Zu 70 Prozent beim Personal wolle er die Ausgaben senken. Diese Aussage von Klinikdirektor Marc Engelhard jüngst im Kreistag hat zu Irritationen geführt. Im Interview stellt der Chef klar: Gespart wird nicht bei der Pflege.

Herr Engelhard, Sie haben ein Einsparpotential von neun Millionen Euro in den Kreis-Kliniken benannt. Ist das jährlich oder einmalig?

Marc Engelhard: Das Einsparpotential von neun Millionen Euro ist jährlich und bezieht sich auf den Zeitraum nach den Klinikreformen (Anmerkung der Redaktion: ab 2020), wenn die Strukturen innerhalb der Kreisspitalstiftung bereinigt sind und ergeben sich aus dem Vergleich mit ähnlichen Kliniken.

Und Sie sagten, diese Einsparungen könnten zu 70 Prozent beim Personal erfolgen. Wie ist das gemeint?

Die Kosten innerhalb der Kliniken sind zu 70 Prozent Personalkosten und zu 30 Prozent Sachkosten. So sind auch die Einsparungen zu 70 Prozent im Personalbereich zu erzielen. Diese sollen innerhalb von drei Jahren über natürliche Fluktuation und Renteneintritte erreicht werden. Jede Nachbesetzung wird künftig kritisch beleuchtet. Dies betrifft alle Bereiche der Klinik, mit Ausnahme der Pflege.

Das Pflegepersonal ist also ausgenommen von den Einsparüberlegungen. Warum?

Durch das neue Pflegestärkungsgesetz werden ab 2020 die Personalkosten im Bereich der Pflege durch die Krankenkassen gegenfinanziert, Mindestbesetzungen sind künftig gesetzlich geregelt und werden selbstverständlich eingehalten.

Werden die Patienten das spüren?

Durch die neue Gesetzgebung/Mindestbesetzungen wird die gute Qualität in den Kliniken weiter verbessert. Auch die Reorganisation und Verbesserungen in den Notaufnahmeeinrichtungen in Neu-Ulm und Weißenhorn sind derzeit ein Thema. Trotzdem erwarten wir durch Neuerungen und überarbeitete Konzepte steigende Patientenzahlen und steigende Einnahmen.

Was sagen Sie zum Vorwurf, die Verwaltung werde derzeit zu Lasten des Pflegepersonals aufgebläht?

Im Benchmark-Vergleich mit anderen Kliniken ist die Verwaltung völlig unauffällig. Unter Umständen könnten sich hier Verschiebungen innerhalb der Abteilungen ergeben.

Was und wie kann konkret bei den Sachkosten eingespart werden?

Zum einen, indem über alle drei Kliniken hinweg die Lieferanten vereinheitlicht werden. Zum anderen, indem unser Einkauf gestrafft wird, also die Vielfalt der Produkte reduziert wird. So lassen sich bessere Konditionen erreichen.

Wann soll das Sparprogramm beschlossen werden und wann soll es wirken?

Im zweiten Halbjahr 2019 wird die Direktion der Kliniken ein Drei-Jahresprogramm vorstellen. Dieses wird dann sukzessive umgesetzt.

Ein anderes Thema ist die juristische Aufarbeitung des Missmanagements an den Kliniken. Warum diese Überlegung?

Die juristische Aufarbeitung der vergangenen Jahre wurde für die Stiftung und deren Töchter in Auftrag gegeben. Hier soll geprüft werden, ob und in welchem Umfang für die Stiftung ein finanzieller Schaden entstanden ist. Dazu lässt sich derzeit aber keine Aussage machen.

Schon mehrere Krankenhäuser wieder auf Kurs gebracht

Person Marc Engelhard, 50, kommt aus Oberhausen. Der studierte Betriebswirt ist seit 1998 in leitender Funktion im Gesundheitsbereich tätig. Er sanierte die Fachklinik Hilchenbach, strukturierte die katholische Klinik Oberhausen um und war zuletzt seit 2012 Geschäftsführer des Vitos Klinikums Gießen-Marburg. Seit Januar 2018 ist er Direktor der Kreisspitalstiftung mit ihren drei Krankenhäusern.
Struktur Die Stiftung beschäftigt rund 1300 Mitarbeiter. Die Führungsriege besteht neben Engelhard aus einem medizinischen Direktor, einem Personalleiter und einem Pflegedirektor. Heuer muss der Landkreis ein Rekord-Defizit von 14,6 Millionen Euro bei den Kliniken ausgleichen.