Mehr Nachwuchs für den Pflegeberuf im Krankenhaus: Der Klinikträger Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) startet eine breit angelegte Pflegeinitiative. Mit einer eigenen Ausbildungsstation und der neuen "Fokusgruppe Praxis" soll die Pflegeausbildung attraktiver gemacht werden. Auch weniger Patienten pro Pflegekraft, intensivere Ausbildungsbegleitung, mehr Weiterbildung und das Anwerben von Pflegekräften im Ausland gehören zum Programm.

Lernen auf der Ausbildungsstation

Einer, der von den Neuerungen im Bereich der Ausbildung am Gesundheitsverbund jetzt schon profitiert, ist der 21-jährige Valentin Lieb. Er hat im Oktober am Klinikum Singen die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger begonnen und arbeitet derzeit auf der Ausbildungsstation, die in der Station S11 der chirurgischen Abteilung installiert wurde.

"Es macht mir großen Spaß, hier gleich in der Praxis arbeiten zu können", sagt der junge Mann. Er stammt aus Stuttgart und hatte schon ein Studium angefangen. "Eigentlich wollte ich in die medizinische Ethik, doch das Studium war mir zu theoretisch, zu weit weg vom Menschen", sagt Valentin Lieb, der wegen seiner Freundin in die Region gezogen ist. Nach einem Freiwilligendienst im Marienhospital Stuttgart sei er nun im richtigen Ausbildungsberuf angekommen.

Mehr Betreuer für die Azubis

Was hat es nun mit der Ausbildungsstation auf sich? Sie umfasst 16 Betten in sieben Zimmern. "Die Auszubildenden sind hier jeweils sieben Wochen", so Bettina Schiffer, Leiterin der Akademie für Gesundheitsberufe.

Die Station, die seit Mai 2018 besteht, ermöglicht, dass Auszubildende hier besonders gefördert werden können. Eine Praxisanleiterin und eine Pflegepädagogin stehen im Rahmen des Frühdienstes immer zur Unterstützung der Auszubildenden zur Verfügung. Etwa zwei bis drei Auszubildende aus verschiedenen Ausbildungsjahren sind gleichzeitig auf der Station.

Das Arbeiten hier hat auch zum Ziel, die Azubis als potentielle neue Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden. Doch auch die Rückmeldung von Seiten der Patienten sei hervorragend, so die Erfahrung des stellvertretenden Stationsleiters Gerhard Ruh und seinem Team.

Abbrecherquote von 25 Prozent soll sinken

Die Akademie für Gesundheitsberufe hat insgesamt sieben Bausteine entwickelt, die die praktische Ausbildung stärken sollen. Dazu gehören neben dem Einsatz auf der Ausbildungsstation die Transferwoche zu Beginn, die Einbindung der Kursleitungen, das Programm "astra plus" zur Förderung der Gesundheitskompetenz, das Projekt "Schüler leiten eine Station", das es bereits seit dem Jahr 2000 gibt, sowie die neue Fokusgruppe Praxis.

In dieser seit Februar arbeiteten Gruppe sind insgesamt 3,5 Stellen verankert, davon 2,3 in Singen. Die Fokusgruppe sei ein Alleinstellungsmerkmal des Gesundheitsverbundes, betont Peter Fischer. Sie soll den Auszubildenden mehr Kontinuität bringen und durch mehr Aufmerksamkeit dazu führen, dass weniger Auszubildende ihre Ausbildung vorzeitig abbrechen, so Schiffer.

Bislang liege die Abbrecherquote bei etwa einem Viertel. "Wir wollen aber auch die Arbeitsabläufe verbessern", so Dana Taschenberger vom Team. "Wenn ein Auszubildender mehr Unterstützung braucht, können wir das über die Fokusgruppe Praxis leisten", sagt Bettina Schiffer.

Weniger Patienten pro Pflegekraft

Peter Fischer, Geschäftsführer des GLKN, erwähnte weitere Punkte, mit denen man dem Fachkräftemangel in der Pflege am Gesundheitsverbund entgegenwirken will. "Wir haben den Personalschlüssel bereits erhöht, und zwar schon bevor Gesundheitsminister Jens Spahn dies vorgeschlagen hat", so Fischer.

So liege der Stellenschlüssel auf der Intensivstation nun bei zwei Patienten je Pflegekraft, im Bereich der Intermediate Care Station (Intensivüberwachungspflege) bei vier Patienten je Pflegekraft und auf der Normalstation bei zehn Patienten je Pflegekraft. Auf der Normalstation war zuvor ein Personalschlüssel von 13 Patienten auf eine Pflegekraft üblich gewesen.

Werben um ausländische Azubis

Auch wolle man Weiterbildungsmaßnahmen mehr fördern. Aktive Werbung um Pflegekräfte auf dem ausländischen Markt, beispielsweise auf den Philippinen, habe bereits begonnen. Aufgrund des neuen Pflegepersonal-Stärkungsgesetzes, nach dem jede zusätzliche Kraft voll finanziert werde, könne man weitere Mitarbeiter einstellen.

Freie Kapazitäten hat derzeit auch noch der Ausbildungsbereich. Zurzeit sind 200 Auszubildende an der Akademie für Gesundheitsberufe. Theoretisch kann der Verbund 240 Ausbildungsplätze in der Gesundheits- und Krankenpflege plus 30 Plätze in der Gesundheits- und Krankenpflegehilfe anbieten. 27 Lehrkräfte kümmern sich um die Ausbildung.