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Medizinischer Vorstand

Uniklinikum Leipzig entlässt Wolfgang Fleig

Wolfgang Fleig, 69

Wolfgang Fleig, 69

Leipzig. Der Aufsichtsrat des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) hat überraschend den Medizinischen Vorstand Professor Wolfgang Fleig abberufen. Wie am Dienstag bekannt wurde, fiel die Entscheidung bei einer Sitzung des Gremiums am Montag nach heftigen Diskussionen einstimmig. Bis ein neuer Medizinischer Vorstand berufen ist, übernimmt Professor Michael Stumvoll die Aufgabe. Stumvoll war bis 2018 Dekan der Medizinischen Fakultät und ist Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Nephrologie.

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„Der Aufsichtsrat hat diese Entscheidungen mit Blick auf die zukünftige Entwicklung des UKL mit großem Verantwortungsbewusstsein getroffen“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Professor Knut Löschke (68). Als Grund nannte er gegenüber der LVZ, dass das Vertrauensverhältnis völlig zerstört sei. Fleig habe sich, so Löschke, nicht mehr an das von ihm selbst vor anderthalb Jahren gewünschte und vereinbarte Ausscheidedatum, den 31. März 2019, halten wollen, sondern sei juristisch dagegen vorgegangen. Bis zuletzt galt öffentlich allerdings 2020 als Enddatum für Fleigs Amtszeit. Über eine beiderseitige Vereinbarung, das Vertragsverhältnis zu verkürzen, wurde die Öffentlichkeit bis Dienstag nicht informiert.

„Nicht mehr kittbares Zerwürfnis“

Der 69-jährige Fleig ist seit 2005 Medizinischer Vorstand des Uniklinikums. Davor war er Direktor der Uni-Klinik für Innere Medizin in Halle. Fleigs Meinungsänderung sei „plötzlich und unvermittelt“ erfolgt, so Löschke. „Wenn jemand anderthalb Jahre lang sagt, ich möchte zu einem bestimmten Zeitpunkt ausscheiden, dann müssen wir uns als verantwortungsvolles Gremium natürlich um eine Nachfolge bemühen.“ Der gesetzlich vorgeschriebene Ausschreibungsprozess könne jetzt nicht mehr zurückgedreht werden. „Wenn jemand über Nacht sagt, alle meine Wünsche und die gemeinsam unterschriebenen vertraglichen Regelungen sind hinfällig, weil ich mir das anders überlegt habe, und dann gegen das eigene Klinikum klagt und mit Unterstellungen arbeitet, dann ist das Vertrauensverhältnis zerstört.“

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Löschke spricht von „einem nicht mehr kittbaren Zerwürfnis“ zwischen Fleig und den Gewährträgern, dem Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und dem Finanzministerium. Fleig ist damit ab sofort nicht mehr Angestellter des UKL. Löschke sagte, er bedauere das Zerwürfnis. Das erfolgreiche Wirken von Professor Fleig für das Universitätsklinikum bleibe unbestritten. Vor gut einer Woche sagte er einen Interviewtermin mit der Leipziger Volkszeitung „aufgrund einer Terminkollision“ kurzfristig ab. Er wollte in dem Gespräch von seinen Plänen im letzten Amtsjahr berichten. Am Dienstagabend widersprach Fleig gegenüber der LVZ ausdrücklich den Darstellungen des Aufsichtsrates.

Der Aufsichtsrat hat zudem Robert Jacob zum neuen Kaufmännischen Vorstand berufen. Jacob hat bis 2006 Wirtschaftswissenschaften in Dresden studiert und 2012 in Köln promoviert. Er war bei der Beraterfirma McKinsey und ist momentan Controller an der Charité Berlin. Am 1. August fängt er mit einem Fünfjahresvertrag in Leipzig an. Nachdem Marya Verdel das UKL im August 2018 verlassen hatte, um Kaufmännische Direktorin am Uni-Klinikum Hamburg-Eppendorf zu werden, übernahm Marco Schüller kommissarisch.

Von Anita Kecke und Mathias Wöbking

LVZ

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