf der Homepage der Klinik sind aktuell etliche Stellen im Pflegedienst ausgeschrieben, darunter explizit auch für die ITS.