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Soester Klinik-Fusion: Mitarbeiter schon weiter als mancher Politiker - eine Analyse

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Vier Ecken, drei Stunden, ein Ziel: Der Soester Hauptausschuss stimmt für den Beginn der Fusionsverhandlungen für die beiden Soester Krankenhäuser.
Vier Ecken, drei Stunden, ein Ziel: Der Soester Hauptausschuss stimmt für den Beginn der Fusionsverhandlungen für die beiden Soester Krankenhäuser. © Dahm

Soest – Die gute Nachricht vorweg: Soests Politiker wollen einstimmig die Fusionsgespräche und somit ein großes, gemeinsames Krankenhaus in der Stadt. Aber es wird noch ein steiler, steiniger Weg dorthin – so viel zeichnet sich nach der Hauptausschuss-Sitzung ab.

Denn der benötigte an die drei Stunden für die Startfreigabe. Zum ersten Mal haben die Akteure jetzt öffentlich bekannt, was sie wollen und was nicht. Bisher ist in den Fraktionen, im Aufsichtsrat des Klinikums, in einer Lenkungsgruppe (aus Fraktionsspitzen, Bürgermeister und Klinikum-Chef) sowie in einer Kommission (aus Vertretern des Klinikums und des Marienkrankenhauses) geredet worden. 

Wenn überhaupt teilte jeder immer nur das mit, was zu seinem Weltbild passte. Legte man die Aussagen übereinander, ergab das das kein stimmiges Bild. Nun herrscht Klarheit. 

Mehrheit des Hauptausschusses reagiert verblüfft

Mit dem gemeinsamen Krankenhaus unter dem Dach des Katholischen Hospitalverbunds Hellweg am Klinikum-Standort im Soester Westen tun sich zumindest SPD und SO-Partei schwer. Sie wollen die Festlegung auf den Hospitalverbund, zu dem heute bereits das Soester Marienkrankenhaus (238 Betten), das Katharinen-Hospital in Unna (340) und das Mariannen-Hospital in Werl (138) zählen, am liebsten streichen. 

Die Begründung, die SPD-Fraktionschef Roland Maibaum liefert, klingt reichlich konstruiert: „Wir wissen nicht, ob wir überhaupt befugt sind, das Eigentum der Stadt Soest in eine (kirchliche) Gesellschaft zu überführen.“ Die Mehrheit des Hauptausschusses reagiert verblüfft bis verärgert. Die Frage nach der Konstruktion unterm Dach des Hospitalverbunds ist mehr als einmal im vergangenen Jahr erörtert worden; was jetzt noch an Einzelheiten geklärt werden muss (Finanzen, Investment, Mitarbeitervertretung, medizinisches Konzept), wird Gegenstand der Fusionsverhandlungen sein. 

Erstaunlich gelassen bleibt Bürgermeister Eckhard Ruthemeyer, der die abendfüllende Debatte am Donnerstag geleitet hat. Nur einmal entfährt ihm ein Satz wie dieser: „Ich frage mich manchmal, für was ich meine Lebenszeit hergebe.“ 

Entscheidende Ratssitzung in der kommenden Woche

Gut, wie gesagt, ist: Die Öffentlichkeit weiß nun genau, wo und bei wem es hakt. Kommende Woche in der entscheidenden Ratssitzung, bei der endgültig der Weg für die Fusionsverhandlungen freigemacht werden soll, droht eine weitere Redeschlacht über eine Schlacht, die längst geschlagen ist. 

Zwei Punkte wären noch bemerkenswert: Am Ende stellen sich auch SPD und SO-Partei hinter eine „gemeinsame Absichtserklärung“ der beiden Soester Kliniken, die sogar „die Minderheitsbeteiligung der Stadt Soest am Hospitalverbund“ explizit erwähnt. Man möchte fragen: Nicht genau gelesen? 

Mitarbeitervertretungen melden sich zu Wort

Erstmals haben sich nun auch die beiden Mitarbeitervertretungen der Soester Krankenhäuser zu Wort gemeldet. Sie wünschen, „transparent und rechtzeitig“ über die Fusion informiert zu werden. Denn nur so „können (sie) unterstützend zum Erfolg beitragen“. Auch wenn so ein Prozess mühsam wirke, auf Dauer werde er Ressourcen einsparen. Eines aber ist den Beschäftigten besonders wichtig: „Wir möchten nicht Spielball politischer und weltanschaulicher Grabenkämpfe werden.“ 

Und genau das, so zeigt die öffentliche Debatte, wollen die Bürger und (potenziellen) Patienten auch nicht.

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