Gesundheit Überlebenschance hängt von Wahl der Klinik ab

Trier · Die Krankenkasse Barmer kritisiert: Bauchschlagader-OP werden zu oft in nicht spezialisierten Krankenhäusern durchgeführt.

 Eine OP-Schwester bereitet  in einem Operationssaal Instrumente für einen Eingriff vor.

Eine OP-Schwester bereitet  in einem Operationssaal Instrumente für einen Eingriff vor.

Foto: Angelika Warmuth

Ob man eine OP überlebt oder nicht, hängt davon ab, welche Klinik man wählt. So könnte man, überspitzt formuliert, die Ergebnisse des Krankenhausreports der Krankenkasse Barmer zusammenfassen. Darin wurde das Risiko bei Operationen des sogenannten Bauch­aortenaneurysma, eine krankhafte Erweiterung der Bauchschlagader, untersucht. „Bundesweit leiden rund 200 000 Menschen über 65 Jahren daran“, sagt Dunja Kleis, Landeschefin der Barmer in Rheinland-Pfalz. Sie schätzt, dass es hierzulande rund  10 000 Betroffene gibt. Krankhaft erweiterte Bauchschlagadern würden zumeist erst ab einem Alter von 65 Jahren auftreten. „Reißt die Bauchschlagader, kann das innerhalb weniger Minuten zum Tod führen“, so Kleis. Einige Prominente, wie Albert Einstein, Charles de Gaulle oder der Schriftsteller Thomas Mann sind daran gestorben. Eine Operation, durch die die erweiterte Stelle der Bauchschlagader überbrückt werde, sei oft lebensrettend, erklärt die rheinland-pfälzische Barmer-Chefin.

Allerdings hingen die Überlebenschancen der Patienten, bei denen die Operation geplant, also nicht nach einem medizinischen Notfall, erfolgte, davon ab, in welcher Klinik sie durchgeführt worden ist. Die Sterbensrate bei diesen OP sei in Krankenhäusern, die nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie zertifiziert sind, deutlich geringer, sagt Kleis. Die Zertifizierung erhalten Häuser, die bestimmte Anforderungen erfüllen. So müssen sie pro Jahr mehr als 800 Patienten mit Gefäßerkrankungen behandeln und mindestens 20 Operationen von Aortenaneurysmen durchführen. Kleis: „Diese Zertifizierung erfordert die Erfüllung höchster Qualitätsstandards in der Gefäßchirurgie.“

Laut dem Krankenhausreport war die Sterblichkeit in den zertifizierten Kliniken nach planbaren Eingriffen an der Bauchschlagader um 2,3 Prozentpunkte niedriger als anderen Kliniken. 2016 haben nach Angaben der Barmer 18 Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz entsprechende Operationen durchgeführt, darunter seien auch einige Notfälle gewesen. Allerdings seien nur neun der 18 Kliniken nach den Richtlinien der Gesellschaft für Gefäßchirurgie zertifiziert gewesen, sagt Kleis. Das sei bedenklich. Je häufiger solche Eingriffe in den Kliniken durchgeführt würden, desto besser sei die Überlebenschance. „Erfahrene Operateure und eingespielte Behandlerteams machen weniger Fehler.“ Laut der Barmer-Studie war die Sterberate 2016 nach planbaren Operationen an der Bauchschlagader in Hamburg, Rheinland-Pfalz und im Saarland am höchsten,

Entscheidend für die Sterbewahrscheinlichekeit sei auch die Art des Eingriffs. So sei die Sterberate drei Jahre nach einer minimal-invasiven OP, bei der also kein Bauchschnitt erfolgt, an der Bauchschlagader geringer als nach offen-chirurgischen Eingriffen, so Kleis.

Vier Kliniken in der Region verfügen über entsprechend zertifizierte Gefäßzentren, es sind die Kliniken Mutterhaus und Brüderkrankenhaus in Trier, das Krankenhaus in Daun und das Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich. In den beiden Trierer Häusern lag die Zahl der Bauchschlagader-OP 2017 im bundesweiten Durchschnitt.

Kleis dringt darauf, dass künftig nur noch entsprechend zertifizierte Kliniken solche Operationen durchführen sollen. Die Landesregierung habe es versäumt, dies im jüngst beschlossenen Krankenhausplan festzulegen, kritisiert sie. Auch wenn dann nicht mehr jede Klinik mit nur einer geringen Anzahl dieser Eingriffe geplante Operationen an der Bauschlagader vornehmen würde, sei trotzdem die flächendeckende Versorgung sichergestellt.

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