Kölner Gesundheits-Check„Lange Liegezeiten sind in vielen Fällen überflüssig“

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Der Trend geht zum kurzen Aufenthalt in der Klinik für die OP.

Der Trend geht zum kurzen Aufenthalt in der Klinik für die OP.

Köln – Herr Kron, die Krankenhaus-Landschaft befindet sich im Umbruch, nicht nur in Köln. Was wird sich in den nächsten Jahren ändern?

Es gibt in Deutschland traditionell eine hohe Mauer zwischen stationärer Behandlung in den Krankenhäusern und der ambulanten Versorgung durch die niedergelassenen Ärzte. Nirgendwo in Europa ist die Abgrenzung dieser beiden Sektoren so stark wie bei uns. Das gilt es aufzubrechen, wobei der Trend ganz klar zu einer Ambulantisierung und einer integrierten Versorgung geht: Also kurzer Aufenthalt in der Klinik für die OP und dann Weiterbehandlung durch die Praxen. Wir verfügen heute über viel patientenschonendere Methoden, wie etwa minimalinvasive Eingriffe, die lange Liegezeiten in vielen Fällen überflüssig machen.

Das heißt im Umkehrschluss, dass wir künftig deutlich weniger Krankenhäuser brauchen?

Die Vielzahl von kleinen und wenig spezialisierten Häusern ist nicht mehr zeitgemäß. Heutzutage ändern sich die Leitlinien für die beste Behandlung beinahe wöchentlich, das kann kein einzelner Arzt mehr überblicken. Stattdessen brauchen wir Schwerpunkt-Kliniken sowie Versorgungs- und Behandlungsnetzwerke, in denen Krankenhäuser, Haus- und Fachärzte verschiedener Disziplinen zusammenarbeiten und ihr Wissen austauschen. Hierzu müssen sich auch die finanziellen Anreize ändern: Anstatt immer mehr in Stationen zu investieren, sollte das Geld lieber verstärkt in den Ausbau solcher Netzwerke gehen. Das könnte die Entwicklung von Homecare-Konzepten fördern, also den Einsatz von Pflegekräften zur ambulanten Betreuung von Patienten zu Hause.

Dr. Florian Kron

Dr. Florian Kron

Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?

Die Digitalisierung könnte einen enormen Schub nach vorne auslösen, leider sind wir in Deutschland in dieser Hinsicht längst noch nicht so weit wie etwa die nordeuropäischen Länder. Es geht darum, Daten-Autobahnen zu schaffen, über die Patientendaten, aber auch die neuesten Forschungserkenntnisse und das Wissen über die modernsten Behandlungsmethoden ausgetauscht werden können. Derzeit gehen bei der Übergabe vom Krankenhaus zur Arztpraxis viele Informationen verloren, weil wir nicht durchgehend über digitale Patientenakten verfügen.

Welche Rolle könnte ein Klinikverbund von Uniklinik und Städtischen Kliniken spielen?

Ein Zusammenschluss hätte aus meiner Sicht den großen Vorteil, dass wir den Patienten sich ergänzende Angebote machen können. Das Klinikum Merheim ist beispielsweise hervorragend aufgestellt bei der Operation von Lungenkrebs. Die Uniklinik ist führend bei der systemischen Therapie mit Medikamenten und im Bereich der klinischen Studien. Für die Patienten wäre eine abgestimmte Behandlung in vielen Bereichen ein großer Gewinn.

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