Esenshamm - Die kurzfristig vollzogene Schließung der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie in der Helios-Klinik Wesermarsch sorgt auch im Kreistag für großen Unmut. Die Fraktionsvorsitzenden Hans Francksen (SPD), Torsten Lange (CDU), Manfred Wolf (FDP) und Jürgen Janßen (Grüne) machen in einer gemeinsamen Pressemitteilung deutlich, dass die Vorgehensweise des Krankenhausbetreibers Helios bei ihnen „Wut und Enttäuschung“ hervorgerufen hat.
Die vier Fraktionschefs beklagen sich darüber, dass die Klinik-Geschäftsführung bei einer Gesprächsrunde, an der am vergangenen Donnerstag auch der Wesermarsch-Landrat Thomas Brückmann, der Erste Kreisrat Hans Kemmeries und der Nordenhamer Bürgermeister Carsten Seyfarth teilnahmen, „keine Dialogbereitschaft zu alternativen Lösungsansätzen“ gezeigt hätten.
Hinweis auf Personalnot
Das Aus der Abteilung in dem Esenshammer Krankenhaus sei im Wesentlichen mit Personalengpässen und mit einer Nichtsicherstellung von Qualitätsstandards bei einer Bewertungsgrundlage von 500 Geburten im Jahr begründet worden. Wirtschaftliche Aspekte hätten die Helios-Vertreter weniger in den Vordergrund gestellt.
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Dass die Schließung der Geburtshilfe und Gynäkologie bereits an diesem Montag, 11. Februar, und damit vier Tage früher als zunächst angekündigt erfolgt ist, bezeichnen die Fraktionsvorsitzenden als einen für die betroffenen Mitarbeiter „nicht akzeptablen zeitlichen Ablauf“. Denn das Personal sei erst am 29. Januar über die Schließungsabsichten in Kenntnis gesetzt worden.
Auch der Landkreis Wesermarsch als Vertragspartner und die Stadt Nordenham hätten die Informationen spät erhalten. So habe für Politik und Verwaltung keine Gelegenheit bestanden, sich mit der Thematik zu beschäftigen. „Das bedauern die vier Fraktionsvorsitzenden auf das Äußerste“, heißt es in der Pressemitteilung.
Nach der Schließung der Geriatrie im Herbst 2018 und der Verringerung der Bettenzahl auf der Intensivstation sei die Aufgabe der Geburtshilfeabteilung der „dritte Schritt der Leistungsreduzierung“ in dem Esenshammer Krankenhaus. Die Fraktionsvorsitzenden werfen Helios vor, im Vorfeld nicht den Dialog mit dem Landkreis Wesermarsch als verantwortliche Stelle für die medizinische Grund- und Regelversorgung gesucht zu haben.
„Durch diese Vorgehensweise seitens der Helios-Klinikleitung und -Regionalleitung ist ein massiver Imageschaden für die Klinik, aber auch für die gesamte nördliche Wesermarsch entstanden“, meinen die Fraktionsvorsitzenden von SPD, CDU, FDP und Grünen.
Großer Vertrauensverlust
Hinzu komme ein großer Vertrauensverlust in der Belegschaft und in der Bevölkerung sowie bei den Entscheidungsträgern in Verwaltung und Politik.
Hans Francksen, Torsten Lange, Manfred Wolf und Jürgen Janßen fordern daher „eine konzertierte Aktion zur Sicherstellung der Grund- und Regelversorgung im gesamten Landkreis Wesermarsch“. Dabei sollte das Sozialministerium der Landesregierung in Hannover die Federführung übernehmen. Beteiligt werden müssten die Geschäftsführungen der Helios- Klinik Wesermarsch und des St.-Bernhard-Hospitals in Brake, Landrat Thomas Brückmann, Erster Kreisrat Hans Kemmeries, die Bürgermeister aus Nordenham und Brake, die Landtagsabgeordneten aus der Wesermarsch und die Landesvertretung der Krankenkassen.
Die vier Fraktionsvorsitzenden sprechen sich zudem dafür aus, dass die Finanzierungsmöglichkeiten für die Einrichtung eines Geburtshilfezentrums am Klinikstandort Esenshamm geprüft werden.