Brake/Nordenham - Rund 12,1 Millionen Euro an Eigenmitteln möchte das Braker St.-Bernhard-Hospital in den kommenden Jahren investieren. Die Pläne hat jetzt der Krankenhaus-Geschäftsführer Ingo Penner auf Einladung der Kreisverwaltung und der Fraktionsvorsitzenden im Kreishaus erläutert. Auch die Bürgermeister von Brake und Nordenham, Michael Kurz und Carsten Seyfarth, nahmen an dem Gespräch teil.

Wie berichtet, sollen bis 2021 die Stationen weiter ausgebaut und eine zentrale Notaufnahme sowie eine Zentralsterilisation und eine Palliativstation neu gebaut werden. Die Erweiterung der Radiologie, der Funktionsdiagnostik, der Operationssäle, der Endoskopie und des Bettenhauses sind laut Ingo Penner eventuell förderfähige Maßnahmen. Weitere zehn Millionen Euro sind dafür kalkuliert worden.

Über 90 Prozent Auslastung habe das St.-Bernhard-Hospital seit Jahren vorzuweisen, merkte Ingo Penner laut einer Pressemitteilung des Landkreises in dem Gespräch an. Die Bettenzahl soll von derzeit 103 Planbetten auf 113 Betten erhöht werden. Dieser Antrag werde in Hannover gestellt. „Aus meiner Sicht haben wir, ebenso wie Helios, grundsätzlich einen Rechtsanspruch auf Fördergelder des Landes, der mit dem Krankenhausfinanzierungsgesetz begründet ist. Deshalb werden wir Förderanträge einreichen“, so der Geschäftsführer. Fördergelder hatte das St.-Bernhard-Hospital zuletzt 1989 erhalten.

Landrat Thomas Brückmann und der Erste Kreisrat Hans Kemmeries sehen ebenfalls einen grundsätzlichen Rechtsanspruch des St.-Bernhard-Hospitals und der Nordenhamer Helios-Klinik auf finanzielle Unterstützung durch das Land Niedersachsen. Sie weisen darauf hin, dass beide Krankenhäuser, aus den unterschiedlichen Gründen, in der Vergangenheit keine Förderanträge gestellt hätten. Zwar habe das Niedersächsische Sozialministerium 2014 aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten die Ansicht vertreten, zwei Standorte in der Wesermarsch seien auf Dauer einer zu viel. Das Ministerium habe aber nie gesagt: „Wenn ihr einen Antrag stellt, werden wir diesen ablehnen“, so der Landrat dazu.

Während des Treffens im Kreishaus wurde auch über die Zukunft der Krankenhausversorgung in der Wesermarsch gesprochen. „Mittel- und langfristig sehe ich in der Wesermarsch nur einen stationären Standort als überlebensfähig an. Nur ein stationärer Standort verfügt über die nötige Wirtschaftskraft auch mal einen Sturm zu überstehen, ohne dabei ins Wanken zu geraten“, so Ingo Penner. Ein stationärer Standort könnte durch einen zweiten Standort mit ambulantem Konzept ergänzt werden. Ein derartiges Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) mit täglich stattfindenden ambulanten Operationen sieht Ingo Penner in Nordenham, das stationäre Haus in Brake. Die Möglichkeit einer zukünftigen Zusammenarbeit beider Häuser sieht Ingo Penner derzeit nicht: „Unsere Standpunkte sind so weit auseinander, dass ich nicht glaube, dass wir es schaffen werden.“


Um neue Gespräche zwischen beiden Häusern in Gang zu setzen, möchte Landrat Thomas Brückmann das Sozialministerium um eine Vermittlerrolle bitten.

Ein weiteres Thema war die Zukunft der Geburtshilfe in Nordenham. Mögliche Alternativen würden erörtert. Es werde auch geprüft, inwieweit die Hebammen der Wesermarsch – derzeit sind es 23 – aktiv in die Entwicklung neuer ambulanter Konzepte eingebunden werden können. „Der Helios-Konzern hat mit der Aufgabe der Geburtshilfe und Frauenheilkunde am Standort Nordenham keinen Vertragsbruch begangen, gegen den die Kreisverwaltung vorgehen könnte, da beides nicht zur Grund- und Regelversorgung zählt“, so Thomas Brückmann weiter. Dieses sei ihm vom Landessozialministerium bestätigt worden. Der Schritt von Helios sei rechtens.

Ulrich Schlüter
Ulrich Schlüter Redaktion Brake