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Mehr Frühgeborene in der Region – Kinderzahl nimmt zu

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Gelnhausen/Fulda - Die Zahl der zu früh geborenen Kinder steigt. In Hessen werden sie an mehr als zehn Klinikstandorten betreut – auch in Gelnhausen und Fulda. Dort sind die Zahlen stabil.

2017 kamen in Hessen 327 Neugeborene mit extrem niedrigem Geburtsgewicht zur Welt, 2016 waren es 291, im Jahr 2012 zählte das Statistische Landesamt 207 Kinder. Betreut werden die „Frühchen“ auch in Gelnhausen und Fulda. Der Standort Gelnhausen ist ein „Perinatalzentrum Level 2“. Das bedeutet, dass Frühgeborene ab der 29. Schwangerschaftswoche beziehungsweise einem geschätzten Geburtsgewicht von 1250 Gramm versorgt werden.

Im Jahr 2018 wurden in Gelnhausen 24 Frühgeborene mit einem Gewicht unter 2500 Gramm geboren und betreut. Die Zahl ist hier stabil: In den Jahren 2015, 2016 und 2017 waren es 23, 26 beziehungsweise 35.

Frühgeburt vermeiden

„Unsere geburtshilflichen Teams unternehmen alles in ihrer Macht Stehende, um jede Frühgeburt zu vermeiden, was ihnen zum Glück sehr häufig gelingt. Daher können wir keinen signifikanten Anstieg der Frühgeborenen feststellen“, teilt die Klinik mit.

Mehr Geburten in Gelnhausen

Gelnhausen gehört zu den zehn größten Geburtskliniken Hessens und konnte in den vergangenen Jahren insgesamt einen Anstieg der Geburtenzahlen verzeichnen. Während 2014 noch 1471 Babys in Gelnhausen geboren wurden, waren im Vorjahr 1728. Dr. Elke Schulmeyer, Chefärztin der Gelnhausener Frauenklinik: „Dass sich uns jährlich so viele Schwangere anvertrauen, ist eine große Anerkennung des Engagements der Mitarbeiter und ein Vertrauensbeweis für die Main-Kinzig-Kliniken. Es ist die Leistung eines großen Teams. Unsere Ärzte, Hebammen und Pflegefachkräfte tun alles dafür, um jeder Geburt ihren individuellen Rahmen zu bieten.“

Im Klinikum Fulda kamen im Jahr 2012 insgesamt 19 Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1000 Gramm zur Welt; im Jahr 2017 waren es 28. Damit spiegeln die Zahlen in Fulda ziemlich genau den Landestrend wieder. „Dass diese Entwicklung vor allem auf häufigere späte Schwangerschaften sowie Maßnahmen der Reproduktionsmedizin zurückzuführen sei, halte ich für reine Spekulation. Dies lässt sich nicht belegen. So war das durchschnittliche Alter der Mutter bei Geburt eines Kindes im Jahr 2017 mit 31,2 Jahren nur minimal höher als im Jahr 2012 mit 30,7 Jahren“, berichtet Professor Dr. Reinald Repp, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Fulda.

Mehr Kinder in Deutschland

„Oft vergessen wird, dass auch die Kinderzahl in Deutschland in den letzten Jahren wieder stetig angestiegen ist. Mit 61.000 lag sie in Hessen im Jahr 2017 etwa 17 Prozent höher als 2012. Aber auch dieser Anstieg kann die deutliche Steigerung der Zahl sehr kleiner Frühgeborener nur teilweise erklären. Aus meiner Sicht entscheidend ist ein Wandel im medizinischen Vorgehen bei extrem Frühgeborenen an der Grenze der Lebensfähigkeit. Früher haben viele Kliniken im Bereich von 22 und 23 Schwangerschaftswochen oder kurz davor wenig unternommen, um die Schwangerschaft zu stabilisieren. Die Kinder kamen tot zur Welt und tauchten in der Statistik der Lebendgeborenen gar nicht auf“, so Repp.

Überlebensrate von Frühchen in Fulda überdurchschnittlich hoch

Anders in Fulda, wo schon seit vielen Jahren die Überlebensraten extrem Frühgeborener deutlich höher seien als im deutschen Durchschnitt. Repp: „Ich würde sogar so weit gehen und vermuten, dass der Hauptgrund für den aktuellen Anstieg der Zahl extrem kleiner Frühgeborener in Fulda gar nicht so zum Tragen kommt, dies aber durch das seit Jahren konstante Wachstum des Frühgeborenenbereichs in Fulda kompensiert wird.“ / kw, tim

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