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Brandenburg an der Havel

Städtisches Klinikum bietet Mitarbeitern ab 2020 mehr Geld

Elena Stamboliu aus Moldawien gehört zu den neuen qualifizierten Gesundheits- und Krankenschwestern, die das Städtische Klinikum in jüngster Vergangenheit in Osteuropa angeworben hat.

Elena Stamboliu aus Moldawien gehört zu den neuen qualifizierten Gesundheits- und Krankenschwestern, die das Städtische Klinikum in jüngster Vergangenheit in Osteuropa angeworben hat.

Brandenburg/H. Im Land Brandenburg wird das städtische Klinikum Brandenburg/Havel voraussichtlich zum Vorreiter. Geschäftsführerin Gabriele Wolter bestätigt, dass das kommunale Krankenhaus der Gewerkschaft Verdi in den laufenden Tarifverhandlungen die Rückkehr zum Flächentarifvertrag ab Januar 2020 angeboten hat.

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Damit wäre Brandenburg/Havel das erste kommunale Krankenhaus im Land Brandenburg, das wieder tarifgebundenes Mitglied des Kommunalen Arbeitgeberverbandes (KAV) würde.

Mit Ausnahme der Ärzte, für die eigene Tarifverträge gelten, würden die Beschäftigten des städtischen Klinikums vom nächsten Jahr an nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) bezahlt. Der ist für die Mitarbeiter in aller Regel deutlich günstiger als der derzeit geltende Haustarifvertrag.

Im Schnitt 8 Prozent mehr

Wie viel Geld mehr im Monat für den einzelnen Beschäftigten herausspringen würde, hängt vom Einzelfall ab. Geschäftsführerin Wolter rechnet mit Gehaltserhöhungen von durchschnittlich acht Prozent. Wichtig ist aber auch die Signalwirkung.

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Die Rückkehr zum Flächentarifvertrag ist eine alte zentrale Forderung der Gewerkschaft Verdi. Das Brandenburger Klinikum würde damit landesweit Maßstäbe setzen und natürlich auch einen gewissen Druck auf andere kommunale Krankenhäuser ausüben, vorneweg auf das Ernst-von Bergmann-Klinikum in Potsdam.

Im August 2006 hatten die kommunalen Krankenhäuser im Land Brandenburg den Arbeitgeberverband als ordentliche Mitglieder verlassen. Seinerzeit hatte der TvöD den bis dahin geltenden Bundesangestelltentarif (BAT) abgelöst. In der Folge schlossen die großen Häuser jeweils eigene Haustarifverträge mit Verdi ab.

Wettbewerbsvorteil

„Wir möchten nicht mehr selbst mit Verdi verhandeln“, begründet Gabriele Wolter die beabsichtigte Rückkehr in die Fläche. Einen Wettbewerbsvorteil verspricht sie sich allenfalls innerhalb der Stadt Brandenburg, in der das Klinikum den begehrten Pflegekräften dann noch deutlich mehr zahlen würde als andere Einrichtungen, die in der Krankenpflege tätig sind.

Die ordentliche Mitgliedschaft im KAV wäre nicht zum Nulltarif zu bekommen. Die Geschäftsführerin rechnet mit zusätzlichen Kosten von 4 Millionen Euro.

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Nur bei einem Teil, nämlich den Mehraufwendungen für die Pflege, könnte sie mit einem Ausgleich durch die Krankenkassen rechnen. Der Rest müsste durch Mehrleistungen und Einsparungen erwirtschaftet werden.

Bescheidenheit für 2019

Die Perspektive für Verdi und für die Beschäftigten des Klinikums ist das Jahr 2020. Schlucken müssten sie nach derzeitigem Stand, dass die Gehaltserhöhung in diesem Jahr trotz ausgelaufenem Tarifvertrag deutlich bescheidener ausfallen würde.

Die Arbeitgeberin hat 3 Prozent mehr zum 1. Oktober 2019 angeboten. „Das wären neun Nullmonate für die Beschäftigten“, stellt Verdi-Verhandlungsführerin Heike Spies richtig fest. Die Verhandlungskommission habe sich in ihrer Sitzung an diesem Montag noch nicht abschließend positioniert.

Die angekündigte Rückkehr zum Flächentarifvertrag findet die Gewerkschaft gut. Und „überfällig“. Sie erkennt dabei an, dass Brandenburg/Havel das erste Krankenhaus wäre, das diesen Schritt geht.

Vorleistungen des Klinikums

Mit dem Angebot einer dreiprozentigen Erhöhung nur für die letzten drei Kalendermonate 2019 tut sich die Gewerkschaft allerdings schwer, auch wenn sie Verständnis aufbringt für die Anstrengungen des Klinikums speziell in diesem Jahr.

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Wie berichtet hatten sich beide Tarifparteien in jüngster Vergangenheit auf den Tarifvertrag Entlastung verständigt, den das Brandenburger Klinikum bereits fleißig umsetzt. „Wir haben in diesem Jahr bereits 30 zusätzliche Pflegekräfte eingestellt“, berichtet Gabriele Wolter. „Dafür mussten wir in Vorleistungen gehen.“

>>Lesen Sie mehr dazu hier.

Gehaltserwartungen

Für diese betriebswirtschaftliche Sondersituation äußert Verdi-Gewerkschafterin Heike Spies durchaus Verständnis. Auf der anderen Seite stünden gleichwohl Gehaltserwartungen der Beschäftigten.

Spies hofft, dass man den gordischen Knoten gemeinsam lösen kann. Nächste Woche ist eine Verhandlungsrunde anberaumt.

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Die Forderung, Verdi-Mitglieder eine Zusatzleistung zu gewähren, hat das Klinikum der Geschäftsführerin zufolge abgelehnt. Wolter: „Bei uns werden alle gleich behandelt.“

Mehr Pflegepersonal

Die Belegschaft im städtischen Klinikum ist in diesem Jahr deutlich gewachsen. 12 Prozent mehr Pflegepersonal als 2018, rechnet Geschäftsführerin Gabriele Wolter vor.

Zuwächse sind fast überall im Vergleich zu 2018 zu verzeichnen, vor allem aber im Pflegedienst mit gut 21 Vollzeitstellen mehr (Stand April 2019), im Funktionsdienst mit gut neun Vollzeitstellen mehr und bei den Ärzten mit fünf zusätzlichen Vollzeitstellen.

16 Pflegekräfte aus osteuropäischen Ländern wie der Ukraine und Moldawien befinden sich in Ausbildung für Brandenburg, drei sind bereits fertig, weitere drei kommen zwischen ende Juni und Dezember hinzu.

Lesen sie mehr dazu hier.

Von Jürgen Lauterbach

MAZ

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