Klinikum Solingen An den Strukturen gescheitert, nicht an der Aufgabe

Meinung | Solingen · Barbara Matthies verlässt das Klinikum. Erfolglos war die Geschäftsführerin aber nicht. Sie stellte nötige (Macht)-Fragen in dem defizitären Haus – für manchen sicher etwas zu deutlich.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Die Gerüchte hatte es schon länger gegeben. Zuletzt waren aus der Politik, aber auch aus dem Klinikum selbst immer wieder Stimmen nach außen gedrungen, wonach eine Ablösung der kaufmännischen Geschäftsführerin Barbara Matthies unmittelbar bevorstehe. Und so kam die Nachricht in dieser Woche, dass Matthies ihren Job an den Nagel hängt, nicht mehr überraschend. Denn die Chefin, die offiziell seit 2016 die Geschicke des größten Krankenhauses in Solingen leitet, war bereits seit geraumer Zeit – wie man so schön sagt – angeschossen.

Was allerdings die Frage aufwirft, warum Barbara Matthies eigentlich umstritten war. Sicher, auch in ihrer Zeit gab es immer wieder schlechte Neuigkeiten aus dem Klinikum. Die Zahlen blieben rot, Fehler in der Verwaltung kamen hinzu – richtig nach vorne ging es, zumindest auf den ersten Blick, nicht. Gleichwohl lohnt ein zweites Hinsehen. Nach Jahren der Agonie, in denen es versäumt wurde, eingefahrene Strukturen aufzubrechen, stellte Matthies – in Teilbereichen – nämlich die Machtfrage. Und beantwortete diese dahingehend, dass teure medizinische Erbhöfe wenigstens ein bisschen geschliffen wurden.

Das ist ein entscheidender Punkt – zumal man Matthies nicht den Vorwurf machen kann, sie habe nicht alles abgeräumt, was sich über Jahrzehnte angesammelt hat. Denn wie hätte das geschehen sollen in der Kürze der Zeit, die der Geschäftsführerin zur Verfügung stand? Gar nicht. Wobei klar ist, dass die zum Teil schmerzlichen Prozesse auch nach der Demission der Chefin weitergehen werden, ja müssen.

Gleichzeitig soll aber natürlich auch nicht verschwiegen werden, dass nicht alles Gold war, was bei Barbara Matthies glänzte. Immer wieder wurde aus allen Hierarchiestufen der Belegschaft die Klage laut, Umbrüche würden nicht kommuniziert. Und wie gesagt: Buchhalterische Pannen auf untergeordneten Ebenen taten ihr Übriges, die Position der Chefin zu schwächen.

Aber das ändert nichts daran, dass Matthies mehr an den Strukturen, denn an der Aufgabe scheiterte. Was ihr in den Augen mancher wohl fehlte, war der Solinger „Stallgeruch“, so dass sie dann, als sie schließlich die Machtfragen aufwarf, im Geflecht aus Politik, Klinikum und Verwaltung zunehmend gefährlich lebte.

Sei’s drum – wer von den Kritikern glaubt, mit dem Weggang von Matthies sei die Zeit der Grausamkeiten vorüber, dürfte sich schon bald eines Besseren belehrt sehen. Die Holding mit Leverkusen wird zu Einschnitten führen, die wegen der Rahmenbedingungen auch zulasten etlicher Angestellter gehen. Ein Nachfolger wird jedenfalls – wie Barbara Matthies – weder an der unzureichenden Finanzierung des Gesundheitswesens, noch an dem Zwang, endlich wieder Geld für Investitionen zu generieren, vorbeikommen.

(or)
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