Interview mit Dr. Martin Seitz

Ein Ausweg aus der Krankenhaus-Misere?

Dr. Martin Seitz und Angelika Pflaum diskutierten über die Zukunft des Hersbrucker Krankenhauses. | Foto: K. Bub2019/01/DSC_0218.jpeg

HERSBRUCK – Das Hersbrucker Krankenhaus ist noch immer Gegenstand vieler Diskussionen. Während die einen sich vehement für den Erhalt des Hauses aussprechen, arbeiten andere bereits an Alternativlösungen wie etwa einem Ärztehaus. Eine neue Variante bringt nun Dr. Martin Seitz vom Ärztlichen Kreisverband Nürnberger Land ins Spiel. Und bei der scheint selbst Angelika Pflaum von der BI für den Erhalt des Hersbrucker Krankenhauses nicht abgeneigt zu sein.

Hand aufs Herz: Ist das Hersbrucker Krankenhaus noch zu retten?

Dr. Martin Seitz: Als Klinikums-Vorstand Dr. Alfred Estelmann im Februar 2017 in Hersbruck verkündet hat, das Hersbrucker Krankenhaus in ein paar Jahren schließen zu wollen, waren die Würfel längst gefallen. Die Einrichtung hier auf Dauer zu halten, die Betten zurückzuholen oder gar einen anderen Träger zu finden – das wird nicht funktionieren. Dieser Zug ist abgefahren.

Das sind deutliche Worte.

Angelika Pflaum: Die Politik verliert hier das Gemeinwohl aus den Augen. Wir brauchen eine stationäre medizinische Versorgung vor Ort. Ein reines Ärztehaus wird uns nichts nützen.

Seitz: Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat ein neues stationäres Versorgungsmodell erarbeitet und dafür eine Studie in Auftrag gegeben. Darin schlagen die Uni Bayreuth und das Institut Oberender eine neue Strategie vor: Intersektorale Gesundheitszentren, so genannte IGZs. Darin sind Allgemeinärzte, Internisten und andere Fachärzte angesiedelt. Der Unterschied zu einem normalen Ärztehaus ist, dass zusätzlich ein Bettenhaus angeschlossen ist – für Patienten, die nicht die Hochleistungsmedizin einer Klinik brauchen, aber dennoch medizinisch überwacht und betreut werden müssen. Ideal für ältere Menschen, bei denen oft nur unter Kontrolle der Zucker eingestellt werden muss oder die unter einfacheren Beschwerden leiden. Sie können im IGZ weiterhin wohnortnah stationär betreut werden. Das sollte für uns die Zukunft sein.

Pflaum: Aber so arbeitet das Hersbrucker Krankenhaus doch längst. Und genau diese Struktur wird jetzt kaputt gemacht.

Seitz: Wir müssen realistisch sein: Das Krankenhaus Hersbruck wird in ein paar Jahren nicht mehr existieren. Dieser Kampf ist aussichtslos.

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Könnte sich die BI denn mit der Idee eines IGZ anfreunden?

Pflaum: Uns geht es nicht grundsätzlich um die Immobilie in der Großviehbergstraße, sondern um eine medizinische Versorgung mit stationären Betten vor Ort – ob die Einrichtung nun „Krankenhaus“ oder „IGZ“ heißt, ist für uns nicht von Bedeutung. Auch der Standort nicht. Ein reines Ärztehaus ohne Betten aber lehnt die BI ab. Uns geht es darum, dass die Ärzte und das Pflegepersonal weiterhin in Hersbruck bleiben. Und auch die kassenärztliche Bereitschaftspraxis wird nur Bestand haben, wenn stationäre Betten da sind.

Seitz: Es ist nicht verkehrt mit den Planungen für ein Ärztehaus zu beginnen. Allerdings sollte man darauf achten, dass die Möglichkeit besteht, dieses um eine bettenführende Einheit zu erweitern.

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