Klinik Holweide„Das rechtsrheinische Köln wird abgehängt“

Lesezeit 3 Minuten
Die Zukunft der Klinik Holweide ist ungewiss.

Die Zukunft der Klinik Holweide ist ungewiss.

Mülheim/Holweide – Eine Welle der Empörung geht durch den Stadtbezirk Mülheim. Seit bekannt wurde, dass im Rat über eine Schließung des städtischen Krankenhauses Holweide nachgedacht wird, regt sich im Rechtsrheinischen massiver Widerstand. Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte und stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, nahm das zum Anlass, um mit Bürgern in seinem Wahlkreis Mülheim über die Gesundheitsversorgung vor Ort zu diskutieren. Die Bürgervereinigung Holweide und der Bürgerverein Dellbrück bereiten mit dem Förderkreis rechtsrheinisches Köln ihrerseits Widerstand vor und die Bezirksvertretung Mülheim wandte sich mit einem die Fraktionen übergreifenden Dringlichkeitsantrag an die Stadt, das Krankenhaus zu erhalten.

„Es war schon ein großer Fehler, dass die kassenärztliche Vereinigung vor einem halben Jahr die Notfallpraxis in der Genovevastraße schließen konnte, ohne dass die Stadt etwas dagegen unternahm“, erklärte Lauterbach. Schließlich sei die Kommune für Daseinsvorsorge verantwortlich und er rechne die Gesundheit dazu. Nun gebe es im rechtsrheinischen Köln nur noch eine Notfallpraxis – die im Krankenhaus Kalk. Und die sei hoffnungslos überlaufen. Lauterbach: „Das rechtsrheinische Köln wird abgehängt.“

Er forderte die Stadt auf, über die Einrichtung eines medizinischen Versorgungszentrums in Mülheim nachzudenken. Lauterbach: „Vor diesem Hintergrund ist es unverantwortlich, auch noch das Krankenhaus Holweide zu schließen.“

Alles zum Thema Karl Lauterbach

Angeblich solle ein Gutachten der Beraterfirma Ernst & Young dies empfehlen, um die hoch verschuldeten städtischen Kliniken zu sanieren. Der Rat berät heute darüber, ob man die Krankenhauswäscherei privatisieren solle, um Schulden abzubauen. „Die Stadt soll lieber die Schulden der Kliniken übernehmen. Eine Schließung des Krankenhauses Holweide aber lehne ich kategorisch ab“, so Lauterbach. Karl-Heinz Peters, ehemaliger Bezirksvertreter der FDP, stellte sich voll auf die Seite Lauterbachs: „Die Gesundheitsversorgung darf nicht nach Wirtschaftlichkeit bewertet werden.“ Die Stadt solle lieber mit dem Missmanagement aufräumen, das bei den Kliniken oder den Bühnen grassiere.

Der Mülheimer Hausarzt Stefan Streit machte darauf aufmerksam, dass im vergangenen Jahr auch drei Hausarztpraxen im Stadtteil geschlossen wurden. „Der Patientenansturm ist von den verbliebenen Ärzten nicht zu bewältigen“, schilderte er die Situation. Die Bürgervereinigung Holweide und der Bürgerverein Dellbrück baten den Vorstand des Förderkreises rechtsrheinisches Köln um Unterstützung, um das Krankenhaus zu erhalten. „Eine reine Kosten-Nutzen-Rechnung ist im Gesundheitswesen fehl am Platz“, begründete Günter Kühler von der Bürgervereinigung Holweide sein Aufbegehren. Johann Ulrich Keppeler vom Bürgerverein Dellbrück mutmaßt, dass Ernst & Young im Gutachten rein privatwirtschaftliche Kriterien anwandte: „Das darf doch nicht bei der Daseinsvorsorge angewandt werden.“ Er fordert auch Einsicht in das Gutachten, dessen Inhalt kaum jemand kennt.

Stadt soll Schulden der Kliniken übernehmen

Bernhard Lob, Vorsitzender des Förderkreises rechtsrheinisches Köln – des Zusammenschlusses aller Bürgervereine des Kölner Ostens – verspricht seine Hilfe: „Ich denke, wir verlangen von der Kassenärztlichen Vereinigung eine Begründung für die Schließung der Notfallpraxis und bitten um ein Gespräch.“ Außerdem wolle er mit dem Einverständnis seines Vorstands die Ratsfraktionen anschreiben, um sie zu bewegen zu beschließen, dass die Stadt die Schulden der Kliniken übernimmt und dass das Gutachten von Ernst & Young allen offen zugänglich gemacht wird.

KStA abonnieren