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Spital Männedorf stärkt seine Position mit einem mächtigen Partner

Eitel Freude über die Partnerschaft an der Medienkonferenz (von links): Stefan Metzker, Beatrix Frey-Eigenmann, Martin Waser und Gregor Zünd.

Die Zeit der Alleingänge für die Akutspitäler am Land ist vorbei. Das Spital Männedorf und das Universitätsspital Zürich (USZ) gehen nach einem Jahr Zusammenarbeit auf wenigen medizinischen Gebieten nun eine enge Partnerschaft ein. Sie umfasst das komplette chirurgische Angebot und geht bis zur gemeinsamen Aus- und Weiterbildung des Personals. Nach der Bauchchirurgie, Behandlung von Blutgefässkrankheiten, Krebs und Schlaganfällen soll die Kooperation auf weitere chirurgische Felder erweitert werden. Dazu zählen unter anderem ein Brustzentrum, die innere Medizin, Herz-, Augen- und Hautchirurgie.

Die hochspezialisierte Medizin kommt also zu den Patienten am rechten Zürichseeufer. Die Nachricht überrascht und ist doch logische Konsequenz des unter Kostendruck und sich ständig verändernden Leistungsauftrag stehenden Spitalwesens im Kanton Zürich. Beatrix Frey-Eigenmann, Verwaltungsratspräsidentin des Spitals Männedorf und Kantonsrätin (FDP, Meilen) brachte es am Dienstag an einer Medienkonferenz auf den Punkt: «Uns war seit längerem klar, dass ein Alleingang den zukünftigen Anforderungen des Spitals Männedorf nicht gerecht werden kann.» In einem Evaluierungsprozess zur Partnersuche habe das USZ «deutlich das Rennen gemacht».

Martin Waser, Spitalratspräsident des USZ, gibt es «neun gute Gründe» für die Zusammenarbeit: Kostendruck, Verlagerung von der stationären zur ambulanten Behandlung, Zentralisierung der hochspezialisierten Medizin, Minimalfallzahlen, steigende Qualitätsauflagen, Wettbewerb bei Zusatzversicherten, Fachkräftemangel, Ausbildungspflicht und der Entwicklungsdruck bei der Digitalisierung.

«Auf Augenhöhe»

Das Regionalspital wird aber nicht vom grossen Kantonsspital geschluckt, sondern bleibt eigenständig. «Wir wollen das Regionalspital stärken, weil sich die Bevölkerung mit ihm identifiziert», sagte Waser. «Darum reissen wir ihm nicht die Seele aus, wir arbeiten auf Augenhöhe zusammen. Es ist auch für beide Seiten eine Win-Win-Situation.»

«Wir wollen das Regionalspital stärken, weil sich die Bevölkerung mit ihm identifiziert.»

Martin Waser, Spitalratspräsident Universitätsspital Zürich

Die «Augenhöhe» ist nicht bloss als nette Geste gegenüber dem kleinen Partner zu verstehen. Denn trotz eines Grössenverhältnisses von eins zu zehn bietet das Spital Männedorf dem USZ einiges. Dieses ist zu über 80 Prozent auf die spezialisierte Medizin ausgerichtet, wie CEO Gregor Zünd erklärte. Da profitiere das USZ von der Erfahrung Männedorfs in der Ausbildung in Angeboten der Grundversorgung. Ausserdem könne das USZ während der aktuellen Um- und Ausbauten gut eine Entlastung gebrauchen.

«Sicherheit für beide Seiten»

Stefan Metzker, CEO des Spitals Männedorf, wiederum sieht im USZ eine wertvolle Ergänzung, weil ein Regionalspital grossen saisonalen Schwankungen unterliege. «Wir gehen hier eine spezielle Zusammenarbeit ein, die Modellcharakter haben kann», sagte Metzker. Beatrix Frey-Eigenmann sieht ebenfalls Potenzial, «bei Engpässen im USZ die Bettenauslastung konstant zu halten».

Es soll nicht bei der medizinischen und personellen Kooperaton bleiben. Bereits wurde ein Bekenntnis abgegeben, wonach das USZ eine Minderheitsbeteiligung von 20 Prozent der Aktien des Spitals Männedorf übernimmt. «Es geht um eine langfristige, nachhaltige Zusammenarbeit», sagte Spitalratspräsident Waser. «Mit der Beteiligung schaffen wir für beide Seiten Sicherheit.» Verwaltungsratspräsidentin Frey-Eigenmann ergänzte: «Die Aktienmehrheit soll aber bei den Gemeinden bleiben, um die Eigenständigkeit zu wahren.» Die Gemeinderäte der Aktionärsgemeinden Erlenbach, Herrliberg, Hombrechtikon, Küsnacht, Männedorf, Meilen, Stäfa und Uetikon seien bereits informiert und begrüssten dies einstimmig.

«Die Aktienmehrheit soll bei den Gemeinden bleiben, um die Eigenständigkeit zu wahren.»

Beatrix Frey-Eigenmann, Verwaltungsratspräsidentin Spital Männedorf

Wahrscheinlich wird der Souverän in den acht Gemeinden über den Aktienverkauf entscheiden. Frey-Eigenmann hofft, dass dieser Prozess bis Ende 2021 abgeschlossen ist. Die medizinisch-personelle Liaison wird aber in jedem Fall demnächst umgesetzt. Ob das USZ weitere Partnerschaften eingehen wird, ist offen. Mit dem Seespital Horgen ist vorerst keine geplant, wie Martin Waser auf Anfrage bestätigte: «Es gab auch bisher keine Zusammenarbeit wie in Männedorf.»

«Politik ist gefragt»

Kantonsrat Lorenz Schmid (CVP, Männedorf) kritisierte kürzlich die fehlende Strategie des Spitals Männedorf. Die Kooperation begrüsst er aus wirtschaftlichen Gründen. Das USZ überlasse in der Spitzenmedizin das rechte Seeufer mit den vielen Zusatzversicherten nicht kampflos der Klinik Hirslanden. Das Spital Männedorf trete infrastrukturelle Überkapazitäten zur Fremdnutzung ab, steigere seine Kompetenz und mindere ökonomische Risiken. Schmid stört aber die Stossrichtung, wenn sich ein Spital im Besitz des Kantons in andere Spitäler einkauft. «Eine solche Entwicklung ist aus liberaler Sicht nicht zu unterstützen, hier ist die Politik gefordert.»