Oldenburg - Die Tage von Dr. Dirk Tenzer als Vorstandschef des Klinikums Oldenburg sind gezählt: Der der 47-jährige Mediziner wird das Haus bereits zum 1. Juli verlassen. Die Trennung erfolge „in gegenseitigem Einvernehmen“, teilte das Klinikum am Donnerstag mit.

Die Geschäfte des 832-Betten-Hauses soll übergangsweise Rainer Schoppik führen. Die Stadt hatte dem bisherigen Alleinvorstand Tenzer den Kaufmann Schoppik im November 2018 als Sanierer zur Seite gestellt.

Tenzer steht seit Monaten in der Kritik. Ihm wird die schwierige finanzielle Situation des Hauses angelastet; 2017 und 2018 schloss das Klinikum mit einem Millionen-Minus ab. Kritiker werfen ihm zudem ein schlechtes Betriebsklima vor, das zur Abwanderung von zahlreichen Pflegekräften und namhaften Ärzten geführt haben soll. Sein Verhältnis zu Teilen der Ärztlichen Direktoriums gilt als zerrüttet.

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Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war aber wohl sein Verhalten im Fall des Patientenmörders Niels Högel. Richter Sebastian Bührmann hatte Tenzer bei seiner Urteilsbegründung im Prozess gegen den früheren Krankenpfleger scharf angegriffen und ihm indirekt Vertuschung vorgeworfen. Tenzer habe wichtige Unterlagen den Ermittlern vorenthalten, sein Aufritt als Zeuge vor Gericht sei „unglücklich“ gewesen.

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Der Klinikchef reagierte mit einer vierseitigen Erklärung auf die seiner Ansicht nach „substanzlosen und unhaltbaren Anschuldigen“ und „Behauptungen“, er nannte sie „grotesk“ und „absurd“. In der Stadt wurden nach diesem Angriff auf einen unabhängigen Richter vermehrt Rücktrittsforderungen gegen Tenzer laut.

Die Vorsitzende des Klinikum-Verwaltungsrats, Margrit Conty, dankte dem Vorstandschef in einer Pressemitteilung für seine Arbeit in den vergangenen Jahren. „Es sind viele entscheidende Strukturen geschaffen worden, auf die sich das Klinikum in Zukunft stützen kann. Hierfür danken wir Herrn Dr. Tenzer ganz ausdrücklich“, erklärte sie in einer Pressemitteilung. „Gerade in der letzten Zeit war der Vorstandsvorsitzende jedoch der öffentlichen Kritik ausgesetzt, dass er die Aufarbeitung der Morde durch den ehemaligen Pfleger Niels H. nicht entschieden genug betrieben habe.“ Ein Fehlverhalten Tenzers sehe das Aufsichtsgremium nicht, „die öffentlichen Vorwürfe um seine Person“ nennt Conty „nicht nachvollziehbar“.

Tenzer selbst sagte laut der Mitteilung: „Da die Kritik in den vergangenen Wochen jedoch das Klinikum und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreicht hat, habe ich mich entschieden, das Unternehmen zu verlassen.“

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