Universitätsklinikum Augsburg: Mediziner gewinnen Förderpreis für Projekt zur Einsparung von Blut

Augsburg (ilm) – „Blut spenden ist wichtig, aber es ist nicht genug“, sagt Dr. Karlheinz Gürtler Oberarzt und Transfusionsbeauftragter der Klinik für Anästhesie und Operative Intensivmedizin am Universitätsklinikum Augsburg (UKA). Zusammen mit seinen Kollegen, Dr. Raphael Pirzer und Dr. Michael Meier, haben die drei einen mit 20.000 Euro dotierten Förderpreis der PBM-Academy (Patient Blood Management, d.Red.) für die „Etablierung eines Nachsorgekonzeptes für Patienten mit hohem Blutverlust während einer Operation“ gewonnen.

Es geht im Wesentlichen darum, die bereits etablierte Behandlung der Eisenmangelanämie vor einer geplanten Operation durch die intravenöse Eisengabe unmittelbar nach einem größeren operativen Blutverlust zu ergänzen und den Patienten damit unabhängiger von fremdem Blut zu machen. Denn abgesehen davon, dass Blutspenden dramatisch zurückgehen, ist das eigene Blut – salopp gesagt – immer noch das Beste und Sicherste.

Als Karl Landsteiner, ein österreichisch-amerikanischer Pathologe, im Jahr 1900 das AB0-System der Blutgruppen entdeckte, war das eine medizinische Sensation, die seitdem hunderttausenden Menschen das Leben gerettet hat. Sein Geburtstag, der 14. Juni, ist deshalb das Datum des jährlichen Weltblutspendetages. Da die Zahl der Blutspender auch in Deutschland immer weiter zurückgeht, werden an diesem Tag verschiedene Organisationen weltweit auf die Bedeutung von sicherem Blut auf Basis freiwilliger und unentgeltlicher Blutspenden aufmerksam machen. Denn zahlreiche Menschen wie Gebärende oder Unfallopfer benötigen dringend Blutspenden. Und es kann jeden von uns treffen, das sollte allen bewusst sein.

Oberarzt Dr. Karlheinz Gürtler betont daher: „Blutspenden sind absolut sinnvoll und werden dringend benötigt. Allerdings müssen wir bei geplanten Operationen mit zu erwartendem hohen Blutverlust den Fokus dringend auf die präoperative Optimierung des roten Blutfarbstoffes legen.“ Für viele Patienten am UKA werde dies bereits angeboten.
Der dramatische Rückgang von Blutspendern und damit Blutkonserven hat Mediziner*innen weltweit darüber nachdenken lassen, wie die Ressource Blut noch gezielter eingesetzt werden kann. Das sogenannte Patient Blood Management (PBM) setzt sich aus verschiedenen Maßnahmen zusammen, die vor-während und nach einer geplanten, blutverlustreichen Operation durchgeführt werden. Das „3-Säulen-PBM-Modell“ wird am UKA seit Jahrzehnten wie folgt praktiziert:

Vor einer geplanten Operation

Patienten, bei denen eine schwere Operation mit hohem Transfusionsrisiko geplant ist, werden in der Prämedikationsambulanz gezielt auf Blutarmut (Anämie) untersucht. Bei zirka 50 Prozent aller hierbei diagnostizierten Anämien liegt ursächlich eine Eisenmangelanämie vor. Diese Blutarmut kann, durch die intravenöse Eisengabe in einem Zeitraum von etwa zwei bis vier Wochen vor der geplanten Operation behandelt werden.

Während der Operation

Größere Blutverluste lassen sich während großer Operationen trotz aller chirurgischen Maßnahmen nicht sicher vermeiden. Eine häufig durch die Anästhesie zur Anwendung kommende Technik ist das Sammeln, Waschen und Aufbereiten des verloren gegangenen Patientenblutes. Dieses Verfahren wird als maschinelle Autotransfusion bezeichnet, bei der das gewonnene, patienteneigene Blut noch während der Operation den Patienten zurückgegeben werden kann.

Nach der Operation

Ausschöpfung aller medizinisch sinnvollen und sicheren Alternativen zur Fremdblutgabe. Anknüpfend an die dritte Säule – rationaler Einsatz von Blutkonserven – wollen Gürtler und sein Team ein effektives Nachsorgekonzept für Patienten mit hohem Blutverlust während einer Operation am UKA etablieren. Diese Projektidee wurde durch die PBM-Academy in München mit dem 2. Platz des PBM-Förderpreises ausgezeichnet. Zum Projekt gehört auch eine abschließende klinische und laborchemische Therapiekontrolle (PBM-Visite). Dabei wird dem Patienten eine PBM-Infobroschüre ausgehändigt.

„Ziel des Projektes ist die Erweiterung unserer bereits bestehenden PBM-Maßnahmen um die Verabreichung von Eisen nach der Operation“, erklärt Gürtler. „Zugleich wollten wir damit Patienten und Mitarbeiter für die Steigerung der Patientensicherheit durch die Anwendung von PBM-Maßnahmen sensibilisieren. Der Behandlungserfolg soll bei der Wiedervorstellung nach vier bis sechs Wochen überprüft und bei Bedarf die Eisentherapie – dann mit Tabletten – fortgesetzt werden.“