Am Freitag stellen die Geschäftsführer der Alb-Fils-Kliniken (AFK) dem Kreistag auf seiner letzten Sitzung – am 26. Juli tritt erstmals das neugewählte Gremium zusammen – den Jahresabschluss der kreiseigenen Gesellschaft vor. Seit Dienstag steht das Papier auf der Homepage des Landkreises online. Begeisterungsstürme dürfte der Bericht kaum auslösen: Auf rekordverdächtige 8,5 Millionen Euro beläuft sich der Bilanzverlust im Jahr 2018. Der Fehlbetrag beträgt 15,4 Millionen Euro,  6,9 Millionen Euro werden aber aus den Rücklagen zugeführt (siehe Infokasten). Den Verlust wird der Landkreis ausgleichen, wenn der Kreistag zustimmt.

Ende 2017 lag der Verlust bei 1,2 Millionen Euro

So bleibt die schon länger anvisierte „Schwarze Null“, mit der die AFK einen Beitrag zur Finanzierung der neuen Klinik am Eichert leisten wollen, in weiter Ferne. Dabei sah es im vergangenen Jahr noch deutlich besser aus: Am Ende stand ein Minus von 1,2 Millionen Euro. Vor genau einem Jahr war die Geschäftsführung für das Jahr 2018 noch von einem Bilanzverlust in Höhe von rund drei Millionen Euro ausgegangen – wissend, dass die Problematik der resistenten VRE-Keime für einen Rückgang der Patientenzahlen sorgen wird.

VRE-Keime und tragische Todesfälle haben 2018 geprägt

Doch nun ist es deutlich schlimmer gekommen. Im von den beiden Geschäftsführern Dr. Ingo Hüttner und Wolfgang Schmid unterzeichneten Bericht heißt es zur Begründung: „Das Jahr 2018 war geprägt von den erheblichen, negativen Folgen aus dem erlittenen Imageschaden auf Grund der VRE/Hygienethematik sowie der tragischen Medikamentenverwechslung.“ Durch falsche Infusionen waren im Herbst zwei Patienten gestorben. Eine Krankenschwester bekam deshalb einen Strafbefehl.
Hüttner und Schmid ziehen folgende Schlüsse: „Trotz der transparenten Kommunikation seitens der Alb-Fils-Kliniken GmbH gegenüber der Öffentlichkeit haben diese Ereignisse zu einem erheblichen Vertrauensverlust bei der Bevölkerung des Landkreises Göppingen und zu einem Leistungseinbruch in Höhe von 6,5 Prozent geführt.“ Ein weiterer Grund für den Rückgang der Patientenzahlen: „Darüber hinaus verstarb im letzten Quartal 2018 völlig überraschend der Chefarzt der Gefäßchirurgie. Dies hatte einen Leistungseinbruch in diesem Bereich zur Folge.“

Zurückgreifen auf bereits geleistete Zuschüsse

Wolfgang Schmid betonte am Dienstag, dass die Entnahme aus den Rücklagen tatsächlich ein Zurückgreifen auf bereits geleistete Zuschüsse vom Landkreis für Investitionen sei. „Wir bekommen Geld vom Landkreis und stellen das im Gegenzug als Eigenkapital dar.“  So werde die Abschreibung „neutralisiert“, ansonsten müsste der Kreis doppelt bezahlen.

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Eigenkapitalquote sinkt jedes Jahr

Kennzahlen Die Geschäftsführer der Alb-Fils-Kliniken sprechen im Wirtschaftsbericht 2018 von einer
„signifikanten Ergebnisverschlechterung“ und führen einige Kennzahlen auf:
Quote Die Eigenkapital-Quote hat sich von 33,3 Prozent im Jahr 2016 (2017: 26,2 Prozent) auf 11,3 Prozent reduziert. 2018 wurden 6,9 Millionen Euro aus den Rücklagen entnommen, die auf den Fehlbetrag in Höhe von 15,4 Millionen Euro angerechnet werden. Bei den Rücklagen handelt es sich um neutralisierte Abschreibungen für vom Landkreis finanziertes Anlagevermögen, also um Zuschüsse an die Klinik-GmbH. Den Bilanzverlust in Höhe von 8,5 Millionen Euro übernimmt der Landkreis, sofern der Kreistag zustimmt.
Kapital Die Klinik besitzt nun noch 38,6 Millionen Euro Eigenkapital, 2017 waren es 50,5 Millionen. Allerdings wächst das Eigenkapital wieder um 8,5 Millionen  Euro an, wenn der Kreis den aktuellen Bilanzverlust erstattet.