01.02.2019

Beatmungsmedizin - Westküstenkliniken schaffen Weaning-Bereich in Heide

Für rund eine Million Euro haben die Westküstenkliniken ihre Intensivstation erweitert und einen besonderen Bereich für Patienten geschaffen, die nach einer langen künstlichen Beatmung wieder lernen müssen, selbstständig zu atmen. 

Es ist ruhig im Weaning-Bereich der Westküstenkliniken. Aus den sechs Patientenzimmern ist nur das leise gleichmäßige Zischen der hochmodernen Beatmungsmaschinen zu hören, das ab und an durch gedämpfte Gespräche überlagert wird.

„Ruhe ist wichtig beim Weaning“, erklärt Dr. Christian Freyer bei einem Rundgang durch die Einrichtung. Dr. Christian Freyer leitet das Lungenzentrum der Westküstenkliniken und ist auch für das Weaning verantwortlich. Er weiß: „Aufgrund der notwendigen Überwachungssignale und der Beleuchtungssituation finden unsere Patienten diese Ruhe auf einer Intensivstation nicht.“

Daher haben die Westküstenkliniken sich im vergangenen Jahr entschlossen, in einem direkt angrenzenden Flügel des Krankenhauses in direkter Nachbarschaft zur bestehenden Intensivstation einen eigenen Bereich für Patienten zu schaffen, die nach einer längeren Zeit der künstlichen Beatmung wieder lernen müssen, eigenständig zu atmen.

Rund eine Million Euro haben die Westküstenkliniken in die neue Einrichtung mit insgesamt acht Betten investiert. Seit Anfang Januar werden die ersten Patienten behandelt. Jetzt wurde die Station offiziell eingeweiht.

Ein Großteil des Geldes floss in den Umbau sowie die Neuanschaffung von hochmodernen Beatmungsmaschinen, die sehr präzise auf die Bedürfnisse des jeweiligen Patienten eingestellt werden können.

„Wichtiger als die Maschinen sind aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, erklärt Dr. Christian Freyer. „Denn unsere Patienten erhalten nicht nur eine intensive medizinische und pflegerische Betreuung sondern auch Atem- und Physiotherapie.“

Daher gehören zum Team des Weaning-Bereichs nicht nur Mediziner und Intensivpflegekräfte sondern auch speziell ausgebildete Atem- und Physiotherapeuten, die allein für die Weaning-Patienten da sind.

„Wir gewährleisten eine sehr enge fachliche Betreuung, um die Patienten gut und in Ruhe wieder auf ein Leben ohne Beatmungsmaschine vorzubereiten“, ergänzt der zuständige Chefarzt Dr. Patrick Diemert.

Die Länge der Behandlung ist von der Schwere der Erkrankung beziehungsweise der Schwäche der Atemmuskulatur abhängig.

„Es gibt Patienten, die sind nach einer Woche nicht mehr auf unsere Unterstützung angewiesen. Bei anderen kann es Wochen oder sogar Monate dauern, bis sie wieder richtig alleine atmen können“, erzählt Dr. Freyer. „Aber wir können auch nicht jedem helfen. Bei bestimmten Erkrankungen kann eine dauerhafte Atemunterstützung notwendig sein.“

Neben der Entwöhnung von der künstlichen Beatmung wird sich das Team des Bereichs zukünftig auch der Diagnostik von Schlafstörungen widmen. Dabei geht es allerdings weniger um die Behandlung von Schlafapnoen sondern darum, neurologischen, pädiatrischen, psychischen oder kardiologischen Ursachen für Schlafstörungen auf den Grund zu gehen.

„Dafür sind wir hier an den Westküstenkliniken in Heide hervorragend aufgestellt“, betont Prof. Diemert. „Denn mit Kliniken für Kardiologie, Kinder- und Jugendmedizin, Psychiatrie sowie Neurologie haben wir die Expertise, gemeinsam mit unseren Spezialisten des Weaningbereichs den Ursachen für Schlafstörungen auf die Spur zu kommen.

Noch suchen die Westküstenkliniken für diesen Bereich neben Dr. Freyer aber noch einen weiteren Schlafmediziner und Medizinische Fachangestellte, um das Labor zuverlässig betreiben zu können.

Geschäftsführer Dr. Martin Blümke betonte beim Rundgang durch den neuen Bereich die Bedeutung des Weaning und die gesellschaftliche Notwendigkeit der Westküstenkliniken ein entsprechendes Angebot vorzuhalten.

„Mit der Alterung der Gesellschaft steigt auch die Zahl der Beatmungspatienten. Mit unserem Weaning-Bereich schaffen wir die Möglichkeit, Patienten auch nach einer langen künstlichen Beatmung wieder an ein Leben ohne Beatmungsmaschine zu gewöhnen und diesen Menschen damit ein Stück Freiheit wiederzugeben“, so Dr. Martin Blümke.

Geschäftsführer Dr. Martin Blümke und Pflegedirektorin Sabine Holtorf freuen sich gemeinsam mit Chefarzt Prof. Dr. Patrick Diemert und den Leiter des Lungenzentrums, Dr. Christian Freyer, über die Einrichtung des neuen Bereichs.