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MillionenverlusteSteht das Krankenhaus Holweide vor dem Aus?

Lesezeit 3 Minuten
Eine Entscheidung über die Zukunft des Krankenhauses Holweide gibt es noch nicht.

Eine Entscheidung über die Zukunft des Krankenhauses Holweide gibt es noch nicht.

  • Seit 1972 besteht das Krankenhaus in Holweide und ist eine der größten Geburtskliniken in Nordrhein-Westfalen.
  • Aufgrund von herben Millionenverlusten droht der Klinik auf der rechten Rheinseite das Aus.
  • Erste Anzeichen für eine Auslagerung gibt es.

Holweide – Müssen sich die Kliniken der Stadt Köln vom Krankenhaus Holweide trennen? Es gibt Stimmen, die in der Aufgabe des Standortes Holweide einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zur wirtschaftlichen Sanierung der finanziell stark in Schieflage geratenen Kliniken sehen. Im jüngsten, bislang unveröffentlichten Sanierungsgutachten steht, dass den Krankenhäusern dauerhaft ein Minus von sechs Millionen Euro jährlich drohe.

Das Gutachten soll in der nächsten Sitzung des Finanzausschusses am Dienstag, 25. Juni im nichtöffentlichen Teil beraten werden. Holger Baumann, Interimsgeschäftsführer der Kliniken der Stadt Köln, verwies auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf ein umfangreiches Medizinkonzept, das derzeit erarbeitet wird. Dabei müsse auch hinterfragt werden, ob die aktuelle Organisationsstruktur zukunftsfähig sei.

Krankenhausmanager äußerte sich nicht ausdrücklich zur Zukunft des Krankenhauses Holweide,

„Das Gutachten sagt aus, dass die Kliniken Köln sanierungsfähig sind. Grundlagen dafür sind unter anderem die hohe medizinische Behandlungsqualität, die Erlösmöglichkeiten bei Schließung des Pflegenotstandes, aber auch die notwendigen Verbesserungen in medizinischen Prozessen und Strukturen. Daher gibt das Gutachten uns bestimmte verpflichtende »Hausaufgaben« auf, die derzeit mit Hochdruck umgesetzt werden.“

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Der Krankenhausmanager äußerte sich nicht ausdrücklich zur Zukunft des Krankenhauses Holweide, sagte aber, dass zu prüfen sei, „ob alle Standorte auf Dauer sinnvoll sind. Und es muss berücksichtigt werden, dass in Folge des medizinischen Fortschritts künftig immer mehr Leistungen ambulant erbracht werden können.“ Baumann sagte zudem: „Eine Entscheidung in dieser Frage gibt es noch nicht, da die Erarbeitung des Medizinkonzepts noch nicht abgeschlossen ist. Diese kann zudem nicht durch die Kliniken Köln getroffen werden, sondern muss vom Träger Stadt Köln entschieden werden.“

Sanierung des Perinalzentrums hat unlängst begonnen

Erfahrungen anderer Unternehmen zeigten, dass durch Zusammenlegung von Standorten Synergieeffekte entstünden durch die gemeinsame Nutzung von Ressourcen. Zudem würden Kosten für den Betrieb der Gebäude eingespart; notwendige Sanierungen müssten nicht realisiert werden. Die lange geplante Sanierung des Perinalzentrums in Holweide habe unlängst begonnen.

Zu dem im Gutachten aufgeführten Minus sagte der Geschäftsführer: „Ein Betrag in Höhe von sechs Millionen Euro jährlich ist nicht durch die im vergangenen Sommer geplanten Sanierungsmaßnahmen gedeckt, sondern muss zusätzlich über das Medizinkonzept erwirtschaftet werden. Ein dauerhaftes Minus würde nur dann entstehen, wenn die Sanierungsmaßnahmen inklusive des geplanten Medizinkonzepts nicht greifen.“

Das Krankenhaus Holweide besteht seit 1972

Das Krankenhaus Holweide besteht seit 1972 an der Neufelder Straße. Zu dem Klinikkomplex gehören acht Fachabteilungen - Anästhesie, Brustzentrum, Chirurgie, Frauenklinik mit angeschlossenem Perinatalzentrum, Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Medizinische Klinik, Radiologie und Urologie. Überregional bedeutend sind vor allem das Brustzentrum und die Geburtsklinik mit rund 2000 Geburten pro Jahr, darunter viele Früh- und Risikogeburten. Damit ist sie eine der größten Geburtskliniken in Nordrhein-Westfalen.

Erste Anzeichen für eine Auslagerung gibt es. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Holweide hat ihre Fühler nach Leverkusen ausgestreckt. „Unsere Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) am Standort Holweide leistet hervorragende Arbeit, und wir sind in fortgeschrittenen Gesprächen zu einer möglichen Tagesklinik unserer KJP am Klinikum Leverkusen“, sagte Baumann. In einem früher zum Klinikum Leverkusen gehörenden Gebäude richtet der Landschaftsverband Rheinland (LVR) derzeit eine stationäre Einheit mit 30 Betten, eine Tagesklinik mit 30 Plätzen sowie eine psychiatrische Institutsambulanz ein. In diesem Haus hätte auch die KJP-Tagesklinik Platz.

Etwa 4300 Beschäftigte arbeiten an einem der drei Standorte

Zu den Kliniken der Stadt Köln zählen neben Holweide das Krankenhaus Merheim und das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße. Etwa 4300 Beschäftigte arbeiten an einem der drei Standorte. Jährlich werden annähernd 160 000 Patienten ambulant und 63 000 Patienten stationär behandelt. Ganz neu ist die Idee, die Klinik Holweide zu schließen, nicht. Darüber wird seit Jahren in unregelmäßigen Abständen spekuliert. Bislang setzten sich die Fürsprecher für den Erhalt dieses Krankenhausstandortes durch.

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Vor allem mit dem Verweis auf die ihrer Ansicht nach ohnehin nicht optimale Krankenhaussituation im Rechtsrheinischen. Aber Holger Baumann weiß auch: „Für die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger sind die städtischen Krankenhäuser unverzichtbar. Denkbar, aber nicht entschieden, ist daher eine räumliche Zusammenlegung von Krankenhäusern.“

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