Letmathe. . Marienhospital-Mitarbeiter haben rund um die Dom-Eröffnung Unterschriften und suchen das Gespräch mit dem Landrat gesucht.

Enttäuschung und Wut sitzen tief bei den Mitarbeitern des Marienhospitals, dessen geplante Schließung Mitte vergangener Woche alle überrascht hatte. Ebenso bei den Letmathern. Das wird am frühen Abend des Pfingstsonntages deutlich, als Dutzende Pfleger, Ärzte und weitere Beschäftigte vor dem Kiliansdom, der feierlich eröffnet wird, Unterschriften gegen das Aus der Klinik sammeln. Ob es etwas bringt, weiß niemand, jedoch wollen die Betroffenen und die Bürger nichts unversucht lassen.

Michael Hillebrand, Krankenpfleger in der Schmerzambulanz, erklärt, dass die Entscheidung für den Aufmarsch vor dem Dom spontan nach der Lektüre der Heimatzeitung getroffen worden sei. Um die 50 Kollegen hätten sich angemeldet. Hillebrand stellt gemeinsam mit zwei anderen eine Krankentrage auf, darauf wird ein Skelett platziert. „Der Knochenmann ist sinnbildlich“, sagt der Mann, der seit 42 Jahren seine Brötchen im Marienhospital verdient. Kurz zuvor war Landrat Thomas Gemke vorgefahren, begleitet von zunächst einem Streifenwagen mit zwei Polizeibeamten. Ein Zweiter wird später noch hinzukommen. Ein längeres Gespräch mit dem CDU-Politiker können die Unterschriftensammler nicht führen, ebenso wenig unterzeichnet er auf der Liste. Anders als Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens (SPD), der nicht nur unterschreibt, sondern auch länger mit den Menschen spricht.

Große Solidarität aus der Bevölkerung

Zahlreiche Dialoge zwischen Personal und Dombesuchern haben den selben Tenor: Enttäuschung und Wut. Einerseits wegen des Verhaltens der Konzernverantwortlichen, auf der anderen Seite, weil die gesundheitliche Versorgung künftig in Letmathe nicht mehr wie gewohnt gewährleistet werde. „Intensivbetten fehlen ohnehin schon“, weiß Klaus Petersen, Rettungsassistent im Ruhestand, aus Erfahrung.

Ernst-Albert Becker, der mit dem Elseyer Nahmer Männerchor bei der Dom-Eröffnung singen wird, sagt: „Ich war selbst schon Patient im Marienhospital, in der Schmerzklinik wurde mir sehr gut geholfen. Eine Schließung wäre sehr traurig.“

„Es ist wichtig, solche Anlaufstellen zu haben, ich wurde selbst schon als Notfall eingeliefert. Ich habe vor Ostern bereits Schließungsgerüchte gehört. Als die Nachricht in dieser Woche kam, bin ich trotzdem aus allen Wolken gefallen“, erzählt Norbert Lemanczyk.

„Richtig geschockt“ sei er gewesen, als er davon erfahren habe, sagt auch Heinz-Jürgen Schmechel, der die Pläne als „einfach nur schlimm“ und „grausam“ bezeichnet.

„Das Marienhospital darf nicht schließen, das wäre sehr traurig“, sagt Dirk von Bargen, der bereits die Schließung eines Krankenhauses in Hohenlimburg miterlebt hat.

„Das Krankenhaus gehört zu Letmathe“, erklärt Monika Großberndt, die selbst und im familiären Umfeld nur gute Erfahrungen mit dem Marienhospital hat. „Ganz unmöglich“ beschreibt sie das bevorstehende Aus der Einrichtung, die aus ihrer Sicht „allein für die Erstversorgung unerlässlich“ sei.

Rita Tammen betont: „Ich war geschockt. Wir sind Letmather, hier groß geworden, und das Marienhospital gehört einfach dazu.“ Ein junger Mann nickt, und er macht seiner Verzweiflung Luft: „In der Schmerzklinik konnte man mir zum ersten Mal helfen. Was mache ich, wenn es sie nicht mehr gibt? Nach Hamburg oder München ziehen? Ich brauche regelmäßige Betreuung.“

Bereits am Morgen hatte Pfarrer Burckhardt Hölscher beim Tauffest an der Lenne auf die Unterschriftensammlung aufmerksam gemacht und sich eindeutig gegen die Schließung ausgesprochen.

Thomas Gemke schlägt die Einladung aus

Die Mitarbeiter haben mitunter Tränen in den Augen, wenn sie mit den Bürgern sprechen, sie beschreiben ihre private Situation und das, was sie bei der Betriebsversammlung empfunden haben. Sie warten auf das Ende der Dom-Eröffnung, um noch einmal auf Landrat Gemke zugehen zu können und mit ihm ins Gespräch zu kommen. Gemke schlägt die Einladung von Mitarbeiterin Sevgi Aksoy, einmal allein ins Marienhospital zu kommen und sich die Sorgen der Betroffenen anzuhören, freundlich, aber knapp aus – und tritt schnellen Schrittes den Weg zu seinem Dienstwagen an, der um die Ecke steht. „Zählen wir gar nichts? Interessiert Sie das gar nicht?“, bekommt der Landrat hinterhergerufen, reagiert aber nicht mehr. Bei den Umstehenden bleiben Wut und Enttäuschung.