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Personalengpass

Hebammen fehlen: Geburtenstation Leisnig schließt ab Sonnabend

Wandzeitung in der Geburtenstation in Borna. Unter anderem an die dortige Klinik können beziehungsweise müssen werdende Mütter ausweichen.

Wandzeitung in der Geburtenstation in Borna. Unter anderem an die dortige Klinik können beziehungsweise müssen werdende Mütter ausweichen.

Leisnig. Das hat es in der Geschichte der Helios-Klinik Leisnig noch nicht gegeben: Der Kreißsaal der Geburtenstation bleibt ab Sonnabend und bis 1. Mai dieses Jahres geschlossen. Darüber informiert die Klinik per Pressemitteilung. Eltern, die in den Tagen bis Ende April Nachwuchs erwarten, müssen auf umliegende Kliniken ausweichen.

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Der Ausfall von Hebammen zwinge Klinik zur temporären Schließung der Kreißsäle über die Osterfeiertage und die Ferienwoche, heißt es weiter. Ab Mai sei die individuelle Versorgung in der Geburtshilfe wieder gesichert.

Klinik kann Schichten nicht besetzen

„Aufgrund von Schwangerschaften und Krankheit fällt derzeit ein Großteil unserer Hebammen aus“, erklärt Dr. Stefan Schwaiger, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe der Helios Klinik Leisnig.

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„Damit können wir nicht alle Schichten besetzen und temporär keine Rundumbetreuung von Schwangeren und Gebärenden mehr gewährleisten“, so der Geburtsmediziner weiter. Aufgrund der Osterfeiertage und der anstehenden Ferienzeit sei es unter dem derzeit herrschenden Hebammenmangel leider auch nicht möglich gewesen, das Hebammenteam kurzfristig aufzustocken.

Eltern müssen andere Klinik suchen

Schwangere Frauen müssen im Fall einer Geburt für den Zeitraum von Sonnabend, 13. April, 20.30 Uhr bis zum 2. Mai, 6 Uhr auf die umliegenden Geburtshilfen in der Region ausweichen. Die Eltern, die die Leisniger Klinik für die bevorstehende Geburt ihres Kindes ausgewählt haben, seien darüber informiert, dass sie sich an eine andere Klinik wenden müssen, heißt es weiter.

Geburtenstationen existieren in der Umgebung an Kliniken in Riesa, Borna, Wurzen, Grimma, Mittweida, Freiberg weiter weg. Ab Mai solle dann auch das Team in Leisnig wieder neu aufgestellt sein mit neuen Kräften. Neueinstellungen sollen die angespannte Situation dann ausgleichen. „Natürlich werden wir Frauen, die bis zum 13. April bei uns in der Klinik entbinden, wie gewohnt vollumfänglich bis zur vorgesehenen Entlassung versorgen“, betont Uta Reichel, Pflegedirektorin der Helios Klinik Leisnig.

Hebammensprechstunde bleibt

„Trotz der temporären Schließung findet darüber hinaus an den beiden Donnerstagen, 18. und 25. April, von 8 bis 11 Uhr auch die reguläre Hebammensprechstunde in der Klinik statt“, erklärt Uta Reichel weiter.

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Ab Donnerstag, 2. Mai, 6 Uhr früh, öffnen die Kreißsäle der Helios Klinik Leisnig wieder ihre Pforten. Dann ist das Hebammenteam wieder gut aufgestellt und kann eine sichere und individuelle Betreuung von Gebärenden garantieren.

„Wir nutzen die erzwungene Pause sinnvoll und führen in dem Zuge Renovierungs-, Maler- und Wartungsarbeiten in unseren Kreißsälen durch, die bei laufendem Betrieb schwer zu realisieren sind“, erklärt Peggy Kaufmann, Klinikgeschäftsführerin der Helios Klinik Leisnig.

Jährlich rund 500 Geburten in drei Kreißsälen

Über den personellen Engpass und die begrenzte Schließung der Geburtshilfe werden die niedergelassenen Gynäkologen, die Rettungsleitstelle sowie die umliegenden Geburtenstationen auf direktem Weg informiert. „Alle zur Geburt angemeldeten Schwangeren informieren wir ebenfalls persönlich“, sagt Dr. Schwaiger.

Die Helios Klinik Leisnig verfügt über drei Kreißsäle. Pro Jahr werden zirka 500 Geburten betreut. Im Schnitt sind das pro Tag also etwa ein bis zwei Geburten. Dabei arbeiten in der Helios-Klinik Leisnig die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Rahmen des Mutter-Kind-Hauses fachübergreifend eng zusammen.

Das ermöglicht jederzeit eine individuelle Betreuung von Mutter und Kind. Das Team der Geburtshilfe steht für Fragen unter der Telefonnummer: 034321/8462 beziehungsweise 8461 zur Verfügung.

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Kommentar: Angemessener Lohn überfällig

Künftigen Eltern kleiner Erdenbürger versetzt die Helios-Klinik Leisnig einen Schock: Sie brauchen kurz vor der Geburt eine andere Klinik. Keine Klinik darf eine werdende Mutter abweisen, doch Personal ist überall knapp. Der Mangel an Hebammen spielt in der so genannten großen Politik längst eine Rolle. Studienberuf soll es werden, fordert der Berufsverband. Doch wer den Mangel verstehen will, sollte das Vergütungsverzeichnis für Hebammen lesen. Eine Dienst-Beleghebamme in einer Klinik bekommt für eine Geburt inklusive einer Stunde Vor- und drei Stunden Nachbetreuung 165,60 Euro. Man rechne sich bei einer zehnstündigen Geburt den Stundenlohn aus und vergleiche mit einem Maler, Maurer, KfZ-Schlosser. Misslingt denen etwas, bricht kein Ohr. Und bei einer Geburt? In der Geburtshilfe arbeiten überwiegend Frauen. Und sie sollen mit ihrem Helfersyndrom für knapp über Mindestlohn einen derart verantwortungsvollen Job machen? Die nachrückende Generation nimmt das nicht hin - richtig so! Der Beruf wird nicht mehr ergriffen - schade und bedenklich. Mit einer der Verantwortung angemessen Vergütung gibt es keinen Hebammenmangel – nicht in Deutschland, und nicht in Leisnig. Steffi Robak

Von Steffi Robak

LVZ

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