Ärzte, Anwälte, Architekten, auch Handwerksmeister machen es seit Jahrzehnten vor – wer eine schlagkräftige Lobby braucht, um bei der Politik für den eigenen Berufsstand möglichst gute Rahmenbedingungen herauszuholen, ist mit einer Kammer gut bedient. Denn sie vereint alle Angehörigen dieser Profession. Das verleiht Gewicht.

Kein Wunder, dass innerhalb der größten Berufsgruppe im Gesundheitswesen, nämlich den Pflegekräften, die Bestrebungen immer größer werden, auf Landesebene Kammern zu schaffen. Und nun auch im Bund als Vertretung zu etablieren. Denn jahrelang blieben die Pflegekräfte unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung. Und sie saßen häufig, wenn Entscheidungen zur Pflege getroffen wurden, nicht mit am Tisch. Dass der Gründungsprozess bisher trotzdem etwas schleppend verläuft, hat Gründe – es gibt einigen Widerstand. So fürchten Gewerkschaften um Mitglieder und Arbeitgeber um Macht. Zudem heißt Kammer auch: Mitgliedschaft für alle, und damit Beitragszahlung für alle. Das stößt natürlich nicht bei jedem Beschäftigten auf Begeisterung. Und hat dazu beigetragen, dass sich die Pflegekräfte in Hamburg oder Hessen gegen eine Kammer entschieden. Bayern wiederum hat eine vom Land finanzierte „Kammer light“ gegründet. Aber: Mit Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen stehen die nächsten Kammer-Gründungen bevor. Andere Länder wie Brandenburg werden folgen. Erst danach kann das Gewicht auch bundesweit zunehmen.

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