Landkreis Osterholz. 2018 war ein Jahr, in dem das Osterholzer Kreiskrankenhaus gleich etliche Rekorde geknackt hat. Das geht aus dem Jahresbericht hervor, den Klinikleiter Klaus Vagt jetzt zusammen mit Landrat Bernd Lütjen und dem Kreispolitiker Kai Entelmann (CDU) präsentierte. Anzahl und Schweregrad der Operationen legten demnach ebenso zu wie die ambulanten Behandlungen, was die Erlöse über die um drei Prozent erhöhten Fallpauschalen kräftig anschwellen ließ. Auf der Ausgabenseite stiegen die Material- und Personalkosten weniger stark an, sodass am Ende ein Bilanzgewinn von fast 675 100 Euro zu Buche stand.
Inzwischen beschäftigt das Krankenhaus 437 Mitarbeiter auf 282 Vollzeitarbeitsplätzen – das sind 41 Stellen mehr als noch vor fünf Jahren. „Wir sind ganz zufrieden und mächtig stolz auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, betonte Krankenhausgeschäftsführer Vagt. Der Fachausschussvorsitzende Entelmann und Verwaltungschef Lütjen richteten ebenfalls anerkennende Worte ans Personal der kreiseigenen Klinik, zu dem schließlich auch Vagt selbst seit mittlerweile 25 Jahren zähle.
Bezogen auf die Zahl der 123 geförderten Planbetten (seit Januar sind es 128) wurde die Auslastung auf den neuen Spitzenwert von 89,2 Prozent emporgeschraubt. Weil tatsächlich bis zu 157 belegbare Betten aufgestellt waren, lag die Auslastung phasenweise bei 130 Prozent, wie Vagt hervorhob. In seiner Statistik für den stationären Bereich stehen 7599 Abrechnungsfälle zu Buche – 1181 mehr als noch vor fünf Jahren. Die Zahl der Operationen stieg im selben Zeitraum um 765 auf 2275, ihr durchschnittlicher Komplexitätsgrad legte um 7,4 Prozent auf den neuen Rekord-Index von 0,84 zu. Mit diesen Werten lasse sich der gewichtete Case Mix errechnen, so Vagt. „Das bedeutet, dass wir heute 27 Prozent mehr Leistungen erbringen als 2014.“
Wählbare Leistungen legen zu
Die jüngste Entwicklung sei vor allem den Haus-Spezialisten aus der operativen Orthopädie (Schulter, Wirbelsäule, Knie, Hüfte) zu danken, doch auch für die Internisten gab es mehr Arbeit; in der allgemeinen Chirurgie weist der Trend indes weiter zur ambulanten Versorgung, sodass die Seitwärtsbewegung der Abteilung ebenfalls beachtlich sei. Tatsächlich meldeten die fünf Facharztpraxen im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ), das 2005 gleich neben der Klinik eröffnet worden war, auch steigende Fallzahlen (nunmehr 27 200), während die fünf Chefarztambulanzen der Klinik inzwischen auch vermehrt Überweisungen von den niedergelassenen Ärzten in der Region erhielten.
Die Notfallambulanz war mit rund 7000 Fällen befasst, wurde aber 13 400 mal konsultiert; die Physiotherapie hatte mehr als 2100 ambulante Patienten (und neunmal so viele Konsultationen). Die Geburtshilfe meldete unterdessen 531 Entbindungen – so viele wie seit 40 Jahren nicht. Und der Trend scheint ungebrochen: Bernd Lütjen erfuhr, dass das erste Halbjahr 2019 um rund zehn Geburten über dem Vorjahreswert liegen werde. Kai Entelmann sagte, er wisse als zweifacher Vater um die Qualität der Geburtshilfe im Kreiskrankenhaus. Dort werde oft ein Grundstein für die weitere Bindung gelegt: „Wer da gute Erfahrungen macht, sucht sich im Zweifelsfall später auch kein anderes Krankenhaus.“
Während die Verweildauer auf den Stationen den zweitniedrigsten Wert aller Zeiten erreichte (durchschnittlich 5,66 Tage), stand am Ende das zweitbeste Finanzergebnis der 62-jährigen Klinikgeschichte – nach 2016, als gut 692 200 Euro erwirtschaftet wurden. Die Rücklage ist damit ansehnlich gut gefüllt, um nächstes Jahr Umbau und Erweiterung vornehmen zu können. Nur in den Jahren 2011 bis 2013 hatte das Krankenhaus seit 1993 überhaupt mal rote Zahlen geschrieben.
Investiert wurde zuletzt in separate Aufwachräume im Funktionstrakt und in neue Pflegebetten, in die EDV und die Heizungsanlage, in Diagnose- und Überwachungsgeräte, einen zentralen Dampfsterilisator für das OP-Besteck sowie in den Hubschrauberlandeplatz vorm Haus. An den Investitionen von rund 807 000 Euro war das Land mit einer Pauschalförderung von 333 600 Euro beteiligt.
Personal als entscheidender Faktor
Klaus Vagt betonte, der Gesetzgeber habe die Steigerungen der Mengen und Preise gedeckelt, sodass dem Wachstum auch Grenzen gesetzt seien. „Der eigentlich limitierende Faktor ist heute das Personal“, setzte der Leiter hinzu. Wegen fehlender Fachkräfte drohe aktuell den Geburtshilfe-Standorten Wittmund und Nordenham die Schließung. Generell tue sich das Kreiskrankenhaus dank der eigenen angegliederten Pflegeschule etwas leichter. Erneut beginnen im August wieder mehr als 40 Nachwuchskräfte der Krankenhäuser Lilienthal, Achim, Verden, Wittmund und Osterholz ihre dreijährige theoretische Ausbildung in der Gesundheitsschule.
Nachdem 2018 für die Absolventen drei neue Vollzeitstellen in der Pflege entstanden, dürften es im laufenden Jahr sechs oder sieben sein; zusammen mit der Fluktuation haben damit zwölf examinierte neue Pflegekräfte beste Aussichten, vom Kreiskrankenhaus übernommen zu werden. „Es ist ein toller Jahrgang, und durch das Förderprogramm des Bundes bekommen wir die Mehrbesetzungen zurzeit auch finanziert“, schilderte der Krankenhausleiter.
Bei Patientenbefragungen sowie Studien zur Behandlungsqualität erhält die Kreisklinik ebenfalls oft überdurchschnittliche Noten. Krankenhaus-Chef Klaus Vagt verwies darauf, dass man auf der sogenannten Weißen Liste mit 88 Prozent eine der höchsten Weiterempfehlungsquoten in Bremen und umzu habe. Die AOK habe dem Haus zudem bescheinigt, zum besten Fünftel aller deutschen Kliniken zu gehören, wenn es um Leistenbruch, Gallenblase oder künstliche Knie- und Hüftgelenke geht.