Erika Raab wird Geschäftsführerin der Kreisklinik Groß-Gerau

Die Kreisklinik Groß-Gerau mit Blick auf Park und Klinik-Café im Vordergrund. Fotos: Vollformat / Volker Dziemballa
© Fotos: Vollformat / Volker Dziemballa

Mit Dr. Erika Raab wird eine Volljuristin und Expertin für Medizincontrolling neue Geschäftsführerin der Kreisklinik Groß-Gerau. Sie löst zum 1. April Reinhold Linn ab.

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GROSS-GERAU. Dr. Erika Raab wird zum 1. April neue Geschäftsführerin der Kreisklinik Groß-Gerau. Die 44-Jährige Volljuristin, die zusätzlich Gesundheitsmanagement studiert hat, kommt vom Klinikum Darmstadt, wo sie das Konzernmanagement und die Rechtsabteilung leitet. Der Kreisausschuss habe der Verpflichtung Erika Raabs in seiner Sitzung am Montag mit großer Einmütigkeit zugestimmt, erklärte Landrat Thomas Will (SPD) am Dienstag vor der Presse. Er zeigte sich überzeugt, dass Raab „die Fortentwicklung der Klinik maßgeblich vorantreibt und den Medizinstandort Groß-Gerau auf Dauer sichert“.

Die Kreisklinik Groß-Gerau mit Blick auf Park und Klinik-Café im Vordergrund. Fotos: Vollformat / Volker Dziemballa
Erika Raab tritt am 1. April die Nachfolge von Reinhold Linn als Geschäftsführerin der Kreisklinik Groß-Gerau an.

Die künftige Klinikleiterin betonte, sie wolle den eingeschlagenen Kurs zur Neustrukturierung des Hauses fortsetzen. Reinhold Linn, der die Kreisklinik seit mehr als zwei Jahren führte, habe mit der engeren Verzahnung von ambulanten und stationären Angeboten, der Einführung der elektronischen Patientenakte sowie technischen Neuanschaffungen und Umbaumaßnahmen richtige Weichen für die Zukunft gestellt. Sie stehe für Kontinuität, erklärte Raab. „Ich schätze Reinhold Linn sehr und teile seine Ansichten im Klinikmanagement.“ Linn (68) will sich aus familiären Gründen zurückziehen. Sein Vertrag endet vorzeitig am 30. Juni. Darüber hinaus will er der Klinikleitung bei Bedarf beratend zur Seite stehen.

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Das hohe Defizit von 9,5 Millionen Euro im Jahr 2018 resultiere vor allem aus zukunftsgerichteten Investitionen, sagte Raab, die sich am Dienstag auch den Mitarbeitern der Klinik vorstellte. Zur Perspektive des Krankenhauses erklärte sie: „Das Potenzial überwiegt in der Gesamtschau.“ Als großen Pluspunkt sieht sie vor allem wirtschaftliches Wachstum und Stabilität im Landkreis Groß-Gerau, aber auch die gute Anbindung und Lage des Hauses, die Platz für Expansion biete. Die überschaubare Größe der Klinik spreche eine zunehmende Zahl von Patienten an, die eine individuelle Versorgung bevorzugten und große Kliniken scheuten. Als „Geschenk“ bezeichnete sie die ausgeprägte Identifikation der Mitarbeiter mit der Klinik. Sie seien bereit, notwendige Veränderungsschritte mitzugehen.

Auch persönlich sei ihr ein Bekenntnis zum Standort Groß-Gerau wichtig, betonte Raab und kündigte einen Umzug in die Kreisstadt an. „Hessen hat Herz und Charme“, meint die seit vier Jahren in Darmstadt lebende Juristin.

Kritisch steht die künftige Krankenhauschefin dem „verkomplizierten Abrechnungssystem“ gegenüber, das den bürokratischen und organisatorischen Aufwand im Gesundheitswesen unverhältnismäßig erhöhe. Eine Spirale zunehmender Dokumentationspflicht auf der einen und erhöhten Prüfungsaufwands auf der anderen Seite führe dazu, dass am Ende dort weniger Geld zur Verfügung stehe, wo es gebraucht wird: „Für Patienten, Pflege, Ärzte und die sprechende Medizin“.

Die Zuwendung zum Patienten müsse bezahlt werden, fordert sie. Es gebe bereits Impulse aus dem Bundesgesundheitsministerium, die auf eine Veränderung abzielen. Als stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling hofft Erika Raab, hier sogar selbst Einfluss nehmen zu können. Bei der Abrechnung der erbrachten Leistungen sieht sie für die Kreisklinik noch „sehr viel Potenzial“. Die defizitäre Notfallversorgung sei eines der größten Probleme.

Noch während ihrer Einarbeitungsphase wird Erika Raab dem Kreistag in der Mai-Sitzung Rede und Antwort stehen müssen. Nach dem unerwartet hohen Minus 2018, das Will als „Ausreißer“ bezeichnete, erwarten die Abgeordneten belastbare Aussagen, wie es mit der Klinik in den nächsten Jahren weitergehen soll. Dann müsse man erneut eine Debatte auf politischer Ebene führen, wie hoch das Zuschussbudget des Kreises für den Medizin-Standort Groß-Gerau sein soll, sagte Will.