Esenshamm - Der Geschäftsführer der Helios-Klinik Wesermarsch in Esenshamm soll – so fordert der Betriebsrat wörtlich – „klare, detaillierte Aussagen zur Zukunft unserer Klinik, zu unseren Abteilungen“ machen. Das steht in einem am Donnerstag in der Klinik verbreiteten Offenen Brief. Das hat die NWZ am Freitag aus Mitarbeiterkreisen erfahren.

Der Betriebsrat bezieht sich damit auf die Tatsache, dass die Kardiologie-Abteilung sechs Ärzte (Chefarzt, zwei Oberärzte und drei Assistenzärzte) verliert. Darüber hinaus haben auch der Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin und der Oberarzt der Inneren Medizin ihre Kündigung eingereicht. Die NWZ berichtete darüber in der Ausgabe vom 3. Juli.

KLINIKENTWICKLUNG IN NORDENHAM Helios-Kardiologie verliert sechs Ärzte

Horst Lohe
Esenshamm

Eine Kopie des Offenen Briefes des Betriebsrates an Klinikgeschäftsführer Georg Thiessen liegt der NWZ vor. Der Wortlaut des Briefes beginnt so: „Sehr geehrter Herr Thiessen, wie soll man das aushalten? Fast jede Woche gibt es Negativschlagzeilen in der lokalen Presse über unsere Klinik. Die letzten Pressemitteilungen berichteten über den Weggang von bis zu sechs Ärzten der Inneren Medizin. Das Schlimmste ist, die Berichterstattung ist sachlich und richtig!“

Weiter heißt es zu einer Betriebsversammlung, die in der vergangenen Woche stattgefunden hatte, wörtlich: „Nicht einmal eine Woche nach der Betriebsversammlung haben sich Ärzte an unserer Klinik entschlossen, unser Haus zu verlassen. Es scheint, dass es Ihnen (angesprochen sind der Klinikgeschäftsführer und seine Aussagen in der Versammlung) nicht gelungen ist, in der Betriebsversammlung Mitarbeiter für den Verbleib an unserem Standort zu überzeugen.“

In dem Offenen Brief kritisiert der Betriebsrat weiter: „Auch ein für alle Mitarbeiter verständliches Zukunftskonzept für die Klinik konnte nicht vorgelegt werden. Die Zusammenlegung von Abteilungen und die Reorganisation der Patientenaufnahme möchten wir an dieser Stelle nicht als Zukunftskonzept bezeichnen.“

Der Klinikgeschäftsführer habe in der Betriebsversammlung, so der Betriebsrat, die Fragen nach der Zukunft der Kardiologie und der Inneren Medizin „ebenfalls nicht zufriedenstellend beantwortet“.

Wörtlich fügt der Betriebsrat hinzu: „Viele Fragen, keine Antworten! Herr Thiessen, wir, die Mitarbeiter der Helios-Klinik Wesermarsch, fordern klare, detaillierte Aussagen zur Zukunft unserer Klinik, zu unseren Abteilungen! Lassen Sie uns nicht im Unklaren!“

Wie die NWZ aus Kreisen der Klinikmitarbeiter weiter erfuhr, hat Geschäftsführer Georg Thiessen noch am Donnerstag auf den Offenen Brief geantwortet. Er sei verwundert über die Sichtweise des Betriebsrates und die Wahl der öffentlichen Plattform. Er habe dem Betriebsrat und vor allem auch dem Betriebsratsvorsitzenden bereits erläutert, welche Maßnahmen aus Sicht der Geschäftsführung erforderlich sind. Leider vermisse die Geschäftsführung die anfänglich vom Betriebsrat schriftlich zugesagte vollumfängliche Unterstützung dieser Maßnahmen. Die Zusammenlegung von Abteilungen sei ja nur ein Teil davon.

Er sei, so Georg Thiessen, gerne bereit, dem gesamten Betriebsrat erneut Auskunft über das Zukunftskonzept für die Klinik in Esenshamm zu geben und bitte um einen Terminvorschlag.

Auf Anfrage der NWZ wollte Betriebsratsvorsitzender Ralf Feierabend am Freitag zu dem Offenen Brief und zur Antwort des Geschäftsführers in der Öffentlichkeit keine Stellungnahme abgeben.