19.07.2019
Andreas Latz, Geschäftsführer der BBT-Gruppe für Finanzen, hält die am Montag vorgestellte Studie der Bertelsmann Stiftung zur Zukunft der Krankenhauslandschaft für realitätsfremd.
"Solche generalistischen Sichtweisen helfen bei der
notwendigen Diskussion über die zukünftige Krankenhauslandschaft nicht weiter.
Jedes Krankenhaus und jeder Standort hat sein eigenes, auf die Situation vor
Ort angepasstes Versorgungsangebot. Ich sehe keinen Vorteil darin, dieses
System aufzugeben und auf wenige zentrale Krankenhäuser in Deutschland zu
beschränken." Für die BBT-Gruppe stehe dagegen die Sektor übergreifende
Vernetzung der verschiedenen ambulanten und stationären Angebote in Wohnortnähe
im Vordergrund. "Ein gutes Zusammenspiel zwischen ambulanten und stationären
Angeboten in Medizin und Pflege geht auf die individuellen Behandlungsbedarfe
von Patientinnen und Patienten ein, nutzt Synergien, schafft Effizienz und
spart Kosten" so Latz.
Ein weiteres Problem sieht er in den finanziellen
Folgen, die mit den in der Studie geforderten Schließungen verbunden sein
würde: "Die verbleibenden 600 Kliniken müssten alle umgebaut werden, große
Investitionen wären notwendig. Da stellt sich mir die Frage, ob das überhaupt
umsetzbar wäre, wo wir heute schon mit einem milliardenschweren
Investitionsstau konfrontiert sind."
Unrealistisch sei auch die Erwartung der Studie,
dass damit das Problem des Personalmangels im Gesundheitswesen gelöst werden
könne. "Rein rechnerisch liegt die Vermutung zwar nahe, dass sich das Personal
dann auf weniger Krankenhäuser verteilt - da aber die Anzahl der Patienten
gleich bliebe, würde auch weiterhin Personal fehlen" kritisiert Latz und
weiter: "Der Personalmangel ist ein demographisches Problem und betrifft alle
Branchen. Selbst wenn sich der Trend durch eine Konzentration abschwächen ließe
- das grundsätzliche Problem des Personalmangels in Deutschland wäre dadurch
nicht aus der Welt."
Eine Schließung oder Zusammenlegung von
Krankenhäusern z. B. in Ballungsgebieten sei sicherlich sinnvoll, dass
bestätige auch die Entwicklung im Gesundheitswesen in den letzten Jahren,
unterstreicht Latz eine der Kernforderungen der Bertelsmann-Studie. "Doch der in der Studie geforderte radikale
Einschnitt und eine Konzentration der Versorgung auf deutlich unter 600 Krankenhäuser
ist realitätsfremd und würde viele Probleme, insbesondere bei der
Sicherstellung einer guten Versorgung im ländlichen Raum, nicht lösen." Viel
eher solle in den Ausbau der ambulanten gesundheitlichen Versorgung investiert
werden, um die Krankenhäuser zu entlasten, schlägt Latz vor.