Ingolstadt
Cyberangriff an der Maulklinik

Chirurgisch-orthopädische Praxis und Notaufnahme betroffen - Kripo ermittelt

24.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:30 Uhr
Vorsicht Virus: Ein Cyberanggriff - hier ein Symbolfoto - hat Teile der EDV der Ingolstädter Maulklinik lahmgelegt. In der chirurgisch-orthopädischen Praxis und in der Notaufnahme können deshalb derzeit keine digitalen Formulare und digitalen Röntgenaufnahmen erstellt werden. −Foto: Kahnert/dpa

Ingolstadt (DK) Wegen eines Cyberangriffs auf die EDV der chirurgisch-orthopädischen Gemeinschaftspraxis und der Notaufnahme der Klinik Dr. Maul wurde die chirurgische Notaufnahme der Klinik am Montag bei der Integrierten Leitstelle abgemeldet.

Wie der Ärztliche Geschäftsführer, Michael Neudecker, mitteilte, sei die EDV seit 21. Juni nur "sehr eingeschränkt verfügbar", für die Patienten der Klinik und für den OP-Betrieb gebe es aber keine Einschränkungen. "Nach Beurteilung durch die Spezialisten der Kripo Ingolstadt und des Landeskriminalamtes München sind derzeit keine Patientendaten gefährdet", so Neudecker. Digitale Formulare und digitale Röntgenaufnahmen könnten im Moment jedoch nicht erstellt werden. "Der Wiederherstellung der EDV-Technik gilt derzeit unser größter Augenmerk."

Aufgrund laufender Ermittlungen fielen die Antworten für Pressevertreter eher spärlich aus. Peter Grießer, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord in Ingolstadt, bestätigte zwar die Ermittlungen, verwies für Presseauskünfte aber umgehend an die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg, wo die landesweite Zentralstelle Cybercrime angesiedelt ist. "Wir ermitteln in Zusammenhang mit Ransomeware, das sind Verschlüsselungstrojaner", sagte der dortige, für diesen Bereich zuständige, Oberstaatsanwalt Thomas Goger auf Anfrage. Viel mehr wollte er nicht zu dem Thema sagen. Einen zielgerichteten Angriff auf die Praxis bzw. Klinik sieht er nicht. Derlei Angriffe kämen immer wieder vor - Unternehmen und Privatleute seien davon gleichermaßen betroffen.

Mit der Telematikinfrastruktur (TI) stehe der Cyberangriff nicht in Zusammenhang, betont die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg auf Nachfrage unserer Zeitung. Die TI soll alle Beteiligten im Gesundheitswesen wie Ärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser, Apotheken und Krankenkassen miteinander vernetzen. Laut eHealth-Gesetz müssen bis 30. Juni alle Praxen über sogenannte Konnektoren an die TI angeschlossen sein, ansonsten drohen Honorarkürzungen. Der in dem Gesetz genannte Termin musste mehrmals verschoben werden, weil es zu Verzögerungen bei der Bereitstellung der Technik gekommen war, wie es auf der Homepage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung heißt. Kritiker sehen durch die TI die Patientendaten in Gefahr. Ende 2018 haben rund 50 Ärzte, Psychotherapeuten und Zahnärzte aus Ingolstadt und der Region ein regionales Protestschreiben gegen die Telematikinfrastruktur unterzeichnet (DK berichtete).

Ransomware

Unter der sogenannten Ransomware versteht man einen Verschlüsselungstrojaner. Die Malware infiziert zunächst unbemerkt den Computer und nistet sich ein. Die Schadsoftware verschlüsselt im Hintergrund die Daten auf der Festplatte des Benutzers. Die Ransomware (ransom = englisch für Lösegeld) nimmt sozusagen die Daten als Geisel, um ein Lösegeld für die Entschlüsselung zu erpressen. Derzeit sind laut der Internet-Seite www.was-ist-ransomeware.de über 250 Ransomware-Typen mit unterschiedlichen Dateiendungen bekannt.

Ruth Stückle