Uniklinik in Homburg Warum Pflegekräfte für mehr Geld streiken

Saarbrücken/Homburg · An der Uniklinik in Homburg sind die Gehälter niedriger als in anderen Häusern. Der Unterschied kann mehrere hundert Euro im Monat ausmachen. Das könnte sich jetzt ändern.

 Die Beschäftigten an der Uniklinik in Homburg hoffen auf höhere Gehälter.

Die Beschäftigten an der Uniklinik in Homburg hoffen auf höhere Gehälter.

Foto: BeckerBredel/bub

Das Universitätsklinikum (UKS) in Homburg hat viel vor, um seine Mitarbeiter zu entlasten: Die Einrichtung schafft 130 zusätzliche Stellen für Pflegekräfte und will auch die rund 70 freien Stellen in der Pflege besetzen. Was dabei hinderlich sein könnte, ist die Tatsache, dass die Gehälter an der Uniklinik niedriger sind als an vielen anderen Krankenhäusern im Land. Da trifft es sich gut, dass in diesen Wochen ein neuer Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Bundesländer (TV-L) ausgehandelt wird, der auch für das UKS gilt. Die Gewerkschaft Verdi fordert deutliche Gehaltsaufschläge für Pflegekräfte.

Pflegekräfte in kommunalen Krankenhäusern wie dem Klinikum Saarbrücken, den SHG-Kliniken oder dem Kreiskrankenhaus St. Ingbert verdienen besser, weil für sie ein anderer Tarifvertrag (TVöD) gilt, an dem sich auch die katholischen Krankenhäuser orientieren. So liegt das Einstiegsgehalt an der Uniklinik (2673 Euro brutto im Monat) nach Angaben von Verdi rund 130 Euro niedriger als an einem kommunalen oder katholischen Haus, bei Stationsleitungen (3703 bis 3814 Euro) beträgt der Unterschied sogar mehr als 700 Euro im Monat.

Zwar sind diese Zahlen nicht eins zu eins vergleichbar, weil beim TVöD bereits die Gehaltserhöhung zum 1. März 2019 berücksichtigt ist und es bei Weihnachtsgeld, Zulagen oder Altersversorgung Unterschiede gibt. Allerdings bestätigt die Leitung der Uniklinik der SZ: „Es kommt in den unterschiedlichen Eingruppierungen zu teilweise signifikanten Unterschieden zwischen dem TV-L und dem TVöD. Während in den unteren Entgeltgruppen die Unterschiede relativ gering sind, geht die Schere in den höheren Gruppen deutlich auseinander.“

Verdi fordert daher mindestens 500 Euro im Monat mehr für Pflegekräfte an den deutschen Unikliniken. Diese Summe setzt sich zusammen aus einem Lohnplus von sechs Prozent, mindestens aber 200 Euro, das allen Angestellten der Länder zugutekommen soll, also auch der Sekretärin im Amtsgericht oder dem Straßenwärter. Speziell für Pflegekräfte an landeseigenen Krankenhäusern – im Saarland ist dies nur die Uniklinik – fordert Verdi zudem einen Aufschlag von 300 Euro im Monat.

Verdi-Gewerkschaftssekretär Michael Quetting kritisiert die „Sonntagsreden der Politiker, die von der Aufwertung der Pflegeberufe schwafeln. Wenn sie es aber beweisen können, dann verschwinden sie in der Versenkung.“ Politisch gebe es einen Konsens, das Berufsfeld Pflege attraktiver zu machen. Das müsse jetzt auch tarifvertraglich umgesetzt werden.

Ausgerechnet die Uniklinik mit ihrer Spitzenmedizin könnte wegen der geringeren Gehälter bei der Anwerbung qualifizierter Pflegekräfte im Nachteil sein, schließlich suchen die saarländischen Krankenhäuser derzeit händeringend hunderte Pflegekräfte (die SZ berichtete). Die Leitung des UKS räumt ein, dass die Vergütungshöhe für die Gewinnung neuer Mitarbeiter von Bedeutung sei. Andere Kriterien seien aber für viele Bewerber ebenfalls oder genauso wichtig – etwa die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten an einem Universitätsklinikum, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, feste und planbare Arbeitszeiten, flexible Arbeitszeitmodelle, Kinderbetreuung, Fortbildungsmöglichkeiten oder Sportangebote.

Aus Verärgerung über die Gehaltssituation wollen sich Verdi-Demonstranten am Dienstag bei einem Warnstreik gelbe Westen überziehen und damit vor das Gesundheitsministerium und die Staatskanzlei ziehen; letztere ist für das UKS zuständig. Die Staatskanzlei wollte auf SZ-Anfrage keine Bewertung abgeben, sondern verwies auf die laufenden Tarifverhandlungen, denen man nicht vorgreifen wolle.

Aus Sicht von Verdi gibt es keine Ausrede mehr. Denn die Tarifsteigerungen für Pflegekräfte müssen den Kliniken seit Jahresbeginn vollständig erstattet werden, bleiben also nicht mehr an den Krankenhäusern hängen.

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