Bad Belzig bangt um sein Krankenhaus
Erwartung und Versprechen: Das Krankenhaus Bad Belzig soll Standort der Grundversorgung bleiben.
Quelle: René Gaffron
Bad Belzig. Die Patienten im Hohen Fläming bangen um den Fortbestand des Krankenhauses Bad Belzig als Standort der medizinischen Grundversorgung. Anlass gibt eine arbeitsrechtliche Auseinandersetzung um die Chirurgen Waldemar Kindsvater und Dirk Herberger.
Zum Jahresbeginn machten sogar Gerüchte von ihrer Kündigung die Runde. Diese sind nach MAZ-Informationen erst einmal vom Tisch.
Im Detail wollen sich die Beteiligten zur Sache derzeit nicht dazu äußern. Dessen ungeachtet deuten Politiker von Bündnis 90/Die Grünen die Personalien als Hinweis auf den drohenden Abbau von allgemeinen Leistungen in dem 150-Betten-Haus.
Dann konzentriert sich die Chefetage noch mehr auf die rentable Altersmedizin, fürchten sie. „Ansonsten könnte sich bei der aktuellen Fachkräfte-Nachfrage niemand erlauben, auf die beiden zu verzichten“, sagt Burkhard Kroll, der Kinderarzt in Bad Belzig ist.
Ärzte sind unbequem für Leitung
Kindsvater und Herberger sind schließlich beliebt. Sie werden von den niedergelassenen Kollegen empfohlen und gelten deshalb einerseits als Stütze des Hauses. Andererseits sind beide mit ihrer oft kritischen Meinung zuweilen unbequem für die Leitung. Bei den Protestkundgebungen für bessere Bezahlung aller Beschäftigten stand das Duo jeweils in der ersten Reihe.
„Kündigungen sind nicht bekannt“, betont Damaris Hunsmann. Die Sprecherin des Ernst-von-Bergmann-Klinikums bekräftigt, dass seit Übernahme des Standortes Bad Belzig gerade mit Blick auf die Grundversorgung die Chirurgie gestärkt worden sei.
„Neben der Etablierung der Plastischen Chirurgie (2013) und dem Ausbau der Adipositaschirurgie liegt seit 2017 ein Fokus auf der minimal-invasiven Chirurgie. Mit Sven-Christian Schmidt und Winfried Ryzlewicz wechselten zwei ausgewiesene Experten nach Bad Belzig“, heißt auf Anfrage.
Chefinnen wollen Bedenken zerstreuen
Im Ausschuss für Gesundheit und Soziales des Kreistages haben sich die Ärztliche Direktorin Cornelia Brenneis und Geschäftsführerin Katrin T. Eberhardt eifrig darum gemüht, die Bedenken zu zerstreuen.
Mehr als zwei Hand voll Beschäftigte der Krankenhausgesellschaft waren anwesend und haben ihren Vortrag mit eher skeptischen Blicken verfolgt.
Bei der Bestandsaufnahme konnten die Chefinnen allerdings auf stabile Fallzahlen und Verweildauern verweisen. Sie zeigten –quasi als Beleg – ein breites Spektrum der Versorgung, ergänzt um Spezialofferten, auf. Für die Zukunft soll in den Brandschutz sowie eine neue teilstationäre Geriatrie mit zunächst zehn Plätzen in der Villa Else investiert werden.
Ferner wird die Gründung einer Schule für Physio- und Ergotherapie angestrebt. Darüber hinaus sind sich Brenneis und Eberhardt laut eigenem Bekunden bewusst, dass dringend Pflegepersonal gebraucht wird.
Die Grundversorgung ist laut Geschäftsführerin im Krankenhausplan bis 2021 gesichert. So soll es ihrer Auffassung nach darüber hinaus bleiben, wenn das erste solche gemeinsame Papier mit Berlin herausgegeben wird.
Externe Prüfung gefordert
„Verlogen und intrigant –das sind die einzigen Konstanten in der Kommunikation des Ernst-von-Bergmann-Klinikums. Ich habe jedes Vertrauen verloren“, erklärte Burkhard Kroll im Anschluss. Der Kinderarzt erinnerte an die Abwicklung der Geburtshilfe-Abteilung vor drei Jahren.
Seinerzeit sei niemand auf die tragfähigen Alternativangebote eingegangen, um den Kreißsaal am Leben zu halten. Deshalb fordert der Mediziner, unterstützt vom bündnisgrünen Direktkandidaten zur Landtagswahl, Andreas Koska: „Es braucht eine nicht nur interne, sondern externe Evaluation des Krankenhauses Bad Belzig.“
Von René Gaffron
MAZ