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Terminsetzung

Spaichinger Klinik-Schließung: "Abbau ist längst im Gang"

Spaichingen / Lesedauer: 3 min

Zum ersten Treffen der Schließungsgegner kommen knapp 50 Interessierte aus verschiedenen Gemeinden
Veröffentlicht:25.01.2019, 16:05

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Trotz sehr kurzfristiger Terminsetzung sind knapp 50 Interessierte am Donnerstagabend zum Treffen der Initiative für den Erhalt des Spaichinger Krankenhauses in den „Engel“ gekommen. Es war eine bunte Mischung. Dr. Albrecht Dapp, früher Chefarzt an der Klinik, schilderte Vorgeschichte, Hintergründe und Reaktionen auf erste Äußerungen. Und stellte klar, dass sich diese Initiative nicht (partei-)politisch vereinnahmen lasse.

Spontan hätten sich einige Menschen zusammengetan, die die Ankündigung der Klinikschließung in Spaichingen nicht einfach hinnehmen wollen, berichtete Dapp. Schon nachdem am Sonntagabend die ersten Unterschriftenlisten erstellt wurden („Wir wünschen den Erhalt der Klinik in Spaichingen“) hätten sich von allen Bereichen des Landkreises Menschen gemeldet und gefragt, wo diese zu finden seien. Im Verlauf der Wortmeldungen zeigte sich, dass vor allem in Arztpraxen, Apotheken, aber auch Geschäften, Firmen, bei Veranstaltungen und vielem mehr in zahlreichen Gemeinden diese Unterschriftenlisten bereits ausliegen und sich schnell füllten.

 Zunächst gab es im Kreistag eher die Tendenz, die Schließungspläne der Klinikgesellschaft breit zu unterstützen, doch viele Einwände auch von Fachleuten hat die CDU-Fraktion zum Schluss kommen lassen, die Entscheidung nicht übers Knie zu brechen.

Sie seien eine reine Willensbekundung, so Dapp, kein Bürgerbegehren oder ähnliches, weshalb es auch keine formellen Beschränkungen gebe. Geplant ist, diese Unterschriftenlisten offiziell zu übergeben. Ein kleiner Arbeitskreis bildete sich spontan. Die große Runde trifft sich wieder am 31. Januar um 18 Uhr im „Engel“.

Durchaus eine zukunftsfähige Klinik

Dapp schilderte, wie er 34-jährig nach Spaichingen kam. Schon damals, 1986, wurde er gewarnt, ob diese kleine Klinik zukunftsfähig sei. Das Ziel, sie zukunftsfähig zu halten, habe die Arbeit immer begleitet, sie wurde aufgebaut und mit einem Alleinstellungsmerkmal in der Region ausgestattet: Diabetologie. Vor drei Jahren habe er das übergeben „und ich war der Meinung, dass es zukunftsfähig ist“.

Nun sei mit dem Solidaris-Gutachten 2014 die Chirurgie abgebaut worden, immer mit der Begründung „Erhalt des Ganzen“. Gemeint gewesen seien damals Spaichingen und Tuttlingen , heute gelte Tuttlingen als „Ganzes“. Dabei habe sich die Kombination Gastroenterologie mit Diabetes als zukunftsfähig gezeigt.

Und dann sei die Überwachungseinheit abgebaut worden, das Diabeteszentrum zerschlagen, Zusagen, auch personell, an seinen Nachfolger Dr. Sauer seien nicht eingehalten worden. Und die Krönung sei nun ein Mini-Budget für seine Abteilung für 2019 von 11000 Euro für alle Investitionen. Das sei vielleicht der Grund dafür, dass der designierte Chefarzt letztlich abgesagt habe und dass mögliche Kandidaten nicht zusagten.

Alles was in die Öffentlichkeit getragen wird hinterfragen

Man habe keine Alternativen zur Schließung gesucht, zumal verschiedene Mitglieder im Kreistag gesagt hätten, das Problem liege nicht auf der finanziellen Seite. Gerade weil Spaichingen eine Portalfunktion für Tuttlingen habe, sei es wichtig, den stationären Betrieb aufrecht zu erhalten, so Dapp.

Man müsse alles, was in die Öffentlichkeit transportiert werde, hinterfragen. Zum Beispiel sei von Seiten der Klinikgesellschaft gesagt worden, die Kassen würden eine stationäre Diabetologie nicht bezahlen. „Das stimmt nicht!“ Menschen mit Blutzucker 700 oder einem eiternden diabetischen Fuß entlasse man nicht nach Hause. Perspektive böte eine Lösung, die Geld koste, notwendig mache, dass der bisherige Abbau zurück genommen werde, und die realistisch und umsetzbar sei. „Das muss der Kreistag beschließen.“ Danach gelte es, mit dem Sozialministerium und den Krankenkassen in Verhandlungen zu gehen.

Zwei Gemeinderäte, Marcel Aulila (FDP) und Heinrich Staudenmayer (FW), waren da, und Kreisrat Harald Niemann (für die CDU im Kreistag). Er plädierte für eine sachliche Diskussion. Wenn man zu viel Porzellan zerdeppere im Vorfeld, bekomme man nichts mehr hin. Eine Lösung gelte es nur gemeinsam zu finden.