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Wolgaster Kreiskrankenhaus

Kreiskrankenhaus Wolgast: „Rückkauf wird sehr lange dauern“

Das Kreiskrankenhaus Wolgast soll vom Landkreis zurückgekauft werden, das fordern mehrheitlich die Kreistagsmitglieder.

Das Kreiskrankenhaus Wolgast soll vom Landkreis zurückgekauft werden, das fordern mehrheitlich die Kreistagsmitglieder.

Wolgast. "Endlich kommt Bewegung in unsere Bemühungen um einen Trägerwechsel beim Kreiskrankenhaus Wolgast. Der Kreistagsbeschluss, dass Landrat Michael Sack (CDU) Verhandlungen aufnehmen soll, lässt nicht nur uns hoffen", sagt Rosemarie Thiele vom Vorstand der Bürgerinitiative zum Erhalt des Kreiskrankenhauses (BI). "Für uns ist es Bestätigung unserer seit drei Jahren andauernden Bemühungen, auf die Missstände im Wolgaster Krankenhaus aufmerksam zu machen. Wir werden jetzt in unserem Kampf nicht nachlassen. Ganz zufrieden sind wir erst, wenn der Rückkauf durch den Kreis über die Bühne ist", sagt Anke Kieser, Vorsitzende der BI.

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Dann sei nämlich auch klar, dass seinerzeit das Bundeskartellamt Recht hatte: 2006 untersagte die Behörde den Verkauf des Kreiskrankenhauses an die Greifswalder Unimedizin wegen der dann gegebenen Monopolstellung in der Patientenversorgung der Region. So kam es zunächst nur zur Fusion. Doch der damalige Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) setzte sich darüber hinweg und genehmigte den Verkauf, der dann 2008 vollzogen wurde.

„Politik muss auch einfach mal mutig sein“

Bis tatsächlich wieder der Landkreis Eigentümer des Wolgaster Krankenhauses sein wird, ist es noch ein sehr weiter Weg. „Das wird lange dauern“, sagt Stefan Weigler. Dennoch ist Wolgasts Bürgermeister – er sitzt als Parteiloser für die Kompetenz für Vorpommern im Kreistag und erlebte in seiner Amtszeit seit 2008 bereits sieben Geschäftsführer im Krankenhaus – zuversichtlich. „Wir haben den Landrat beauftragt, auf die Unimedizin und das Land zuzugehen mit dem Ziel, das Krankenhaus zurückzukaufen.“ Seinem Änderungsantrag folgte der Kreistag mit übergroßer Mehrheit. Wenn es der Krankenhaus-Träger nicht schaffe, die Gesundheitsversorgung der Menschen zu gewährleisten, dann sei der Landkreis per Gesetz verpflichtet, diese Aufgabe zu übernehmen. „Die Gesundheit der Menschen in unserem Landkreis sollte uns – wie auch Schulen, Straßen und anderes mehr – eine gewisse Größenordnung an finanziellen Mitteln wert sein. Wir werden gucken, ob das Krankenhaus noch arbeitsfähig ist. Politik muss auch einfach mal mutig sein und getroffene Entscheidungen, die sich als falsch erwiesen haben, korrigieren dürfen“, sagt Weigler.

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311 Mitarbeiter durch Teilzeitarbeit

Die Kaufmännische Geschäftsführerin des Kreiskrankenhauses, Marie le Claire, bestreitet zwar, dass die Grund- und Regelversorgung nicht mehr gewährleistet werde, bestätigt aber „in der Tendenz“ die Anzahl von 26 Ärzten, die in den zurückliegenden zwei Jahren das Krankenhaus Wolgast verlassen haben. „Wenn Sie alle Pensionierungen, auslaufenden Zeitverträge, Kündigungen und die Rückkehr an die Greifswalder Universitätsklinik zusammenzählen“, komme es in etwa hin, so le Claire.

Wichtig sei aus ihrer Sicht, dass Bemühungen fruchten würden, freiwerdende Stellen schnell wieder zu besetzen. So könne aller Voraussicht nach ab 1. Mai die Stelle des Chefarztes der Inneren Medizin wieder besetzt werden. Und: „Im Jahr 2018 hatten wir am Kreiskrankenhaus Wolgast 311 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, betont Marie le Claire. Die Zahl ist ihr wichtig. Allerdings ist sie deshalb sehr viel höher als die gestern durch die Klinikleitung bekannt gemachte Zahl von 27 Ärzten und 145 Pflegekräften – weil im Krankenhaus viel in Teilzeit gearbeitet wird und sich oft zwei Mitarbeiter eine Vollzeitstelle teilen.

Klares Bekenntnis der Bildungsministerin gefordert

Weiglers Vorschlag im Kreistag war der weitestgehende. Bereits zuvor hatten auch andere Kreistagsmitglieder, etwa Jeannette von Busse (CDU), Anträge gestellt, die zumindest in eine ähnliche Richtung liefen. Zwar habe nach ihren Worten der Gesundheitsminister des Landes, Parteikollege Harry Glawe, bislang keinen Zweifel daran gelassen, den Standort zu erhalten. „Doch die Universitätsmedizin untersteht dem Bildungsministerium. Es wäre daher wünschenswert, wenn auch von der Bildungsministerin ein klares Statement zum Kreiskrankenhaus als Standort der Regel- und Grundversorgung käme“, so von Busse. Vorab nutzte sie die Gelegenheit, der Bürgerinitiative zum Erhalt des Kreiskrankenhauses Wolgast „ganz persönlich für die jahrelange Arbeit und Hartnäckigkeit zu danken. Sie legen immer den Finger in die Wunde“.

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Cornelia Meerkatz und Petra Hase

OZ

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