Personalmangel: Münchner Kliniken setzen auf Zeitarbeiter

Münchner Kliniken setzen zunehmend auf Fremdpersonal, weil es in den OPs an Festangestellten fehlt. In der AZ sprechen zwei Krankenschwestern über diese Situation.
| Linda Jessen
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Magdalena Kreuzer (r.) unterstützt ihre Kollegen bei einer Hüftoperation. Die OP-Schwester mag ihren Beruf.
Petra Schramek Magdalena Kreuzer (r.) unterstützt ihre Kollegen bei einer Hüftoperation. Die OP-Schwester mag ihren Beruf.

München - Eigentlich müsste Magdalena Kreuzer vier Arme haben. Die OP-Schwester steht im Operationssaal neben Dr. Robert Hube, der gerade seinem Patienten ein künstliches Hüftgelenk einsetzt und reicht ihm Instrumente, nimmt andere wieder an, wischt Blut und Gewebereste von der Knochensäge, tauscht Aufsätze aus und beauftragt ihre Kollegin, was sie aus dem Lager holen soll.

Im Hintergrund läuft AC/DC, das OP-Team arbeitet konzentriert und routiniert. Der Patient leidet an einer Arthrose, die Einsetzung seines künstlichen Hüftgelenks ist ein minimalinvasiver Routineeingriff. Magdalena Kreuzer und Robert Hube sind ein eingespieltes Team – der Arzt muss nichts sagen, jeder Handgriff sitzt. Über rund 50 Instrumente hat die 28-Jährige den Überblick, sie arbeitet ruhig aber zügig, ist hochkonzentriert. Die zweite Schwester, die bei der Operation dabei ist, Renate Wolf, dokumentiert alles, läuft dann los, um das richtige Hüftgelenk zu holen. "Mit zwei Schwestern im OP ist es stressig, aber es genügt", sagt Kreuzer.

Viele Münchner Kliniken sind auf Zeitarbeitsfirmen angewiesen

"...22, 23, 24, 25 – alle da", bestätigt Magdalena Kreuzer. Sie und Wolf zählen gewissenhaft die Tupfer, damit ja keiner im Körper zurückbleibt. Rund eine halbe Stunde dauert der Eingriff. Magdalena Kreuzer assistiert noch beim Verbinden der frisch genähten Wunde, Renate Wolf sammelt derweil die Instrumente ein und macht die Dokumentation fertig.

Für die nächste OP werden die beiden Schwestern von Kollegen abgelöst, sie können sich im Büro ein wenig ausruhen. Seit dreieinhalb Jahren arbeitet Magdalena Kreuzer als OP-Schwester, davor war sie Krankenpflegerin auf der Station. "Die Arbeit im OP fand ich schon während meiner Ausbildung spannend, darum wollte ich unbedingt wieder dorthin zurück. Die Arbeit ist sehr praktisch und man kann viele verschiedene Operationen sehen", erzählt sie und fügt hinzu: "Mir macht mein Job wirklich Spaß."

Nichtsdestotrotz ist es ein fordernder Beruf, Magdalena Kreuzer war auch schon bei sechsstündigen Wirbelsäulenoperationen dabei. "Man vergisst dabei die Zeit, weil man so hochkonzentriert bei der Sache ist", sagt Renate Wolf. Auch wenn ein bereits eingesetztes, künstliches Hüftgelenk ausgetauscht werden muss, ist das ein komplizierterer, weniger alltäglicher Eingriff. "Dann ist es besonders wichtig, dass wir uns als Team kennen. Ich muss dann sicher sein, dass die Kollegin weiß, was ich von ihr will", sagt Kreuzer.

"Die Arbeit im Team ist eine tolle Seite an unserem Beruf"

Dr. Hube bestätigt das, denn wenn er gleich das richtige Instrument gereicht bekommt, wird eine Reduktion der Arbeitsschritte möglich – all das ist wichtig im Interesse der Patienten.

Allerdings sind inzwischen viele Kliniken auf Zeitarbeitsfirmen angewiesen – auch im OP-Saal ist der Mangel an Pflegefachpersonal spürbar. So ist es auch in der Sana Klinik, in der Magdalena Kreuzer und Renate Wolf arbeiten. "Besonders in den Ballungszentren gibt es massive Probleme, Schwestern anzuwerben", berichtet auch Dr. Hube. Die Sana Klinik bietet daher beispielsweise Kindergartenplätze für den Nachwuchs der Mitarbeiter – die Kliniken bemühen sich um das Personal.

Magdalena Kreuzer will trotz der hohen Anforderungen unbedingt in ihrem Beruf bleiben. Im April beginnt sie ihre zusätzliche Fachausbildung und kann es kaum erwarten. Dann wird sie in verschiedenen Krankenhäusern arbeiten und viele andere Operationen begleiten. Sie erinnert sich noch an ihre ersten Einsätze im OP-Saal. "Man muss alles erst lernen – dass man seine Hände immer oben halten muss, wo die sterilen Zonen sind."

Praktisches Lernen im Operationssaal

Wenn ein Patient plötzlich mehr Blut verliert, als erwartet, ist das auch für Magdalena Kreuzer ein kritischer Moment. "Wir sprechen viel miteinander, auch mit den Ärzten", sagt sie. Und Wolf fügt hinzu: "Die Arbeit im Team ist eine tolle Seite an unserem Beruf."

Erlernen kann man ihn auf direktem Wege mit der Ausbildung als Operationstechnische Assistenz (OTA). Oder man macht es wie Magdalena Kreuzer, die zuerst die Ausbildung zur Krankenschwester gemacht hat und dann im OP-Saal alles praktisch gelernt hat.

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