Neuburg
Das Minus wird kleiner

Kreiskrankenhaus Schrobenhausen mit Defizit von 2,58 Millionen Euro - Wechsel im Aufsichtsrat

11.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:44 Uhr
Das Kreiskrankenhaus in Schrobenhausen steht finanziell besser da als noch vor ein paar Jahren. −Foto: M. Schalk

Neuburg/Schrobenhausen (DK) Das Kreiskrankenhaus in Schrobenhausen bleibt in den roten Zahlen, allerdings zeigt die Kurve nach oben.

Für das vergangene Jahr liegt das Defizit der Klinik samt dazugehöriger Gesellschaften bei rund 2,58 Millionen Euro. Vor allem im Krankenhaus selbst geht es aufwärts, wie gestern im Kreisausschuss bekannt wurde.

Stünde die Einrichtung am Nordrand von Schrobenhausen allein da, läge das Minus lediglich bei 2,245 Millionen Euro. Im Vergleich zu 2017 ist das eine Verbesserung um beinahe eine Viertelmillion Euro. Gleichzeitig ist das eine deutliche Verbesserung gegenüber der Finanzplanung, wie Geschäftsführer Jürgen Schopf den Ausschussmitgliedern erklärte. "So kann es weitergehen", meinte Landrat Peter von der Grün (FW) zu der Entwicklung.

Ausschlaggebend dafür ist vor allem eine Steigerung bei den sogenannten Case-Mix-Punkten, die sich aus der Schwere der Patientenfälle errechnen und letztlich ein Gradmesser für den finanziellen Erlös von Krankenhäusern sind. In Schrobenhausen lagen sie 2018 bei gut 6297, das sind etwa 200 mehr als im Jahr zuvor. Doch nicht nur die Schwere der Fälle nahm etwa zu, sondern auch die Anzahl der Patienten. 6849 Menschen versorgte die Klinik im Vorjahr, ein Plus von 101 Personen. Der Großteil davon würde das Krankenhaus laut einer Befragung sogar weiterempfehlen.

Schopf zufolge hat sich vor allem die Akutgeriatrie gut entwickelt. Doch auch in der Inneren Medizin, der Allgemein- sowie der Unfallchirurgie verzeichnet das Haus Steigerungen, ebenso in der Urologie. Laut Hochrechnung soll dieser Trend anhalten, so dass für heuer ein Jahresdefizit von etwa 1,9 Millionen Euro möglich ist. "Die Prognosen sind jedenfalls sehr erfreulich", so der Geschäftsführer.

Ein Ding der Selbstverständlichkeit ist das allerdings nicht, denn hinter den Kulissen passiert in der zuletzt etwas kränkelnden Klinik sehr viel. Schopf berichtete im Ausschuss unter anderem von einer Erweiterung der Kapazitäten im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ), das derzeit drei Facharzt-Praxen beinhaltet. Gleichzeitig ist geplant, einen weiteren Sitz der kassenärztlichen Vereinigung für Gastroenterologie in Schrobenhausen zu etablieren. Verträge mit einem Belegarzt für Urologie und mit einer kardiologischen Praxis sind bereits abgeschlossen, wodurch auch die Anzahl der Patienten weiter steigen dürfte. Und schließlich ist auch vorgesehen, eine MVZ-Außenstelle zur kassenärztlichen Versorgung in Karlshuld zu schaffen. Ähnliche Projekte sind Schopf zufolge auch in anderen Gemeinden denkbar. Ebenso wie eine Bereitschaftsdienstzentrale am Kreiskrankenhaus, hinter der allerdings noch ein großes Fragezeichen steht.

Die Auslastung des Kreiskrankenhauses bereitete den Ausschussmitgliedern hingegen etwas Kopfzerbrechen. Das liegt allerdings nicht an den reinen Zahlen, sondern vielmehr am Wert, der am Ende auf dem Papier steht. Denn dieser liegt laut dem Geschäftsführer bei unter 70 Prozent. Ein Grund zur Besorgnis ist das zwar nicht, die dadurch erzeugte Außenwirkung störte aber gleich mehrere Mitglieder des Gremiums. Ausschlaggebend dafür sind allerdings die seit mehreren Jahren geschlossenen Abteilung der Geburtshilfe und der Gynäkologie. Weil diese Schließung nur vorübergehender Natur sein soll und auch nur als solche gemeldet ist, fließen die dortigen Betten Schopf zufolge nach wie vor in die Berechnung mit ein - obwohl sie das Krankenhaus wegen fehlender Ärzte und Hebammen nicht für Patienten nutzen kann. Wäre es möglich, diese Betten herauszurechnen, läge Schrobenhausen durchaus in einem wettbewerbsfähigen Bereich, erklärte der Geschäftsführer. Eine "Geisterstation", wie sie Georg Hirschbeck (CSU) befürchtete, gibt es aber dennoch nicht. "Wir nutzen diese Räume schon", so Schopf, dem zufolge sich einige Mediziner dorthin gerne für Büroarbeit zurückziehen.

Einen kleinen Einbruch verzeichnet der Klinikkonzern unterdessen im Kreisalten- und Pflegeheim in Steingriff, wo das Ergebnis im Vorjahr bei minus 233000 Euro lag. Das dürfte allerdings eine einmalige Sache bleiben; tatsächlich soll sich das Defizit laut Prognose schon heuer wieder bei etwa 59000 Euro - und damit auf dem Niveau von 2017 - einpendeln. Schuld daran ist unter anderem eine eigentlich positive Entwicklung. Denn nach der Fertigstellung des Erweiterungsbaus mit Einzelzimmern stießen die alten Doppelzimmer auf wenig Gegenliebe bei den Senioren. "Sie waren schlichtweg nicht mehr zu vermieten", sagte Schopf. Das änderte sich allerdings, als auch daraus Ein-Bett-Zimmer wurden. Seitdem läuft es seinen Worten zufolge mit nun 95 Betten "hervorragend" - ebenso wie in der gerontopsychiatrischen Abteilung, die sich mit einem Minus von 42000 Euro leicht verbessert hat.

Neben den nackten Zahlen gab es im Ausschuss auch eine Reihe von Empfehlungsbeschlüssen an den Kreistag - allerdings zumeist ohne den Schrobenhausener Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU), der sich als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender für befangen erklärte. Ebenso geschlossen wie für die Ermächtigung des Landrats für die Entlastung der einzelnen Abschlüsse stimmte der Ausschuss auch für eine Neubesetzung in den Aufsichtsratsgremien des Kreiskrankenhauses und der Klinik-Service-SOB GmbH. FW-Kreisrätin Maria Lang hatte im Juni beide Ämter niedergelegt. Aus persönlichen Gründen, wie sie gegenüber unserer Zeitung berichtete. "Meine Kraft für das Krankenhaus ist einfach am Ende", sagte die Ehekirchenerin, die sich im kommenden Jahr auch aus der Politik zurückzieht. Ihr Nachfolger als Aufsichtsratsmitglied wird FW-Fraktionssprecher Thomas Hümbs - sofern auch der Kreistag als übergeordnetes Gremium zustimmt.

Stefan Janda