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Krankenkasse KKH

Verdi rechnet mit Stellenabbau

Die Zentrale der KKH in Hannover.

Die Zentrale der KKH in Hannover.

Hannover. Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) steuert auf eine harte Tarifrunde zu. Pläne über eine Neuausrichtung der Kasse sowie mögliche Einschnitte bei der betrieblichen Altersvorsorge machen die Arbeitnehmervertreter nervös. „Der Vorstand betrachtet die Mitarbeiter offenbar nur noch als zweibeinige Sparschweine“, sagt der Verhandlungsführer der Gewerkschaft Verdi, Georg Güttner-Mayer. „Ein Jobabbau steht zu befürchten.“ Verdi stelle sich deshalb auf einen Arbeitskampf ein.

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Jeder vierte Mitarbeiter in Hannover

Der Konflikt bei der KKH entzündet sich an drei Punkten: Der Vorstand will der Kasse eine neue Struktur geben. Um effizienter zu werden, soll die Zentrale künftig nicht nur die Strategie vorgeben, sondern auch die Geschäftsprozesse operativ steuern. Zudem soll die Betreuung in den regionalen Servicezentren stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Versicherten zugeschnitten werden. Weil beim letzten Umbauprogramm der KKH im Jahr 2013 jede zehnte Stelle gestrichen wurde, rechnet man bei Verdi mit einem erneuten Aderlass.

Für Unmut bei den rund 3800 Mitarbeitern – davon etwa jeder vierte in der Zentrale in Hannover – sorgen zudem der Streit über die betriebliche Altersvorsorge und das – aus ihrer Sicht – unzureichende Angebot in den aktuellen Tarifverhandlungen. Die KKH will die garantierte Verzinsung der Einlagen von bisher 4 Prozent absenken und neue Mitarbeiter bei der Altersvorsorge schlechter stellen. Solche Erträge könne man angesichts der aktuellen Niedrigzinsen nicht erwirtschaften, heißt es bei der Kasse.

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In der Tarifrunde bietet der Vorstand rückwirkend zum 1. Januar eine Gehaltserhöhung in zwei Schritten um 3,9 Prozent bei einer Laufzeit von 18 Monaten an – und fordert im Gegenzug aber eine Beteiligung der Mitarbeiter an der betrieblichen Altersvorsorge.

Schon diese Ausgangslage ist komplex – sie wird nicht einfacher dadurch, dass bei der KKH gleich drei Gewerkschaften am Verhandlungstisch sitzen: Neben Verdi ringen der Deutsche Handels- und Industrieangestellten-Verband (DHV) und die Gewerkschaft der Sozialversicherung (GDS) um Einfluss. Da Verdi Kompromisse bei der Altersvorsorge ablehnt, gilt das Tarifangebot der KKH bisher nur für die beiden anderen Gewerkschaften. Verdi fordert eine Entgeltsteigerung um 7,5 Prozent bei einjähriger Laufzeit, GDS und DHV wollen bei gleicher Laufzeit „mindestens eine 3 vor dem Komma“ erreichen.

Auch wenn die Arbeitnehmervertreter nicht mit einer Stimme sprechen, so eint sie doch die Unzufriedenheit über das neuerliche Umbauprogramm der Krankenkasse. „Warum gelingt es der KKH nicht, eine wettbewerbsfähige und schlagkräftige Organisation auf die Beine zu stellen, wie andere Ersatzkassen das seit Langem vorgemacht haben?“, fragt der stellvertretende GDS-Bundesgeschäftsführer Stephan Kallenberg. Der DHV fordert einen Sozialtarifvertrag, um die Beschäftigten vor negativen Folgen zu bewahren.

Die KKH hält die Aufregung für übertrieben. „Im Zuge unserer Neuausrichtung ist ein Stellenabbau in keiner Weise intendiert“, sagt Vorstandschef Wolfgang Matz. „Wir wollen alle Mitarbeiter in die neue Unternehmensstruktur überführen und ihnen entsprechende Angebote machen.“ Ziel der Umstrukturierung sei es, die Kasse nachhaltig zu modernisieren – das derzeitige Konzept des Kundenservice bedürfe einer Reform. Die KKH betreut aktuell 1,7 Millionen Versicherte.

Von Jens Heitmann

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