Neuburg
Neue Chefärzte und alte Fernseher

Krankenhaus Neuburg in der schwierigen Anpassungsphase - "Die Kinderklinik bleibt immer"

10.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:13 Uhr
Die Zahl der Operationen im Neuburger Krankenhaus ging 2018 wegen Lücken in der Gynäkologie und Gastroentereologie leicht zurück. Für das laufende Jahr sieht die Geschäftführung einen Aufschwung. −Foto: Rein

Neuburg (r) Etwa 60 000 Patienten haben die Neuburger Krankenhäuser 2018 behandelt, die Ärzte operierten 3500-mal. Der Tagesbetrieb läuft also, während der Blick von außen auf die KJF Klinik Sankt Elisabeth nicht immer ungetrübt ist. Geschäftsführerin Ulrike Kömpe sieht das Haus noch in der "Anpassungsphase".

Der Trägerwechsel im Sommer 2017 zieht diverse Änderungen nach sich. "Dass nicht alle Hurra rufen, das war mir klar", sagt die Geschäftsführerin. Die Katholische Jugendfürsorge Augsburg (KJF) stehe aber hinter den Neuburger Kliniken. Es werde weitere Investitionen in Personal und technische Ausstattung geben.

Das wird in einigen Sparten auch notwendig sein. Das Grundkrankenhaus stammt aus der Erbauungszeit 1987 bis 1992, Sonderausstattungen hatte der Freistaat als Finanzier damals nicht erlaubt. So ist zum Beispiel die Intensivstation mit acht Betten längst zu klein und bedarf demnächst einer Erweiterung. Weil alle acht Betten belegt waren, hatte sich die Neuburger Klinik einige Male aus der Notfallversorgung abgemeldet. Von einem generellen Aufnahmestopp könne nicht die Rede sein, so Ulrike Kömpe.

Haustechnik wie Aufzüge, Patientenrufanlage oder Zimmerzubehör ist ebenfalls in die Jahre gekommen. Auch hier muss der Träger erneuern. "Die Fernseher in den Zimmern etwa sind so alt, dass wir keine Ersatzteile mehr bekommen", berichtet Pressesprecher Thomas Bauch.

Im Laborbetrieb gebe es definitiv keine Verschlechterung. Die Laborassistentin sei nachts zwar nur außerhalb in Bereitschaft, aber mit Schnellmessgeräten (poct-technik) werde man allen Notfällen gerecht. "Die Versorgung ist sogar besser als vorher, viele Kliniken haben dasselbe System", versichert die Geschäftsführung.

Die Fluktuation beim Personal ist erstaunlich. Die Gastroenterologie gilt weiter als Sorgenkind, zumal jetzt die Fachärzte Dr. Joachim Christ und Dr. Jan Herten gekündigt haben. Beide wechseln bald an die Klinik in Eichstätt, Christ wird dort Chefarzt. Interessanterweise ist der dortige Chefarzt Dr. Andreas Markus heuer als Chefarzt nach Neuburg gewechselt.

Über den Weggang von Christ und Herten sei man "traurig", so Geschäftsführerin Ulrike Kömpe, aber man könne es einem Mediziner nicht verdenken, wenn er eine Chefarztstelle, zudem noch in seiner Heimatstadt, annehme. Die Neuburger Klinik suche jetzt intensiv nach neuen Gastroenterologen - auf einem fast "leergefegten" Markt.

Die Suche nach einem neuen Chefarzt für die Anästhesie war bereits erfolgreich. Am 1. September fange der neue Mann an, bringe einen Oberarzt "und nach Möglichkeit noch weitere Anästhesisten" mit. Das Neuburger Team ist von acht auf fünf Ärzte geschrumpft, "sie leisten hervorragende Arbeit".

Der neue Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Peter Seropian, hat seine Arbeit aufgenommen und kontaktiert gerade die niedergelassenen Kollegen. Er sei Spezialist für Krebserkrankungen und Pränatalmedizin und bringe einen Oberarzt (ab 1. Juli) mit.

Auch für die brachliegende Urologie soll heuer ein Chefarzt kommen. Zwei Bewerber befänden sich in der Endauswahl. Der Plan, eine eigene Hauptabteilung einzurichten, stehe weiterhin, so Ulrike Kömpe. Interimsmäßig arbeitet derzeit der pensionierte Dr. Kurt Jenne mit. Den Streit mit den beiden niedergelassenen Neuburger Urologen will die Geschäftsführerin "sobald als möglich beilegen".

Für die Urologie plant die Klinik die Einstellung eines Kinder-Urologen. Er solle die Belange der Kinderklinik abdecken, so wie bereits Dr. Irena Barbaric als leitende Oberärztin seit 1. April als Spezialistin für Kinder-Gastroenterologie in Neuburg arbeitet. Am 1. Oktober soll zudem ein Kinder-Pneumologe (Lungenheilkunde) kommen.

Die Klinik strebt Synergieeffekte in der Behandlung von Kindern und erwachsenen Patienten an, "das wollen wir dual ausbauen", kündigt die Geschäftsführerin an. Gerüchte, die Kinderklinik würde vernachlässigt, weist sie entschieden zurück. Station 14 und 15 seien wieder voll geöffnet, ein Ausbau der Notfallversorgung und der Filiale in Ingolstadt sei beschlossen. Die zentrale Kinderklinik selbst "wird immer in Neuburg bleiben".