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Die Tage der Fachklinik für Neurologie Dietenbronn sind offenbar gezählt

Schwendi / Lesedauer: 4 min

Informationen aus einer Mitarbeiterversammlung: Die Fachklinik soll ihren Betrieb wohl verlagern. Ein neuer Standort schein bereits gefunden worden.
Veröffentlicht:30.06.2019, 17:32

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Die Tage der Fachklinik für Neurologie Dietenbronn (FND) sind offenbar gezählt.

Nach SZ-Informationen unterrichtete Geschäftsführerin Beate Jörißen die Dietenbronner Belegschaft bei einer kurzfristig einberufenen Mitarbeiterversammlung am vergangenen Montag über geplante Veränderungen.

Keine betriebsbedingten Kündigungen geplant

Demnach soll die Fachklinik für Neurologie Dietenbronn, ein akademisches Krankenhaus der Universität Ulm, ihren Betrieb nach Biberach verlagern. In drei bis vier Jahren soll dies geschehen , betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben.

Die Gerüchte über eine mögliche Schließung der renommierten FND schossen in den letzten Tagen in Schwendi und Umgebung ins Kraut. Dieses Thema war Gesprächsstoff Nummer eins.

Betroffenheit und Unverständnis über die wohl bevorstehende Verlagerung zeigten viele in der Bevölkerung, aber auch etliche Mitarbeiter. Diese sind verunsichert, wo und wie es mit der FND weitergeht.

Die Stimmung in der Belegschaft ist bei vielen schlecht.

Mitarbeiter nach der Verkündung

„Die Stimmung in der Belegschaft ist bei vielen schlecht“, äußerten sich Mitarbeiter, die von den Plänen bei der Versammlung erfahren hatten. Einige Beschäftigte der Klinik hätten bereits in letzter Zeit gekündigt, sich nach anderen Arbeitsstellen umgesehen.

Vermutlich auch deshalb, weil bei einer Mitarbeiterversammlung zu Beginn des Jahres darüber berichtet wurde, dass die FND heuer wohl rote Zahlen schreiben werde . Und dass die Mitarbeiter für 2019 nicht mit einer Prämie sprich Gewinnbeteiligung rechnen können.

Diese war in den letzten Jahren immer ausbezahlt worden. Sind es also finanzielle Gründe, die die Klinik-Gesellschafter über eine Verlagerung nach Biberach nachdenken lassen?

Spezialisierung: MS

Dass es solche Gedankenspiele gibt, bestätigte Pascal Petry, Koordinator Kommunikation Regionen und Issuesmanagement, von der

Unternehmenskommunikation der Sana Kliniken AG mit Sitz in Ismaning. Auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung Laupheim am Wochenende antwortete er mit einer schriftlichen Presseerklärung.

Darin heißt es: “Die Fachklinik für Neurologie Dietenbronn GmbH verfügt seit Ihrer Inbetriebnahme im Jahr 1989 über einen exzellenten Ruf bei der Versorgung von Patienten mit neurologischen Erkrankungen.

Gerade auch in Bezug auf Diagnostik und Therapie von chronischen Krankheitsbildern bietet die Fachklinik somit seit vielen Jahren eine hochwertige medizinische Versorgung für die Menschen im Landkreis Biberach und weit darüber hinaus – das zeigt auch ihre Spezialisierung im Bereich der Behandlung der Multiple Sklerose (MS).

Strategie soll Versorgung sichern

Allerdings stellen insbesondere der anhaltende Trend zur Ambulantisierung, und die damit einhergehende rückläufige stationäre Nachfrage, das Behandlungsspektrum solitärer Einrichtungen, wie der Fachklinik für Neurologie Dietenbronn, vor entscheidende perspektivische Herausforderungen.

Diese Entwicklung betrifft Dietenbronn mit seinem MS-Schwerpunkt besonders , da die Fachklinik über keine zusätzliche Einbindung in eine gesamtneurologische Versorgungsstruktur verfügt und sich leider auch keine fachbereichsübergreifenden Synergieeffekte erzielen lassen.

Doch gerade für die Versorgung, Therapie und Behandlung von MS-Patienten sind solche Strukturen heute unerlässlich. Um die langfristig stabile Versorgung von MS-Patienten in der Region auch künftig auf hohem Niveau sicherstellen zu können, arbeiten die drei Gesellschafter der Fachklinik für Neurologie Dietenbronn GmbH – die Sana Kliniken AG, der Landkreis Biberach und die AMSEL Stiftung Ursula Späth – an einer zukunftsorientierten Medizinstrategie zur Versorgung der MS-Patienten in der Region.

Biberach neuer Standort

Geplant ist eine Verlagerung der medizinischen und therapeutischen Kompetenzen von Dietenbronn nach Biberach, um die ambulante und stationäre Versorgung für die Patientinnen und Patienten zu optimieren.

Vor diesem Hintergrund prüfen die Gesellschafter nun die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells und damit verbunden auch eine mögliche Verlagerung der Patientinnen und Patienten aus Dietenbronn in das sich gerade im Bau befindende neue Biberacher Zentralkrankenhaus.

Dieser Schritt würde den Patientinnen und Patienten, genauso wie den 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachklinik für Neurologie Dietenbronn, deren Arbeitsplätze allesamt erhalten bleiben sollen, einerseits ihre überregional sichtbaren hochwertigen diagnostischen und therapeutischen Strukturen am neuen Standort erhalten, und andererseits ließen sich, durch die enge Zusammenarbeit mit der Biberacher Neurologie, die Stärken beider Abteilungen miteinander vereinen.

Im Laufe des zweiten Halbjahr 2019 soll der Strategieentwicklungsprozess soweit gediehen sein, dass er mit dem Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg beraten werden kann.“