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Kreiskrankenhaus Osterholz Land gibt Geld für Klinik-Anbau

45 Jahre nach dem ersten Spatenstich für die damalige Intensivstation erhält das Osterholzer Krankenhaus abermals eine neue intensivmedizinische Abteilung. Ab 2020 wird für 10,5 Millionen Euro an- und umgebaut.
19.06.2019, 13:02 Uhr
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Land gibt Geld für Klinik-Anbau
Von Bernhard Komesker

Landkreis Osterholz. Nach mehr als 40 Jahren bekommt das Osterholzer Kreiskrankenhaus eine neue Intensivstation. Der Planungsausschuss im Landesgesundheitsministerium nahm den Neubau in sein Investitionsprogramm 2019 auf, der Sozialausschuss des niedersächsischen Landtags stimmte nun zu. Demnach erhält Osterholz die vor mehr als einem Jahr beantragten 7,5 Millionen Euro als Festbetrag aus Hannover. Mit dem Geld werden auch die vorhandenen Pflegestationen ergänzt, sodass die Kapazität der kreiseigenen Klinik von 128 auf mehr als 150 Betten steigt. Kabinetts- und Landtagsbeschluss fehlen noch, gelten aber als Formsache.

Nachdem die Osterholzer vor mehr als 15 Jahren zunächst einen Umbau der Intensivstation angedacht hatten, führte die steigende Auslastung der Klinik (zeitweilig rund 95 Prozent) vor acht Jahren erstmals zur Planung eines Neubaus. Krankenhausleiter Klaus Vagt erhielt die Nachricht über die Fördermillionen jetzt fast auf den Tag genau 45 Jahre nach dem ersten Spatenstich für die Intensivstation, deren Tage nun gezählt sind. Gegenüber der Redaktion erklärte der Klinik-Geschäftsführer: „Ich freue mich natürlich riesig mit allen Mitarbeitern, dass dieser lang gehegte Wunsch in Erfüllung geht.“

Neben der Landeshilfe würden voraussichtlich drei Millionen Euro aus Eigenmitteln benötigt, um die Investition zu stemmen. „Bei einem Abschreibungszeitraum von 25 Jahren sollte das zu schaffen sein, zumal wir auch neue Möglichkeiten erhalten, Einnahmen zu generieren.“ Allein fürs vergangene Jahr rechnet der Eigenbetrieb mit einem Bilanzgewinn von 675 000 Euro, der in die Rücklage wandert – das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte der Klinik, die seit mehr als fünf Jahren kontinuierlich schwarze Zahlen schreibt. Der Haushalt des Landkreises Osterholz soll durch das Projekt jedenfalls nicht belastet werden.

„Wir haben mit dem Land verschiedene Varianten durchgespielt und erhalten nun eine Intensivstation auf dem Stand der heutigen Anforderungen hinsichtlich der medizinischen und pflegerischen Konzepte“, so Vagt. Acht neue Zimmer mit zehn Intensivbetten sind demnach geplant; jedes dieser Krankenzimmer verfügt über einen Vorraum, was Vorteile für Hygiene, Ruhe und Komfort biete. Von der Ausstattung mit modernen Hebesystemen, Beatmungstechnik und zentralem Monitoring zur Überwachung der Vitaldaten würden Patienten und Personal profitieren.

Falls mit Baugenehmigung, Ausschreibung und Auftragsvergabe alles nach Plan läuft, kann im Frühjahr 2020 mit dem ebenerdigen Neubau der Intensivstation zwischen Krankenhaus und Pflegeschule begonnen werden. Er wird 23 Zwei-Bett-Zimmer beherbergen und einen Verbindungsbau zum heutigen Gebäude haben. „90 Prozent der Zeit können wir bauen, ohne die vorhandene Substanz anfassen zu müssen“, erläuterte der Krankenhaus-Chef. Es werde ohne Zweifel Baulärm geben, aber keine Beeinträchtigung der Kapazitäten und Abläufe. Erst in einem zweiten Schritt sollen ab dem Frühjahr 2021 die alte Intensivstation und die umgebenden Stationen so umgebaut und modernisiert werden, dass in den heutigen Krankenzimmern am Ende gut 20 Betten weniger stehen werden.

„Wir machen aus Vier-Bett-Zimmern Drei-Bett-Zimmer, und aus Drei-Bett-Zimmern werden Zwei-Bett-Zimmer“, so Vagt. Das gebe „Luft“ auf den Stationen für eine entspanntere Unterbringung der jährlich rund 7500 Patienten, und auch für die Mitarbeiter verbesserten sich die Arbeitsbedingungen. Unterm Strich bleiben durch den Neubau etwa 25 neue Planbetten, die sich proportional auf die Klinik-Bereiche verteilen.

Das Profil der Klinik als Haus der akutmedizinischen Grundversorgung bleibt damit unverändert: Bedingt durch die alternde Gesellschaft verzeichne die Innere Abteilung seit Jahren kontinuierliche Zuwachsraten, doch auch die chirurgischen Eingriffe und die Geburtenzahlen seien zuletzt gestiegen, erläutert der Krankenhausleiter. Außerdem kommen vermehrt Spezialisten für die Behandlung von Schulter- und Wirbelsäule-Problemen sowie für neue Knie- und Hüftgelenke tageweise zum Operieren ins Haus. Diese sogenannten elektiven Leistungen machen die Auslastung etwas planbarer.

Unterm Strich habe die Summe aller Leistungen seit 2014 um mehr als 16 Prozent zugelegt – bei gleichfalls steigendem Schweregrad. Damit konnten die Osterholzer gegenüber dem Land nachweisen, dass neben der neuen Intensivstation auch zusätzliche Betten nötig sind. Hinzu kamen gute Ergebnisse bei Studien und Befragungen zur medizinischen und pflegerischen Qualität. „Wir haben kaum Fluktuation und engagierte Mitarbeiter, die sich stark mit ihrem Krankenhaus identifizieren“, betonte Vagt. Für ihn sei die nun anstehende Investition „ein wichtiger Beitrag zur Zukunftssicherung des Standorts“.

Insgesamt pumpt das Land in der aktuellen Förderrunde rund 120 Millionen Euro in 19 verschiedene Krankenhäuser in Niedersachsen: Die Liste umfasst neben Osterholz acht weitere neue Vorhaben sowie die Fortsetzung von zehn laufenden Maßnahmen, davon sieben mit Baupreissteigerungen. Von der Gesamtsumme entfallen 6,5 Millionen Euro auf kleinere Umbauten und medizinische Großgeräte. Hinzu kommen als dickster Brocken 150 Millionen Euro für den Neubau des Delmenhorster Josef-Hospitals (der WESER-KURIER berichtete) sowie die regelmäßige Pauschalförderung von 110 Millionen Euro für kleinere Investitionen in den landesweit 170 Kliniken. Die Uni-Kliniken Hannover und Göttingen bleiben außen vor: Sie werden mit eigenen, umfangreichen Mitteln aus dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur bezuschusst.

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