Psychiatrie

Kein Ende der Sektorenmauer in Sicht

Es gibt aktuell viele Projekte der sektorenübergreifenden Versorgung – aber noch kaum konkrete Ergebnisse.

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BERLIN. Ob sektorenübergreifende Versorgungsansätze Menschen mit psychischen Erkrankungen besser helfen, kann die Bundesregierung mangels Daten noch nicht sagen. Anfang des Jahres hat es bundesweit 21 Modellvorhaben für integrierte oder sektorenübergreifende Versorgung nach Paragraf 64b SGB V gegeben. Die Zahl der darin behandelten Patienten ist der Regierung aber nicht bekannt.

Die Evaluation werde von einem wissenschaftlichen Konsortium vorgenommen, heißt es in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen im Bundestag. Die bisher vorliegenden Daten erlaubten nur „vorläufige Aussagen zur Bestätigung der (...) Hypothese einer verringerten Aufenthaltsdauer in Modellkliniken“, heißt es.

Gleiches gilt für themenbezogene Projekte, die durch den Innovationsfonds gefördert werden. Auch hier lägen noch keine Evaluationsergebnisse vor. Im Entwurf für das Digitale Versorgung-Gesetz plant die Regierung, dass erfolgreiche Ansätze aus der Förderung rasch in die Regelversorgung gelangen.

Der Sachverständigenrat hatte in seinem Gutachten von 2018 hervorgehoben, dass sich die Sektorengrenzen bei der Versorgung psychisch erkrankter Menschen besonders negativ bemerkbar machen.

Tatsächlich ist die Wiedereinweisungsquote nach einem Klinikaufenthalt hoch: 120 Tage nach der erstmaligen Entlassung werden im Bundesdurchschnitt 41,5 Prozent der Patienten erneut in einer psychiatrischen Einrichtung behandelt. Nur drei Wochen nach der Entlassung muss bereits jeder zehnte Klinik-Patient erneut behandelt werden.

Für die grüne Fraktion zeigt sich die gesundheitspolitische Sprecherin Maria Klein-Schmeink besorgt über die Entwicklung der Fallzahlen vor allem in Kinder- und Jugendpsychiatrien. Hier sind die Fallzahlen nach Angaben der Regierung zwischen 2010 und 2017 um mehr als 30 Prozent auf bundesweit 61.400 gestiegen.

Prävention, Versorgung und Nachsorge für diese Patienten müssten weiterentwickelt werden, da sie „häufig parallel Unterstützung aus verschiedenen Hilfesystemen benötigen, die stärker miteinander vernetzt werden müssen“, so Klein-Schmeink.

Die Verweildauer in Einrichtungen ist bei Kindern und Jugendlichen von 39 (2010) auf 34,4 Tage(2017) gesunken. In den entsprechenden Abteilungen für Erwachsene blieben Patienten im Schnitt 23,8 Tage (2017) – rund einen Tag länger als 2010 (22,9 Tage). (fst)

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