Eichstätt
"Wir sind schwer am Kämpfen"

Kliniken im Naturpark Altmühltal weisen ein Defizit von 3,5 Millionen Euro aus

08.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:41 Uhr
Baustelle: Neben den Schwierigkeiten im operativen Geschäft in den Kliniken Eichstätt (links) und Kösching (rechts) beschäftigt die Verantwortlichen auch die Generalsanierung der Klinik Eichstätt. Das nebenstehende Bild zeigt die Außenverkleidung des OP-Baus. Laut Betriebsdirektor Marco Fürsich wird der erste Bauabschnitt Ende des Jahres fertig. Aber dann geht es erst richtig los. −Foto: Meßner, Müller, Schneider,Stephan

Eichstätt (EK) Die Mitarbeiter der Kliniken im Naturpark Altmühltal wollte Geschäftsführer Alfred Schimmer mit einem Rundbrief vorab informieren.

Schlechte Nachrichten will der Chef selbst überbringen. Ärzte, Pflegepersonal und Co. sollen sie nicht erst aus der Zeitung erfahren. Denn es sind tatsächlich keine guten Nachrichten, die der Geschäftsführer zu verkünden hat. Die Bilanz der beiden Kliniken Eichstätt und Kösching weist ein Minus von rund 3,5 Millionen Euro aus. Darin enthalten sind Abschreibungen in Höhe von 500000 Euro. Bleibt also unter dem Strich ein Defizit bei den Betriebskosten von 3 Millionen Euro.

Die Zahl kommt nicht überraschend. Geschäftsführer Schimmer hatte bereits vor Wochen im Kreistag darauf hingewiesen, dass die Kliniken defizitär seien und Geld benötigen. Das negative Ergebnis resultiert nicht in einem Rückgang der Patienten. Denn trotz diverser Probleme bleibt deren Zahl weitgehend konstant. Mit Blick auf die vergangenen Jahre gibt es sogar einen leichten Zuwachs. Es ist vielmehr die immer schlechter werdende Vergütung, die Geschäftsführer Schimmer und Betriebsdirektor Marco Fürsich Sorgen bereitet. Und hier sind es insbesondere die ambulanten Patienten, die das Defizit in die Höhe treiben. "Wir zahlen bei jedem Fall drauf", sagt Schimmer. Bei rund 27000 ambulanten Patienten im Jahr ist das eine ganze Menge.

Ein zweiter Aspekt, den Schimmer schon mehrmals vorgebracht hat, ist der Fachkräftemangel. Das betrifft Ärzte, Pflegekräfte, Hebammen - kurzum alle Berufsgruppen im Krankenhaus. "Fachkräfte zu gewinnen, wird eine zentrale Aufgabe der nächsten Jahre sein", glaubt Geschäftsführer Schimmer. Die Kliniken haben bereits durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit Universitäten und Hausärzten Projekte angestoßen, um Nachwuchs zu gewinnen. Kurzfristig hilft das aber nicht weiter. Schimmer beziffert die Mehrkosten aktuell auf etwa 850000 Euro. Im Zuge dessen lobt Schimmer das Personal in Eichstätt und Kösching, das trotz der nicht einfachen Bedingungen einen hervorragenden Job leiste.

Es sind unter dem Strich die politischen Rahmenbedingungen, die Vorgaben aus Berlin, die den kleineren Häusern das Leben immer schwerer machen. "Wir sind nicht die Einzigen, denen es so ergeht", sagt Betriebsdirektor Fürsich. Er weist etwa auf die Ilmtalklinik Pfaffenhofen (mit Mainburg) hin, die erst vor wenigen Tagen ein operatives Defizit von 4 Millionen Euro bekannt gegeben hat. Der Goldberg-Klinik in Kelheim ergeht es nicht viel besser. Hier ist laut Wirtschaftsplan für 2019 ein Defizit von 4,25 Millionen Euro zu erwarten.

"Die Rahmenbedingungen werden immer schlechter - wir sind schwer am Kämpfen", formuliert es Schimmer deutlich. Ein Beispiel: Das Gesundheitsministerium gibt Mindestmengen bei bestimmten Eingriffen vor. Das heißt, Krankenhäuser müssen eine bestimmte Zahl beispielsweise an künstlichen Kniegelenken einsetzen. Erfüllen sie diese Vorgabe nicht, müssen sie laut Schimmer mit Sanktionen rechnen. Die Überlegung dahinter lautet wohl, dass ein Krankenhaus, das 500 künstliche Kniegelenke einsetzt, mehr Erfahrung hat und somit besser ist als eines, in dem nur 50 operiert werden. So weit mag Schimmer die Argumentation noch mittragen. Völlig unverständlich ist für die Verantwortlichen aber, dass diese Mindestmengen strikt pro Standort gelten. Das heißt, Eichstätt und Kösching werden getrennt voneinander betrachtet, obwohl sie zusammengehören und es sogar der gleiche Arzt ist, der an beiden Standorten operiert.

Laut Schimmer ist es der politische Wille, dass solche Mindestvorgaben noch ausgeweitet werden. Im Umkehrschluss wird das wohl dazu führen, dass bestimmte Operationen nicht mehr in Eichstätt und in Kösching angeboten werden können, sondern nur noch an einem Standort - eben um die Vorgaben zu erfüllen.

Mit Blick auf das Defizit und die ernüchternde Aussicht sagt Schimmer: "Wir müssen uns Gedanken machen. " Er macht keinen Hehl daraus, dass sich die beiden Häuser in Eichstätt und Kösching an die Rahmenbedingungen anpassen müssten, und dazu werde man auch strukturell etwas verändern müssen, sagte er.

Genaueres dazu wird Geschäftsführer Schimmer wohl in der nächsten Kreistagssitzung am 22. Juli verkünden.

Markus Meßner