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Klinikum kämpft um Lösungen für Personalmangel

Villingen-Schwenningen / Lesedauer: 4 min

Finanziell ist das Schwarzwald-Baar-Klinikum zwar stabil. Doch die Fallzahlen steigen – im Gegensatz zur Zahl der Angestellten
Veröffentlicht:01.07.2019, 17:47

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Zum vierten Mal in Folge nach dem Umzug kann das Schwarzwald-Baar-Klinikum ein positives Jahresergebnis vorweisen. „Unter den kommunalen Krankenhäusern im Land sind wir eine Ausnahme“, erklärt Geschäftsführer Matthias Geiser stolz. „Das Jahresergebnis ist erfreulich, wir kommen ohne Zuschüsse aus.“

Während 80 Prozent der kommunalen Kliniken in Baden-Württemberg laut Geiser Zuschüsse benötigen, um haushalten zu können, verzeichnet das Schwarzwald-Baar-Klinikum für das Jahr 2018 einen Jahresüberschuss von 1,63 Millionen Euro. Der Umsatz ist 2018 im Hinblick auf das Vorjahr weiter gestiegen und liegt bei zirka 283 Millionen Euro (2017 waren es 257 Millionen Euro). Das bedeutet, so Geiser: „Das Klinikum steht auf eigenen Füßen“. Aufsichtsrat und Gesellschafter seien sehr zufrieden mit dem Abschluss, berichtete er von der kurz zuvor stattgefundenen Aufsichtsratssitzung. Im Gegensatz zu privaten Kliniken zögen die Gesellschafter kein Geld aus dem Klinikbetrieb.

Gemeinsam mit dem Personal sei das gute Ergebnis erwirtschaftet worden. „Wir schaffen das, das ist ein Kraftakt für alle Mitarbeiter. Wir beanspruchen Personal bis zu den Belastungsgrenzen, vor allem dort, wo es um Notfälle, Notaufnahme, Operationen oder den Kreißsaal geht“, sagt Geiser. „Die Mitarbeiter machen eine gute Arbeit“. Das Schwarzwald-Baar-Klinikum ist der größte Arbeitgeber der Region und beschäftigt bei 2 100 Stellen 3 100 Mitarbeiter. Gerne hätte das Schwarzwald-Baar-Klinikum noch ein paar Fachkräfte mehr, vor allem im pflegerischen Bereich. „Doch es wird schwierig, frei werdende Stellen zu besetzen. Der Fachkräftemangel macht sich auch in Baden-Württemberg bemerkbar.“ Sehr skeptisch ist Geiser, ob es gelingt, durch gesetzliche Neuregelungen auf dem leer gefegten Arbeitsmarkt zusätzliche Kräfte zu gewinnen. Man müsse auf einen vernünftigen Personalmix und intelligente Strukturen setzen. Zeitgemäße Arbeitszeiten trotz Schichtdienst und die Förderung guter Qualifikationen sowie eine moderne Organisationsstruktur seien notwendig. „Die aktuellen gesetzlichen Regelungen, die auf mehr Personal setzen, greifen zu kurz.“

Kritisch merkte Geiser an, er könne nicht verstehen, dass einerseits Ärzte aus dem Ausland geholt würden, andererseits die Zulassung zum Medizinstudium in Deutschland so stark reglementiert würde. Die Landesregierung setze bei der Medizinerausbildung auf tradierte Standorte wie Universitäten. Das Schwarzwald-Baar-Klinikum will sich bekanntlich im zweiten Teil der Medizinerausbildung stärker engagieren, die Studierenden wären dann zwei Jahre vor Ort. Dabei denkt man an den Nebeneffekt, dass die Ärzte dann eventuell in der Region bleiben.

Die Leistungen des Schwarzwald-Baar-Klinikums wurden 2018 wie in den Jahren zuvor gut aufgenommen: Für 2018 verzeichnet das Klinikum insgesamt 49 107 stationär versorgte Patienten, minimal weniger als im Vorjahr. 161 955 Patienten wurden 2018 ambulant behandelt.

Die Fallzahlen im stationären Bereich bewegen sich im ersten Halbjahr 2019 wieder nach oben, berichtete Geiser im Pressegespräch. Die Verweildauer der stationär aufgenommenen Patienten lag 2018 bei durchschnittlich 6,2 Tagen. Nach oben geklettert ist die Zahl der im Klinikum geborenen Kinder: Mit 2 517 Babys gab es einen neuen Rekord am Standort VS. Es wurden 55 Mal Zwillinge und einmal Drillinge geboren.

Mit dem positiven Betriebsergebnis, der „schwarzen Null“, könne man investieren, am medizinischen Fortschritt teilhaben und eine möglichst optimale medizinische und pflegerische Patientenversorgung anbieten, so Geiser.

Als Beispiel für die Investitionen im Jahr 2018 nannte Geiser die Sanierungsmaßnahmen am Standort Donaueschingen. Von insgesamt 6,5 Millionen Euro, die dort investiert wurden, hat das Klinikum vier Millionen Euro im Jahr 2018 eingebracht. Auch in diesem Jahr sind Investitionen vorgesehen, unter anderem in eine zentrale Notaufnahme in Donaueschingen. Außerdem steht die Beschaffung einer biplanen Angiographieanlage auf der Agenda. Mit einer solchen Anlage können Gefäße in zwei Elementen sichtbar gemacht und Gefäßerkrankungen besser behandelt werden als bisher. Neben dem Problem fehlenden Personals beschäftigt die Klinik-Geschäftsführung die Einführung der Digitalisierung in verschiedenen Bereichen. Als Beispiel zeigt Geiser ein Blutzuckermessgerät, das die gemessenen Werte direkt in die Patientenakte überträgt.

Löst die Digitalisierung das Personalproblem? Das nicht, meint Geiser. „Digitalisierung macht die Arbeit nur anders, spart nicht Personal.“