Landshut/Regensburg
Klinikum Landshut startet mit Uni-Klinik Regensburg bayernweit einzigartiges Projekt

30.05.2019 | Stand 20.09.2023, 22:09 Uhr
Alexander Schmid

Freuen sich über das neue Kooperationsmodell (von links): Dr. med. Ursula Vehling-Kaiser, Barbara Kempf, Chefärztin der Medizinischen Klinik III am Klinikum Landshut, Dr. med. Gabriela Totok, Oberärztin für Hämatologie und Internistische Onkologie und Prof. Dr. med. Wolfgang Herr, Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Regensburg. −Foto: skyphoto Landshut

Es handelt sich um ein in Bayern bislang einmaliges Projekt: Patienten mit einer Krebserkrankung, die eine autologe Stammzell-Transplantation erhalten haben, können jetzt am Klinikum Landshut weiterbehandelt werden. Eine Neuerung, die für die Patienten wie auch deren Angehörige Vorteile bietet. Dazu wurde eine Kooperation mit dem Universitätsklinikum Regensburg geschlossen.

Die Therapie bösartiger hämatologischer Erkrankungen hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Voraussetzung für die Behandlung komplexer hämatologischer Erkrankungen sind zum einen eine hochspezialisierte Diagnostik und Therapie, zum anderen eine interdisziplinäre Zusammenarbeit. Vor allem in ländlichen Regionen spielt die Kooperation heimatnaher Praxen und Kliniken mit spezialisierten Zentren eine entscheidende Rolle in der Behandlung. Seit Oktober 2018 gibt es in Landshut ein neues Modell der interdisziplinären Zusammenarbeit im Rahmen der autologen Stammzell-Transplantation mit der Universitätsklinik Regensburg – ein gemeinsames Projekt des Comprehensive Cancer Center Ostbayern (CCCO).

Innerhalb des regionalen Netzwerks des CCCO arbeiten alle Partner eng zusammen, um eine bestmögliche wohnortnahe Versorgung der Patienten zu fördern. In diesem Rahmen haben die Medizinische Klinik III am Klinikum Landshut, das Ambulanzzentrum Landshut, die Praxis und Tagesklinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin von Dr. Ursula Vehling-Kaiser und das Universitätsklinikum Regensburg eine Kooperation geschlossen. "In dieser Form ist die Organisation der Zusammenarbeit bisher einmalig in Bayern", so Prof. Dr. Wolfgang Herr, Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum Regensburg.

Das autologe Verfahren der Stammzell-Transplantation kommt bei Patienten in Frage, die eine Blutkrebserkrankung haben und eine intensive Chemotherapie benötigen, um geheilt zu werden oder einen möglichst langen therapiefreien Zeitraum zu erlangen. Die häufigste Erkrankung, bei der die autologe Stammzell-Transplantation je nach Stadium, Alter der Patienten und weiteren Faktoren die "Therapie der Wahl" ist, ist das Multiple Myelom, so Barbara Kempf, Chefärztin der Medizinischen Klinik III am Klinikum Landshut.

Bei der auch als Plasmozytom bezeichneten Blutkrebserkrankung erhalten die Patienten eine hochdosierte Chemotherapie, durch die die Tumorzellen zerstört werden. Diese reduziert jedoch als Nebenwirkung die Blutbildung im Knochenmark, da die Chemotherapie alle sich schnell teilenden Zellen im Körper zerstört. Weil keine ausreichende Blutbildung möglich ist, sind die Patienten stark immungeschwächt. Im nächsten Schritt erhalten sie daher eigene, aufbereitete Stammzellen zurück. Unter autologer Stammzell-Transplantation, die landläufig auch als Knochenmarktransplantation bezeichnet wird, versteht man somit die Verabreichung von Knochenmarksstammzellen an den Patienten, die zuvor aus seinem Blut abgesammelt wurden.

Phase mit erhöhtem Infektionsrisiko wird verkürzt

Die Phase, in der der Patient einem erhöhten Infektionsrisiko unterliegt, wird damit verkürzt, indem die Stammzellen das durch die Chemotherapie reduzierte Knochenmark besiedeln und zur Regeneration der Blutbildung führen. Am Universitätsklinikum Regensburg finden die Sammlung der Stammzellen und die Transplantation statt. Dabei handelt es sich nicht etwa um einen operativen Eingriff, sondern um eine Transfusion. Die Diagnose wie auch die Behandlung vor der Transplantation der Patienten wurde bereits in enger Abstimmung mit der Universitätsklinik Regensburg in Landshut durchgeführt, die Sammlung der Stammzellen, die hochdosierte Chemotherapie mit nachfolgender Transplantation ist in Regensburg verortet. Die neue Kooperation bietet nun aber einen großen Vorteil: Die Patienten können jetzt nach der Transplantation nach Landshut verlegt werden. Das war bislang nicht möglich. "Wir können die Patienten hier im weiteren Verlauf auf der onkologischen Schwerpunktstation heimatnah betreuen. Das erspart nicht zuletzt den Angehörigen weite Wege", erklärt Barbara Kempf. "Das ist ein Pilotprojekt für das Comprehensive Cancer Center Ostbayern", sagt Prof. Herr.

Die Phase nach der Transplantation stellt einen kritischen Teil der Behandlung dar, da die Patienten stark immungeschwächt sind. In Landshut können die notwendigen Standards vorgehalten werden. Für die hohe Behandlungsqualität von Krebspatienten wurde das Klinikum Landshut nicht zuletzt 2018 als "Onkologisches Zentrum" durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert. Die Patienten werden nach der Transplantation am Klinikum engmaschig überwacht, bekommen Bluttransfusionen, Infektionskomplikationen werden behandelt. Außerdem erhalten sie Wachstumsfaktoren, die die Bildung weißer Blutkörperchen stimulieren. Etwa nach 12 bis 14 Tagen erholt sich die Blutbildung. Drei Patienten wurden am Klinikum bereits erfolgreich behandelt. "Wir können Patienten mit komplexen hämatologischen Systemerkrankungen eine wohnortnahe Behandlung auf universitärem Niveau anbieten", so Kempf. Patienten aus der Praxis von Dr. Vehling-Kaiser kommen nach der Therapie wieder in die Praxis zurück. Kempf: "Das Projekt stellt einen großen Zugewinn für die Region dar."