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Kreis Höxter

Führungswechsel beim Höxteraner Klinik-Verbund

Reinhard Spieß geht in den Ruhestand, sein Nachfolger ist Christian Jostes

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Chefwechsel: Reinhard Spieß (l). geht zum Monatsende in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Christian Jostes. | © Mathias Brüggemann

Chefwechsel: Reinhard Spieß (l). geht zum Monatsende in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Christian Jostes. | © Mathias Brüggemann

16.03.2019 | 16.03.2019, 12:30

Kreis Höxter/Brakel. Er sei sehr dankbar, dass er „dieses interessante Berufsfeld beackern durfte", zieht Reinhard Spieß, Geschäftsführer der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE) Resümee über seine 14-jährige Amtszeit. Nur noch wenige Tage wird er von seinem Büro in Brakel aus als Chef des mit 2.560 Mitarbeitern größten Arbeitgebers im Kreis Höxter die Geschicke des Klinik-Verbundes leiten. Dann tritt der 63-jährige Steinheimer in den Ruhestand. Sein Nachfolger Christian Jostes wird am 1. April auf die Kommandobrücke treten. „Ich freue mich riesig auf diese Aufgabe. Die ich aber auch mit Demut übernehme. Denn die Fußstapfen sind groß, die Reinhard Spieß hinterlassen hat", sagt der 46-Jährige. Kurz vor dem Führungswechsel stellten sich beide den Fragen der Neuen Westfälischen.

Das herausragendste Ereignis während seiner Amtszeit? Reinhard Spieß überlegt lange. „Das eine herausragende Ereignis gibt es eigentlich nicht. Was mich besonders freut, ist, dass es gelungen ist, alle vier Krankenhäuser zu erhalten." Denn das sei die Zielsetzung gewesen, als er im Jahr 2005, damals noch zusammen mit Theo Franke, die Geschäftsführung der neu gegründeten KHWE übernommen hatte. Seit dem Ausscheiden Frankes im Jahr 2010 ist Spieß alleiniger Geschäftsführer. Und nicht nur der Erhalt der Krankenhäuser sei gelungen, sondern auch deren Integration in den Verbund. „Es handelte sich ja immerhin um ehemalige Konkurrenten", gibt Spieß zu bedenken.

Zahl der Ärzte fast verdoppelt

Der Jurist, der aus Lügde stammt und 1974 in Bad Pyrmont sein Abitur machte, kommt eigentlich aus der Kommunalpolitik. Von 1991 bis 1999 war er Stadtdirektor in Steinheim, von 1999 bis 2004 Bürgermeister der Emmerstadt. Durch seine Tätigkeit im Verwaltungsrat des Steinheimer St.-Rochus-Krankenhauses begann er eine gewisse Affinität zum Gesundheitswesen zu entwickeln. Als nach der KHWE-Gründung der Posten des Klinikchefs an ihn herangetragen wurde, sagte der Steinheimer denn auch sofort zu. Eine große Herausforderung in seiner Amtszeit sei es gewesen, genügend geeignetes Fachpersonal zu rekrutieren. Vor allem Ärzte für den ländlichen Raum zu gewinnen, sei nicht immer einfach. Dennoch sei es gelungen, die Zahl der Ärzte auf jetzt fast 240 zu verdoppeln.

Auf 300 verdoppelt habe man auch die Zahl der Ausbildungsplätze im Bildungszentrum Weser-Egge in Brakel, wo Pflegekräfte ausgebildet werden. „Wir brauchen den Fachkräfte-Nachwuchs", betont Spieß. Viele medizinische Fachabteilungen seien hinzugekommen: Kardiologie, Onkologie, Strahlenmedizin, Neurologie, Geriatrie und Psychosomatik gebe es nun in den Häusern des Klinikums Weser-Egge. Spieß: „Wir können vor Ort ein gutes medizinisches Angebot vorhalten und damit den Patienten weite Wege ersparen."

Auch die Seniorenhäuser hätten ihre Angebote erweitern können. Mit ambulanter Versorgung und Tagespflegeplätzen würden die Voraussetzungen geschaffen, dass viele Senioren trotz Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben könnten.

"Gemischtwarenladen in meiner Gefühlswelt"

Was er am meisten vermissen wird? „Meine Mitarbeiter", sagt Spieß spontan. Nicht nur, weil man sehr viel Zeit miteinander verbracht habe. „Es sind Menschen, die bereit sind, anzupacken, die ihren Beruf mit dem Herzen wahrnehmen und auch im christlichen Sinn Caritas an den Menschen leisten. Für mich sind sie Helden."

Trotz Wehmut freut sich der scheidende Klinikchef auf seinen Ruhestand. „Ich kann dann endlich Dinge machen, zu denen ich sonst keine Zeit hatte. Bücher lesen zum Beispiel." Und er wolle sich mehr bewegen, etwas für seine Gesundheit tun. „Vor allem aber werde ich mich mehr um meine Familie kümmern. Denn die ist oftmals zu kurz gekommen."

Wehmut und Vorfreude sind auch bei Christian Jostes die zurzeit vorherrschenden Emotionen. „Ein Gemischtwarenladen in meiner Gefühlswelt", wie er es formuliert. Da sei zum einen die Vorfreude auf die neue Herausforderung, zum anderen werde der Abschied aus Winterberg und Korbach „sicherlich ein sehr emotionaler Moment sein".

"Geradlinig und kooperativ"

Der gebürtige Dortmunder („trotzdem bin ich Schalke-Fan") ist im lippischen Kalletal aufgewachsen und wohnt mit Frau und Tochter in Bad Salzuflen. Der Betriebswirt mit dem Schwerpunkt Gesundheits- und Sozialwesen war zunächst bei der damaligen Betriebskrankenkasse Bethel in Bielefeld tätig. „Dann habe ich sozusagen die Seiten gewechselt", sagt er. 2006 wurde er Verwaltungsleiter des St.-Marien-Krankenhauses in Brandenburg an der Havel, einer Fachklinik für Geriatrie.

Im Jahr 2010 wechselte Jostes zum St.-Franziskus-Hospital im sauerländischen Winterberg, wo er Klinikchef wurde. Vier Jahre später übernahm er zusätzlich noch die Leitung des Stadtkrankenhauses in Korbach.

Die Strukturen in Korbach und Winterberg seien ähnlich wie bei der KHWE. „Nur hier ist alles doppelt so groß", sieht Jostes einen wesentlichen Unterschied. Während er sich in Winterberg und Korbach um vieles selbst gekümmert habe, werde er künftig stärker delegieren müssen, ist sich Jostes, der seinen Führungsstil als „geradlinig und kooperativ" beschreibt, im Klaren. „Aber hier bei der KHWE gibt es eine hervorragend besetzte zweite Hierarchieebene mit sehr viel Kompetenz", ist sein erster Eindruck.