E-Paper
Oldenburg/Eutin

Notdienst: Sana-Klinik ganze Nacht abgemeldet

Die Notaufnahme der Sana-Klinik in Eutin muss einspringen, wenn sich Oldenburg abgemeldet hat.

Die Notaufnahme der Sana-Klinik in Eutin muss einspringen, wenn sich Oldenburg abgemeldet hat.

Oldenburg/Eutin. Die Sana-Klinik Oldenburg hat sich zwischen dem 6. und dem 9. Januar insgesamt 31 Stunden lang vom Notdienst abgemeldet. Das ist die Summe der genauen Abmelde-Zeiten, die Sana-Sprecherin Birte Gruhle auf Anfrage mitteilte. Zunächst hatte Sana von "jeweils wenigen Stunden" gesprochen. Die längste Abmeldezeit lief von Sonntag, 6. Januar, ab 16 Uhr bis Montag, 7. Januar, um 8 Uhr. Im Laufe des Montags folgte eine weitere Abmeldung zwischen 16 und 20 Uhr, zwei weitere, kürzere Abmeldungen folgten am Dienstag und Mittwoch.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

„Selbstverständlich ist die medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger sowie unserer Urlaubsgäste zu jeder Zeit sichergestellt“, teilt Gruhle weiter mit. „In dem beschriebenen Zeitraum hat es jedoch ein überdurchschnittliches Patientenaufkommen in der Region gegeben, weswegen sich die Sana-Klinik Oldenburg, so wie andere Krankenhäuser auch, zeitweise bei der Rettungsleitstelle für Notfälle abmelden musste, da unsere Bettenkapazität erschöpft war.“

Lange Fahrten der Rettungswagen

Steht das Krankenhaus nicht für Notfälle zur Verfügung, müssen die Patienten zu anderen Kliniken in Ostholstein oder auch in Lübeck gebracht werden. Das bedeutet nicht nur einen Zeitverlust für Patienten, sondern auch eine längere Fahrt des Rettungswagens, der währenddessen nicht zur Verfügung steht. Aus Reihen des Rettungsdienstes ist zu hören, dass das zu Problemen führe. Auf Fehmarn sind zwar zwei Rettungswagen stationiert, in Heiligenhafen und Oldenburg ist nachts aber nur einer im Einsatz. Es sind Fahrzeuge, die auch Krankentransporte leisten. Insider des Rettungsdienstes sprechen deshalb von einer Unterversorgung der Region und der Hilfsfrist (zwölf Minuten), die zwar in 95 Prozent aller Fälle noch eingehalten werde, aber an der Grenze liege.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der Kreis Ostholstein als Träger des Rettungsdienstes hat die erreichte Quote der Hilfsfrist für ganz Ostholstein bei 85,19 Prozent im Jahr 2018 festgestellt. Aktuell hat der Kreis die Notfall-Versorgung für den Kreisnorden für den Zeitraum zwischen dem 1. und dem 13. Januar vorgelegt. Danach wurden aus dem Einzugsbereich der Rettungswachen in Oldenburg, Cismar, Heiligenhafen und Burg auf Fehmarn in diesem Zeitraum 127 Notfälle in die Sana-Klinik Oldenburg gebracht. Im selben Zeitraum wurden 56 Notfälle in die Schön-Klinik nach Neustadt und neun Notfälle in die Sana-Klinik nach Eutin gefahren. Bei drei davon ging es um gynäkologische Einsätze. In Oldenburg war die Geburtsstation im Sommer 2014 geschlossen worden.

Kaum belastbare Zahlen

Dabei sei jedoch zu beachten, dass die Patienten aus medizinischen Gesichtspunkten in das nächstgelegene geeignete Krankenhaus gebracht werden, mit Betonung auf geeignet, teilte Kreissprecherin Carina Leonhardt mit. „Daher sind diese Zahlen nur bedingt für die Aussage zu verwenden, dass die Anfahrten an andere Krankenhäuser ursächlich im Zusammenhang mit den Abmeldungen der Sana-Klinik in Oldenburg stehen.“

Aus den vorliegenden Zahlen lasse sich jedoch ableiten, dass Patienten auch in einer abgemeldeten Klinik Oldenburg erstversorgt würden. Sana-Sprecherin Gruhle erläutert: „Die Rettungsdienste waren während unserer Abmeldezeiten darüber informiert, dass die Erstversorgung zur Stabilisierung von Patienten in einer Notfallsituation in der Sana-Klinik Oldenburg dennoch immer möglich gewesen wäre.“ Ob und wie viele Patienten weiterverlegt worden seien, lasse sich gerade nicht auswerten, hieß es vom Kreis. Sein Fazit: „Längere Wartezeiten von Notfallpatienten aufgrund der Abmeldung der Sana-Klinik Oldenburg sind nicht bekannt.“

Dem Kreis Ostholstein ist aber bekannt, dass es einen großen Zuwachs der Einsatzzahlen in Ostholstein gibt. Deshalb werde zurzeit mit einem Gutachter daran gearbeitet, die sogenannte Rettungsmittelvorhaltung (Anzahl der Rettungswagen und -hubschrauber) zu überprüfen und zu erhöhen.

Ob der Versorgungsauftrag von Sana erfüllt ist, beobachtet das Sozialministerium in Kiel. Von dort heißt es, das Ministerium habe gegenüber Sana auch in der Vergangenheit wiederholt deutlich gemacht, dass es eine funktionierende Notfallversorgung inklusive einer 24-stündigen Aufnahmebereitschaft in Oldenburg erwartet. Es liege in der Verantwortung des Krankenhausträgers, diese sicherzustellen. Die Klinik Oldenburg sei wichtig für die Versorgungslage im Kreis Ostholstein.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Die Sana-Klinik in Oldenburg hat sich im Januar mehrfach vom Notdienst abgemeldet

Die Sana-Klinik in Oldenburg hat sich im Januar mehrfach vom Notdienst abgemeldet.

Aus der Kreispolitik kommt eine verhaltene Reaktion auf die Abmeldungen der Oldenburger Klinik. „Wir kennen nicht die Rahmenbedingungen, das ist schwer zu bewerten“, sagt SPD-Kreisfraktionschef Burkhard Klinke und verweist auf eine Grippewelle in der Klinik, die im vergangenen Sommer zu mehreren Abmeldungen führte. Insgesamt hält er die Tatsache der Klinik-Abmeldung für „unglücklich“. Nach Angaben von Klinke ist im Krankenhausbedarfsplan von 2017 Oldenburg mit 151 Planbetten und 15 Tagesklinikplätzen ausgewiesen. „2019 erfolgt dazu eine Zwischenfortschreibung“, sagt Klinke. „Auf die Bettenzahl haben wir keinen Einfluss.“ Der nächste Bericht über die Krankenhausversorgung wird für den Kreis-Sozialausschuss am 26. Februar erwartet.

Susanne Peyronnet

LN

Anzeige
Anzeige