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Klinikum Bad Hersfeld: Spezialwissen  für die Notaufnahme

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Er ist einer der ersten Notfallpfleger im Landkreis: Moritz Bettenhäuser-Peter aus Rotenburg, der im Bad Hersfelder Klinikum arbeitet. 
Er ist einer der ersten Notfallpfleger im Landkreis: Moritz Bettenhäuser-Peter aus Rotenburg, der im Bad Hersfelder Klinikum arbeitet. © Sebastian Schaffner

Das Klinikum Bad Hersfeld hat die ersten drei Krankenpfleger zu sogenannten Notfallpflegern ausbilden lassen. Sie sollen die Dringlichkeit in der Notaufnahme einschätzen.

Moritz Bettenhäuser-Peter (30) aus Rotenburg, René Tolle (32) aus Obergeis und Nicole Jonik (44) aus Berka (Wartburgkreis) sind die ersten ausgebildeten Notfallpfleger im Landkreis. „Bis Ende des Jahres werden wir 18 Notfallpfleger im Klinikum haben“, sagt Pflegedienstleiterin Martina Eisenacher.

Hintergrund ist eine Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses, dem höchsten Gremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im Gesundheitswesen Deutschlands, die im vergangenen Jahr in Kraft getreten ist. Derartige Richtlinien müssen die Krankenhäuser umsetzen.

Eine bestimmte Anzahl von Notfallpflegern pro Krankenhaus ist laut Eisenacher nicht vorgesehen. „Mindestens sollte der Leiter der Notaufnahme ein Notfallpfleger sein, wir wollen aber so viele Mitarbeiter wie möglich weiterbilden.“

Notfallpfleger, die in 170 Stunden Theorieunterricht weitergebildet werden und mindestens über fünf Jahre Berufserfahrung in der Notaufnahme verfügen müssen, sollen mit einer schnellen Ersteinschätzung dabei helfen, die Beschwerden der Patienten in der Notaufnahme gezielter zu ordnen. Die Patienten werden nicht der Reihe nach behandelt, sondern nach medizinischer Dringlichkeit.

MartinaEisenacher,Pflegedienstleiterin imKlinikum Bad Hersfeld
MartinaEisenacher,Pflegedienstleiterin imKlinikum Bad Hersfeld © Sebastian Schaffner

Die Notfallpfleger entscheiden unter anderem mithilfe des sogenannten Manchester-Triage-Systems (siehe Hintergrund), wer sofort zum Arzt muss und wer erst im Wartezimmer Platz nimmt. „Die Weiterbildung gibt nicht nur den Patienten mehr Sicherheit, sondern auch den Pflegern in ihrer täglichen Arbeit“, sagt Eisenacher.

Moritz Bettenhäuser-Peter bestätigt das: „50 Patienten in unserer Notaufnahme pro Tag sind keine Seltenheit, da ist es elementar wichtig, stets ruhig zu bleiben und strukturiert zu arbeiten.“ Die Weiterbildung, die er im Sana-Klinikum Offenbach absolviert hat, „hilft da enorm, weil ich einfach viel mehr über Notfallmanagement weiß als vorher.“ Dieses Wissen wirke sich auch positiv auf den Patienten aus, ist sich der 30-Jährige aus Rotenburg sicher.

Die Kosten für die Weiterbildung übernehmen die Krankenhäuser. Nach Angaben von Marcus Ries, Pflegedirektor im Klinikum, belaufen sich die Seminarkosten auf rund 1600 Euro pro Weiterbildung.

Im Herz- und Kreislauf-Zentrum, das auch über eine Notaufnahme verfügt, soll es ebenfalls bald Notfallpfleger geben, sagt Klinikumsprecher Werner Hampe. Das Rotenburger Kreiskrankenhaus lässt bereits zwei Krankenpfleger zu Notfallpflegern weiterbilden, zwei weitere sollen bis Ende des Jahres folgen.

Hintergrund

Die Ersteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit geschieht in vielen Krankenhäusern nach dem Manchester-Triage-System. Das standardisierte Verfahren für Notaufnahmen unterscheidet nach fünf Dringlichkeits-Farben. . Rot: Sofortige Behandlung. Alle anderen Tätigkeiten werden dafür unterbrochen. . Orange: Sehr dringend. Die Behandlung sollte innerhalb von 10 Minuten eingeleitet werden. . Gelb: Dringend. Innerhalb von 30 Minuten sollte die Behandlung eingeleitet werden. . Grün: Normal. Vorgesehene Zeit bis zur Behandlung: 90 Min. . Blau: Nicht dringend. Empfohlen wird eine Behandlung innerhalb von 120 Minuten.

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